Wien - In der U6-Station am Westbahnhof sind am Montagmorgen viele ratlose Gesichter zu sehen, denn mit Betriebsbeginn in der Früh wurde die U6 teilweise gesperrt. Bis Ende August wird der Betrieb - wegen Sanierung der Station Josefstädterstraße - zwischen Westbahnhof und Alser Straße eingestellt und über die Ersatzlinie "E" geführt (siehe derStandard.at-Bericht inklusive Routen-Grafik).
Alle paar Minuten ertönen Durchsagen in der Station, Schilder wurden aufgestellt und Markierungen am Boden angebracht. Von den Wiener Linien sind rund 70 Mitarbeiter im Einsatz, die den Fahrgästen den richtigen Weg weisen.
Situation am Westbahnhof nicht chaotisch
Obwohl die U6-Sperre für viele Fahrgäste längere Fahrzeiten bedeutet, sind die meisten nicht aufgebracht und bleiben freundlich. "Ich habe es mir wesentlich schlimmer vorgestellt", sagt eine Mitarbeiterin der Wiener Linien und verteilt weiter Info-Folder an die vorbeieilenden Fahrgäste. Was sie jedoch wundert, ist, "dass viele Leute gar nichts von der Teilsperre mitbekommen haben, obwohl in den Medien so viel darüber berichtet wurde."
Immer wieder kommt es vor, dass Fahrgäste, die in Richtung Floridsdorf weiterfahren wollen, bei der Endstation Westbahnhof einfach im Waggon sitzen bleiben. "Ich denke, dass sich etwa die Hälfte der Fahrgäste schon sehr gut vorinformiert hat. Den anderen 50 Prozent helfen wir gerne weiter", erklärt ein weiterer Mitarbeiter der Wiener Linien.
Alser Straße wird großräumig umfahren
Ähnlich stellt sich die Situation am anderen Ende der U6-Teilsperre dar: an der Station Alser Straße, wo nur ein Bahnsteig in Betrieb ist. Auch hier regen sich nur wenige Fahrgäste über die Umstände auf, dass hier die vorläufige "Endstation" in Richtung Siebenhirten liegt.
Ganz friktionsfrei ist die Situation an der Alser Straße dennoch nicht. "Und wie komme ich jetzt zum Westbahnhof", fragt ein doch leicht aufgebrachter Öffi-Fahrer einen Mitarbeiter der Wiener Linien. "Mit der Straßenbahnlinie 43 zur Lange Gasse und dort in die Ersatzlinie 'E' umsteigen", erklärt der Mitarbeiter, der wie alle anderen eine gelbe Warnweste trägt. "Aber das ist extrem umständlich und kostet Zeit. Warum gibt es keinen Bus am Gürtel", erwidert der Fahrgast. "Das können leider wir nicht entscheiden", sagt der Mitarbeiter noch betont höflich. Der Fahrgast murmelt "Oaschpartie" vor sich hin und stapft die Stufen hinunter.
Im Erdgeschoß, wo vier Mitarbeiter Info-Folder verteilen, ist der Aufgang in Richtung Siebenhirten mit einer Kette verhängt. "Natürlich schimpfen die einen oder anderen herum, aber die Leute akzeptieren die Sperre bisher recht gut", erklärt einer der Männer mit gelber Warnweste und fügt hinzu: "Ich schätze, dass zwei Drittel der Fahrgäste gar nicht hierher kommen und großräumig ausweichen."
"Wie kommt man ins AKH?"
Am Westbahnhof wiederum ist eine häufige Frage, wie man denn nun zum AKH komme. Auch hier wird freundlich, aber bestimmt auf die Möglichkeit mit der provisorischen Straßenbahnlinie "E" verwiesen. Die Linie verläuft vom Westbahnhof zuerst über die Trasse der Linie 5 und weiter über jene der Linie 37 bis zur U6-Station Nußdorfer Straße. Die Linie "E" hat dieselben Intervalle wie die U6 und wird deshalb am Wochenende auch in der Nacht Fahrgäste transportieren.
"Der Ersatzverkehr wird gut angenommen", erklärt Michael Unger, Pressesprecher der Wiener Linien. Aber natürlich sei die Umstellung für die Fahrgäste ein Lernprozess, der ein paar Tage dauern werde. Unger wirkt dabei genau so wenig gestresst wie die meisten Fahrgäste. Vielleicht liegt die spürbare Entspanntheit wirklich an den gezielten Medienkampagne im Vorfeld - und wohl ein klein wenig auch am nicht zu heißem Wetter. (Elisabeth Mittendorfer, Martin Obermayr, derStandard.at, 18.7.2011)