Wien - FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache ist nach eigenen Angaben hinsichtlich einer möglichen Vermittlertätigkeit im Libyen-Konflikt "von unterschiedlichen Ansprechpartnern kontaktiert" worden. "Ich würde diesem Wunsch natürlich gerne folgen", zitiert die Tageszeitung "Österreich" in einer Vorausmeldung den freiheitlichen Parteichef. Ziel sei es, die NATO-Bombardements zu beenden. Strache bestätigte, dass der Wiener FPÖ-Gemeinderat David Lasar als "Emissär" in Tripolis war.

Strache sagte, er sei durch Emissäre in Kontakt mit dem Sohn von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi, Saif al-Islam, der sich oft in Österreich aufhielt und zum Freundeskreis des tödlich verunglückten Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider gehörte. Ob und wann er nach Tripolis fahren werde, "hängt natürlich von der internationalen Situation ab", sagte der FPÖ-Chef. Als langjähriger FPÖ-Chef war der spätere BZÖ-Gründer Haider ein besonders engagierter Verfechter enger Beziehungen zu Libyen. Seine Witwe Claudia übernahm als seine Nachfolgerin die Präsidentschaft der "Österreichisch-Libyschen Gesellschaft", deren Gründung in erster Linie auf eine Initiative freiheitlicher Politiker zurückging.

"Guter Ruf"

Den FPÖ-Chef zieht es laut "Österreich" auch nach Damaskus: "Wir hatten, wie sie wissen, bereits die syrische Opposition in Wien. Wir stehen auch hier weiter in Kontakt mit syrischen Stellen." Wenn es möglich sei, werde er "gerne versuchen, als neutraler Mediator zwischen (Präsident Bashar) Assad und den Rebellen zu vermitteln, um Lösungen gegen den Konflikt zu finden." Auch hier, betonte Strache, sei man an ihn herangetreten. Die FPÖ genieße "in dieser Region einen guten Ruf".

"Ich bin kein Schreibtischpolitiker, ich will mir selbst ein Bild machen", sagte Stadtrat Lasar am Freitag.

Lasar bietet sich als Vermittler an

Saif al-Islam Gaddafi habe ihm in einem Vieraugengespräch versichert, dass er bereit zu Verhandlungen mit der NATO sei, sagte Lasar. Der Sohn des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi habe im Gegenzug gegenüber dem FPÖ-Politiker auf einem Ende der Luftangriffe auf das libysche Regime bestanden. Gegenüber der "Presse" zeigte Lasar sich entsetzt über die NATO-Attacken. "Es ist unfassbar, welche Zerstörung die NATO hier angerichtet hat." Für eventuelle Verhandlungen stelle er, David Lasar, sich als Vermittler zu Verfügung.

Der Wiener Stadtrat soll am Freitag eine Pressekonferenz in der libyschen Hauptstadt Tripolis gegeben haben, in der er im Namen von Parteichef Strache forderte: "Die NATO soll aufhören zu bombardieren. Die Konfliktparteien müssen sich an einen Verhandlungstisch setzen, um eine Lösung zu finden." Andernfalls werde das Bombardement "noch hundert Jahre" fortgesetzt werden, da Tripolis ohne Entsendung von Bodentruppen nicht fallen werde. Auch FPÖ-Chef Strache wäre gerne nach Libyen gekommen, sagte Lasar, dies sei jedoch zeitlich nicht möglich gewesen. Der freiheitliche Emissär war zunächst nach Tunesien und via Landweg nach Libyen gereist.

Blaues Entsetzen über NATO

Im Gespräch mit Lasar habe sich Saif Gaddafi besonders für die Frage interessiert, warum ein Gast aus Wien die gefährliche Reise nach Libyen auf sich nehme, berichtet die "Presse". Die Begegnung des Wiener Politikers mit dem Gaddafi-Sohn soll nur kurz gedauert haben. "Er ist ja angesichts der permanenten Gefahr von Anschlägen ständig auf Achse." Bedenken, dass er vom libyschen Regime zu einer Propaganda-Aktion missbraucht werde, habe er "überhaupt nicht", so Lasar.

Der Landeschef der Wiener FPÖ, Johann Gudenus, sagte der APA, er habe über den Vorfall "keine Information". (APA)