Die Rewe kooperiert für Billa Stop &Shop mit dem Kraftstoff-Diskonter Jet.

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Im Herbst 2009 wurde "Spar Express" eingeführt. Bis 2013 sollen weitere 70 Standorte entstehen.

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Der Wettbewerb um die automobilen Kunden ist bereits in vollem Gange.

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Tankstellen werden zunehmend zu Supermärkten mit Tankmöglichkeit. In den letzten Jahren hat unter den großen Handelsketten wie etwa Spar oder Rewe ein regelrechter Wettlauf um die besten Standorte eingesetzt. Grund dafür: Die Filialexpansion ist weitgehend ausgereizt. Tatsächlich sind Tankstellen gut erreichbare und hochfrequentierte Orte - und von daher interessant für die Ketten. Diesel und Benzin sorgen für die Frequenz, die Lebensmittel bringen höhere Margen. Jeder dritte Tankstellenkunde soll bereits in einem Shop einkaufen.

Shoppen mit Konzept

Dabei hat sich in den letzten zehn Jahren die Zahl der öffentlichen Tankstellen in Österreich um mehr als 200 verringert. Der Rückgang von 2009 auf 2010 betrug 2,2 Prozent. "Aufgrund des harten Verdrängungswettbewerbs und der geringen Margen wird es immer schwieriger, Tankstellen wirtschaftlich erfolgreich zu führen", stellt Christoph Capek, Geschäftsführer des Fachverbandes der Mineralölindustrie, fest. In der Hoffnung auf Zusatzgeschäft setzen die Betreiber auf Shop-Konzepte. Von den insgesamt 1635 sogenannten Major-branded Tankstellen, also OMV oder BP, verfügen immerhin bereits 1500 über einen eigenen Shop.

Generell sei die Bedeutung des sogenannten Non-Oil-Business in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, erklärt Alexandra Seidl vom größten österreichischen Mineralölkonzern OMV. Durchschnittlich kommen rund 20 Prozent des Deckungbeitrages aus dem Shop- beziehungsweise Gastro-Bereich.

Bei einzelnen Tankstellen könne das Non-Oil-Business bis zu 50 Prozent des Treibstoffumsatzes betragen, meint sie. Man konzentriere sich dabei vor allem auf Standorte in guter Lage und baue die Viva-Tankstellenshops kontinuierlich aus. Mittlerweile sind in Mitteleuropa rund 1000 OMV-Tankstellen mit einem Viva-Shop ausgestattet.

Der Preis der Bequemlichkeit

Der traditionelle Handel drängt nach: Seit 2009 beliefert Billa österreichweit alle Tankstellen des Kraftstoff-Diskonters Jet (ConocoPhillips Austria). Begonnen hat die Zusammenarbeit schon 2007. Das Motto lautet: einkaufen auf die Schnelle. "Billa Stop & Shop" heißt das sogenannte Co-Branding. "Insgesamt 110 Tankstellenshops sind bereits damit gekennzeichnet" , sagt Nicola Treitl von der Rewe International AG. "Langfristig sollen alle Jet-Tankstellenshops dieses Branding erhalten."

Auf mindestens 50 Quadratmetern Fläche wird ein Sortiment von rund 1500 Artikeln angeboten. Die Waren sind zwar günstiger als in herkömmlichen Tankstellenshops, doch dafür kosten Markenartikel oft deutlich mehr als im traditionellen Supermarkt, und auch Lebensmittel-Eigenmarken liegen um einige Prozent über jenen im herkömmlichen Geschäft. Bequemlichkeit hat eben ihren Preis.

"Doch dafür gibt es ein Angebot an frischen Waren, und das teilweise 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche", erläutert Treitl. Prinzipiell würden die Öffnungszeiten abhängig vom jeweiligen Standort und vom selbstständigen Tankstellenunternehmer variieren, sagt sie.

Tanken wird zur Nebensache

Als zusätzliche "Gelegenheit der bequemen Nahversorgung", wie Werner Wutscher, Vorstand der Rewe International AG, sagt, wird Billa Stop & Shop von "Adeg am Weg" ergänzt. Der erste 65 Quadratmeter große Tankstellen-Greißler eröffnete im vergangenen Oktober im steirischen Mureck in einer Pein-Energy-Tankstelle. Das Konzept bietet ein Sortiment von rund 1000 Produkten.

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Spar beispielsweise plant den Ausbau von "Spar Express" . Bis 2013 sollen weitere 70 Tankstellenshops entstehen. Momentan gibt es 20. Geführt werden die Express-Shops in Kooperation mit dem Tankstellen-Betreiber Doppler (BP, Turmöl). "Mit Eigenmarkenprodukten zu ganz normalen Supermarktpreisen", wie Spar-Chef Gerhard Drexel betont.

Die Eigenmarken machen dabei den Großteil der rund 1500 Produkte aus, erklärt eine Sprecherin. Bei allen anderen Produkten käme Spar wegen der erhöhten Personalkosten in Tankstellenshops um geringe Preisaufschläge nicht herum. Jedenfalls werde das Angebot gut angenommen, heißt es seitens Spar: "Wir beobachten, dass einige Kunden primär zum Lebensmitteleinkauf und gar nicht zum Tanken kommen."

Diskonter mit Zapfsäule

Aber mit dem schnellen Schokoriegel oder Energydrink für den müden Autofahrer ist die Fantasie für mögliche Kooperationen noch lange nicht erschöpft: Seit 2007 kann man, dank einer Kooperation mit der Post, an allen 170 OMV-Tankstellen mit Viva auch Pakete aufgeben. Oder, dank Zusammenarbeit mit der Erste Bank, Bankgeschäfte erledigen.

Dass es auch andersrum geht, zeigt Hofer: An einigen Standorten bietet der Lebensmittel-Diskonter auf seinen Parkplätzen auch die Möglichkeit zu tanken. (Markus Böhm, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16./17.7.2011)