Schätzwert 25 Mio. Dollar: Klimts "Litzlberg am Attersee".

Foto: Sotheby's

Salzburg / New York - Dem dekorativen Charme der um Aufmerksamkeit heischenden kostbar ornamentierten Goldbildern Gustav Klimts (u. a. Bildnis Adele Bloch-Bauer, 135 Mio. Dollar) erliegt nicht jeder. Für viele andere spielen seine Landschaften, deren koloristische Brillanz und deren architektonisch großartiger Aufbau die Hauptrolle: Für finanzkräftige Sammler, auch für manche Kunsthistoriker, die sie als Quintessenz werten, weil man in ihnen dem ganzen Klimt begegnen würde.

Und vor allem für George Jorisch, dem Enkel Amalie Redlichs (geborene Zuckerkandl), für den zwei dieser Meisterwerke bis heute zu Helden seiner Kindheit gehören. 1939 sah er sie kurz nach der Arisierung des Sanatoriums Purkersdorf zum vorerst letzten Mal, dann folgten Beschlagnahmen und verlor sich deren Spur.

Der Rest ist jüngere Restitutionsgeschichte: Kirche in Cassone war bis Herbst 2009 in österreichischem Privatbesitz, wurde (trotz dem nicht anwendbaren Kunstrückgabegesetzt) restituiert und wechselte im Februar 2010 für umgerechnet 30,72 Millionen Euro bei Sotheby's in London den Besitzer. Das zweite Bild musste überhaupt erst identifiziert werden. Jorisch wähnte es - ebenso wie Cassone - motivisch als Gardasee-Stück, Provenienzforscherin Ruth Pleyer demaskierte es im Zuge akribische Recherchen als das seit 1944 im Bestand des Museums der Moderne Salzburg (MdM) befindliche Litzlberg am Attersee.

Dort hatte man sich bereits seit einigen Jahren um die Klärung der Provenienz des Gemäldes aus dem Jahr 1915 beschäftigt. Die endgültige Rekonstruktion und Lösung des Rätsels gelang erst Anfang des Jahres und hat mehrere Väter und Mütter - abseits der politischen Bühne in der zweiten Reihe.

Wie der Standard berichtete, entschied sich das MdM zur Restitution des Gemäldes. Exklusiv vorliegenden Informationen zufolge gelangt es am 2. November bei Sotheby's in New York zur Versteigerung. Offiziell beziffern die Experten des Auktionshauses den Schätzwert mit 25 Millionen Dollar (17,59 Mio. Euro). Inoffiziell laufen erste Wetten um deutlich höhere Beträge an.  (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Printausgabe, 15.7.2011)