So sieht es aus wenn einem Bürger die Augen gescannt werden

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Nach einem spektakulären Gefängnisausbruch in Afghanistan konnte das U.S. Militär mehrere Insassen auf Grund von gespeicherten biometrischen Daten wieder finden. Wie die New York Times berichtet, konnten die meisten Flüchtlinge an Checkpoints oder Grenzübergängen gefasst werden, aber die biometrische Erfassung kam auch bei Verkehrskontrollen oder Rekrutierungsstationen der afghanischen Armee zum Einsatz.

Bisher über 3,5 Millionen Menschen erfasst

Es war dem amerikanischen Militär beinahe unbemerkt und ohne größere Proteste gelungen, eine große Anzahl an Menschen in Afghanistan und Irak biometrisch zu erfassen. Primär ging es der Armee darum Männer im waffenfähigen Alter, also 15 bis 64, in einer Datenbank zu speichern.

Dabei wurden mehr als 1,5 Millionen Afghanen von amerikanischen, NATO und lokalen Einheiten erfasst. Damit ist jeder zwanzigste Einwohner Afghanistans und jeder sechste Mann im waffenfähigen Alter biometrisch erfasst.

Im Irak waren die Militärs noch gründlicher. Mit 2,2 Millionen Irakern haben sie jeden vierzehnten Einwohner oder jeden sechsten Mann im waffenfähigen Alter erfasst.

Augenscans, Fingerabdrücke und Fotos

Um die Datenbank mit Daten zu füllen, scannten Soldaten und Polizisten die Augen, machten Fotos vom Gesicht und nahmen Fingerabdrücke. Neben Gefängnisinsassen mussten auch Bewerber für Staatsdienste, wie Militär oder Polizei die Prozedur über sich ergehen lassen. Die Ermittlung der Daten ging so weit, dass afghanische oder irakische Bürger weder ihr Dorf verlassen noch öffentliche Stellen aufsuchen durften um nicht erfasst zu werden.

Durch die digitale Erfassung der Daten ist es, im Gegenzug zu den traditionellen Fingerabdrücken, leichter möglich die Daten abzufragen. So können Soldaten die mit portablen Minicomputern ausgestattet sind, ebenfalls die Datenbank nach gespeicherten Informationen durchsuchen.

Auch in westlichen Staaten wurde schon des Öfteren die Einführung einer solchen biometrischen Datenbank diskutiert. Aufgrund von Bedenken, die Privatsphäre könnte dadurch verletzt werden und es könnte zu unbefugten Zugriffen kommen, wurde eine solche Datenbank aber bisher nicht eingeführt.

Waffe gegen Minderheiten

Obwohl es in Afghanistan und Irak nur wenige Proteste gab, haben dennoch einige Bürger Angst, dass die gesammelten biometrischen Daten als Waffe gegen ethnische oder religiöse Minderheiten verwendet werden könnten. Darum wollen sogar einige Behörden, die das Programm unterstützen, es aus den Händen des amerikanischen Militärs in ihre eigenen legen.

Science Fiction Filme

Bisher gab es automatisierte Iris Scans zur Kontrolle der Bevölkerung nur in Science Fiction Filmen. In der Realität war es bisher so, dass nur Geheimdienste oder Eliteeinheiten des Militärs diese Technik benutzten, aber mit der Verbreitung von tragbaren Geräten zur biometrischen Erfassung macht es jetzt auch für die gesamte Armee erschwinglich und praktikabel.

Dennoch ist das biometrische System für die USA ein teures Unterfangen. Zwischen 2007 und 2015 kostet es 3,5 Milliarden US Dollar.

Erster Versuch 2004

Den ersten Versuch in großflächiger biometrischer Erfassung startete das U.S. Militär bereits 2004 in Falluja, Irak. Der Hafen wurde verbarrikadiert und nur Menschen die sich biometrisch erfassen ließen hatten Zutritt zum Hafen. 

Nachdem ein Terrorist in einer amerikanischen Basis 2004 einen Selbstmordanschlag verübt hat, war es Bürgern anderer Länder nur noch möglich, amerikanische Anlagen zu betreten, wenn sie sich biometrisch erfassen ließen. 

General David H. Petraeus sagt, die Technologie ist nicht nur wichtig um Aufständische in der Bevölkerung aufzuspüren, sondern auch um Angriffe auf das U.S. Militär zu vereiteln. So könne man Fingerabdrücke von nicht detonierten Bomben nehmen und diese mit der Datenbank abgleichen, um so den Attentäter zu identifizieren.

Noch gibt es Probleme mit den tragbaren Geräten, die in der Hitze Afghanistans den Geist aufgeben oder kaputt gehen, wenn sie zu Boden stürzen. Es ist aber nur ein Frage Zeit, bis das System perfektioniert ist und das U.S. Militär die Datenbank mit noch mehr Daten füttern kann. (soc)