Fotovoltaik-Kraftwerk in Linz: Die Anteilscheine sind schon dreifach überzeichnet.

Foto: Wodicka

Linz/Wien - Der Ansturm war enorm. Anfang Juli wurde die erste Tranche für ein Bürgerbeteiligungs-Solarkraftwerk in Linz aufgelegt, und die Anteilscheine waren binnen zweier Wochen nicht nur ausgeschöpft - sondern bereits dreifach überzeichnet.

Es ist das erste Pilotprojekt einer ganzen Reihe von Bürgerkraftwerken, die Energielandesrat Rudi Anschober (Grüne) für Oberösterreich plant. "Wir wollen diese Fotovoltaik-Kraftwerke auf den Dächern von Betrieben errichten, die tagsüber einen hohen Energieverbrauch haben, sodass der Sonnenstrom gleich vor Ort genützt werden kann", erläutert Anschober im Standard-Gespräch. Denn der Direktverbrauch des Sonnenstroms bringe zwei Vorteile mit sich: "Wenn nicht ins Netz eingespeist werden muss, ersparen wir uns mögliche Netzüberlastungen - und Netzgebühren. Damit wird die Fotovoltaik-Anlage gleich wirtschaftlich interessanter."

Anschober nennt auch erstmals zwei konkrete Standorte für Linz: die Dächer der Postgarage und des Rechenzentrums.

Das erste Bürgerkraftwerk ist auf eine Gesamtkapazität von 125 kWp ausgelegt und wird gemeinsam vom Land Oberösterreich, der Stadt Linz und der Linz AG umgesetzt. Finanziert wird die Anlage über Förderungen aus den Ressorts Anschober, der Linzer Umweltstadträtin Eva Schobesberger (Grüne) - und eben über die Bürgerbeteiligungen. Diese "Sonnenscheine" werden zu je 300 oder 600 Euro gestückelt und mit 3,3 Prozent verzinst.

Neue Bundesförderung

Für die Finanzierung der nächsten "Bürgerkraftwerke" wird das neue Ökostromgesetz des Bundes eine deutliche Erleichterung bringen: In dem vor einer Woche von SPÖ, ÖVP, BZÖ und Grünen beschlossenen Gesetz ist ein fixes Förderkontingent von jährlich acht Millionen Euro für Fotovoltaik-Anlagen vorgesehen.

Die Errichtung derartiger Bürgerkraftwerke hat auch die rot-grüne Stadtregierung in Wien angekündigt. Hier befindet sich das Projekt noch im Vorbereitungsstadium. "Wir arbeiten derzeit noch an der Machbarkeitsuntersuchung, die in den nächsten Wochen fertiggestellt werden wird", heißt es dazu im Büro der Grünen Planungs- und Energiestadträtin Maria Vassilakou. "Dank des neuen Ökostromgesetzes sind nun aber die Rahmenbedingungen für die nächsten Jahre klar."

Gleichzeitig würden aber auch schon konkrete Gespräche mit möglichen Partnern für die Standorte, auf denen die Fotovoltaik-Kraftwerke errichtet werden sollen, geführt. Wie auch in Oberösterreich favorisiert Vassilakou vor allem die Dächer von "öffentlichen und semiöffentlichen Betrieben" für die Errichtung der Bürgerkraftwerke.

Der Hintergrund: Für die wirtschaftliche Berechnung dieser Anlagen wird ein Zeitrahmen von 20 bis 25 Jahren herangezogen. Für diese Laufzeit sollten der Standort und damit der Betrieb der Anlage möglichst gesichert sein.

Für die Errichtung des ersten Wiener Beteiligungs-Kraftwerkes wird im Büro Vassilakou das kommende Jahr angepeilt. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD; Printausgabe, 14.7.2011)