Pasta - was dem Italiener seine Nudeln, ist auch des Spaniers "Zaster". Dass Italien nun unter Druck gerät, bringt Spanien keinen Deut Entspannung. Im Gegenteil. Am Montag erreichten die Risikoaufschläge zehnjähriger spanischer Staatsanleihen ein historisches Hoch und kletterten auf 327 Basispunkte. Die von Portugal notierten zeitweise bei 1087 Zählern.

Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero appellierte, "eine rasche Lösung" des Griechenland-Problems zu finden. Denn "mehr denn je bedarf es einer Antwort, da der Vertrauensverlust sich auf mehr und mehr Länder ausweitet".

Zur misslichen Lage am Ibero-Arbeitsmarkt - wo zwar Saison bedingt im Juni die Zahl der Jobsuchenden auf 4,12 Millionen sank -, dem schwachen Binnenkonsum und dem nicht endenden Problemreigen der Banken, gesellt sich ein weiterer Unsicherheitsfaktor hinzu: Die politische Weichenstellung der "Post-Zapatero-Ära" wenige Monate vor den Parlamentswahlen, die allerspätestens im Frühjahr 2012 anstehen.

PricewaterhouseCoopers oder The Economist drängen nebst anderen Spaniens scheidende Regierung zu beherzteren Reformen, die in erster Linie die Wettbewerbsfähigkeit fördern müssten. Dies wäre der einzige Ausweg aus der Krise. Doch Alfredo Pérez Rubalcaba, der designierte Spitzenkandidat der regierenden Sozialisten (PSOE), hat seinen Sündenbock in den "Banken und Sparkassen" gefunden und spart nicht mit Schelte für deren Kreditvergabepolitik zur Zeit des Immobilienbooms, der Standard berichtete.

Zurück zur Blase

Der Bankensektor indes fürchtet, dass eine Hypothekenkredit-Tilgung über mindestens 60 Prozent des Ursprungswertes der angezahlten Wohnung- oder des Hauses, wie es Rubalcaba einforderte, mit knapp vier Milliarden Euro auf deren Bilanzen lasten würde. Gleichzeitig würde dies die ohnehin immense Zahl unverkaufter Immobilien um weitere 400.000 Einheiten erhöhen. Ein Desaster, denn auch im Mai sanken Verkäufe im Jahresvergleich um weitere 18,3 Prozent.

Just diesem Abwärtstrend gedenkt nun die noch-oppositionelle Volkspartei (Partido Popular) unter Mariano Rajoy mit jenem Plan entgegensteuern, den 1998 Exministerpräsident José María Aznar umgesetzt hat: Eine neuerliche Baulandliberalisierung und die Wiedereinführung von Steuernachlässen beim Hauskauf. Analysten zeichnen daher bereits ein Back-to-the-Bubble-Szenario, bei dem den Sorgenkindern unter den Sparkassen und Neo-Bündnissen, die Staatsmittel beanspruchen, eine Durststrecke droht. Sie könnten zwischen 15 und 70 Prozent ihres Werts, sprich knapp 6,2 Mrd. Euro "in den kommenden fünf Jahre verlieren", warnt Spaniens Bankenverband, der sich vehement gegen weitere Stresstests positionierte.

Laut Boston-Consulting-Analyse wäre schlimmstenfalls mit zusätzlichem Kapitalisierungsbedarf von 35 Mrd. Euro bis 2015 zu rechnen, selbst wenn 2500 Zweigstellen der staatlich intervenierten Institute geschlossen und 13.000 Banker entlassen würden. (Jan Marot aus Granada, DER STANDARD, Printausgabe, 12.7.2011)