Roland Resch dreht den Rowenta in der Box aus.

Foto: Guido Gluschitsch

Auch wenn das VIP-Ringtraining harte Arbeit ist, geht es immer lustig zu.

Foto: Guido Gluschitsch

Die Serien-Kawasaki ZX10R, mit der Roland in der ÖM aufzeigt, ist der Kamerawagen beim VIP-Ringtraining.

Foto: Guido Gluschitsch

Krone.at-Kollege Stephan Schätzl raubert ebenfalls mit der Grünen am Pannoniaring, während ich der messerscharfen 6er-Yamaha die Sporen gebe.

Foto: Guido Gluschitsch
Foto: Guido Gluschitsch

Mitten in der Box am Pannoniaring reißt Roland Resch am Kabel. Kurz darauf heult der Motor auf, dreht hoch bis zur Maximaldrehzahl. Der Lärm des Motors zerrt an den Nerven, Roland schaut ernst, lenkt konzentriert nach links und rechts. Erst als er die Kamera sieht, ist es mit der Konzentration vorbei, und er schreit lauter, als der Motor heult: "Das war ja klar, dass du mich beim Staubsaugen fotografieren musst." David Petauer, Mechaniker, Techniker und Mr. Perfect von Roland, schaltet sich dazwischen und den Sauger aus. "Mach dich fertig für den nächsten Turn, ich mach hier sauber, wenn ihr draußen seid."

"Sauberkeit ist extrem wichtig, ganz egal, ob beim Motorrad oder in der Box", erklärt mir der Roland, "Denn sie hilft hier, Fehler zu finden." Und das ist das Erste, was beim VIP-Ringtraining mit dem Soletti, wie ihn manche Fans nennen, auffällt. Hier ist es so sauber, dass man vom Boden, von Rolands Kawasaki, seinem Leder, sogar seinen Stiefeln essen könnte. Das muss man aber nicht. Während vorne in der Box die Motorräder auf einem schwarzen Teppich stehen, ist der hintere Teil Info-Center, Snack-Bar, Kaffeehaus und Elektrolyt-Station. Zwischen Espressomaschine und den eisgekühlten Wasserflaschen steht ein riesiger Bildschirm, über den wir gerade das On-Board-Video analysiert haben, das Roland während des letzten Turns von Stephan und mir aufgenommen hat.

Eigener Mechaniker

Derweil wir nach jeder Trainingseinheit am Motorrad die Fehler und Fortschritte durchgehen, checkt David in der Box die Motorräder. Er prüft die Reifentemperatur und den Luftdruck, tankt auf, kontrolliert die Kette und die Bremsen. Nachdem er meine Vorderradbremse angreifen kann, ohne sich die Finger zu verbrennen, meint er nur kurz: "Na, ich glaub da geht noch was."

Jetzt habe ich in den letzten Jahren schon einige Ringtrainings gesehen und auch mitgemacht - aber das hier, habe ich vorher noch nicht erlebt. Und damit meine ich nicht nur die perfekte Rundumbetreuung, sondern vor allem auch die Art und Weise, wie einem der Roland Turn um Turn die Sekunden von den Rundenzeiten stiehlt. Es gibt keinen Fehler, der ihm entgeht, er erkennt jeden Schritt in die richtige Richtung und kommentiert diesen. Diese Geduld, sein Charme und die Bereitschaft, sein umfangreiches Wissen zu teilen, ist einzigartig. Und obwohl er permanent für uns da ist, findet er dazwischen noch Zeit für die Fans, die seine Box stürmen, kurz mit ihm plaudern, oder sich den Helm signieren lassen wollen.

Echte Freude als Motivator

Obwohl, so viele Fans sind es heute gar nicht. Das liegt aber daran, dass wir uns den Pannoniaring heute mit vielleicht gerade einmal 15 anderen Motorradfahrern teilen. Roland schwört, dass es nicht in seiner Hand liegt, dass wir Runde um Runde vollkommen alleine drehen können - aber so, wie der Tag verläuft, zweifle ich ein wenig an seinen Worten. Nichts zu zweifeln gibt es an seiner Freude, wenn er merkt, dass einer seiner VIPs Fortschritte macht. Als wir auf der Start-Ziel-Geraden wie immer die Position wechseln, jubelt er mir zu, dass ich mich an seinen Zieleinlauf erinnere, als er 2008 den GSX-R Cup mit weit über sieben Sekunden auf den Zweiten gewann. Nach dem vorletzten Turn nimmt er in der Box den Helm ab und strahlt übers ganze Gesicht, weil wir schon so viel besser fahren als am Vormittag. Das motiviert unendlich.

Ein weiterer gravierender Unterschied zu den Trainings, die ich am Pannoniaring bereits machte, ist die Linie, die uns Roland zeigt. Gleich an drei Stellen, wo andere Trainer einem Kurven beibringen, ist beim Roland eine Gerade. Was das für die Beschleunigung bedeutet, kann man sich anhand des Kamm‘schen Kreises ausrechnen - wo andere noch tief in Schräglage sind, hängt man auf der Resch-Linie schon voll am Gas. Außerdem spart man sich so "einige Meter, pro Runde", wenn man die Strecke durch Geraden abkürzt.

Der Fortschritt

Am Vormittag kämpfte ich noch mit der Traktion meiner R6. In einigen Kurven schmierte das Hinterrad gerade so, dass es freundlich anzeigte: "Pass auf, Burli, irgendwann ist Schluss mit lustig." Bis zum Nachmittag purzelten die Rundenzeiten, gleichzeitig wurde die Schräglage geringer, und der Reifen kam noch weiter weg davon, auch nur ein wenig zu schmieren. Allein durch die neue Linie kann man rund um den Kurs einige km/h schneller fahren - auch in den Kurven - und dabei sind wir noch gar nicht in dem Bereich, wo wir den Bremspunkt in Richtung Kurveneingang verschieben.

Drei, vier Tage mit dem Roland würden sogar bei mir reichen, dass ich mich nie wieder für meine Rundenzeiten genieren müsste. Ein Tag VIP-Training kostet 650 Euro, und damit fast das Dreifache anderer Anbieter - bringt aber mindestens das Fünffache. Warum der Unterschied so groß ist, beantwortet Roland mit seiner Rennerfahrung. Doch die alleine kann es nicht sein, denn Roland fährt nicht nur schnell, sondern ist auch in der Lage, seine Erfahrung weiterzugeben. Einen Tipp hat er an alle, die überlegen, einmal oder hin und wieder am Ring zu fahren: "Spar nicht beim Reifen. Ein guter Gummi kostet zwar einige hundert Euro, aber das steht in keiner Relation zu einem Motorrad mit Totalschaden, geschweige denn zu einer angeschlagenen Gesundheit."