Knapp 100.000 Quadratmeter Verkaufsfläche haben Österreicher im Zagreber Westgate geschaffen. Man schlage sich trotz des harten Umfelds gut, sagen die Eigentümer. Händler sehen das anders.

Foto: westgate.com

Probleme mit dem Grundbuch schrecken potenzielle Käufer ab.

Wien – Für österreichische Investoren spitzt sich die Lage in Zagreb zu. Ihr um mehr als 250 Millionen Euro aus dem Boden gestampftes Einkaufscenter Westgate wächst sich zum dicken Verlustgeschäft aus. Der Notausgang in Form eines Verkaufs gilt derzeit als versperrt.

Geldgeber sind der frühere Chef der Creditanstalt, Guido Schmidt-Chiari, Safthersteller Franz Rauch und Architekt Christoph Achammer. Mit dabei sind weiters Ernst Kirchmayr, Chef der PlusCity in Linz und zu mittlerweile nur noch einem kleinen Anteil die ehemaligen Einrichtungshändler Thomas und Bernhard Braunsberger.

Größter Retailpark Europas

Auf lediglich 92 Millionen Euro soll das Projekt, das als größter Retailpark Europas konzipiert wurde, nun dem Vernehmen nach geschätzt worden sein. Potenzielle Käufer boten dafür gerade einmal 40 Millionen, ließen davon jedoch wegen Problemen im Grundbuch ab. Einzelne Grundstücke sind juristisch gesehen nicht sauber.

Kroatien ist von der Krise hart getroffen und geht von anhaltend geringer Kaufkraft bis 2016 aus. Zagreb hat mit 600 Quadratmetern je tausend Einwohner bereits jetzt eine höhere Dichte an Shoppingzentren als Wien, errechnet Roman Schwarzenecker vom Berater Standort+Markt. Dennoch reißt der Bauboom nicht ab. Drei weitere große Projekte sind in Zagreb in Umsetzung. Der Möbelriese Ikea, den die Österreicher zu sich holen wollten, sicherte sich für ein eigenes Center mehr als 100.000 Quadratmeter im Osten der Stadt.

Westgate soll teils nicht einmal alle Betriebskosten hereinspielen, sagen Händler. Auf ihren Druck hin wurden Fixmieten in Umsatzmieten umgewandelt, doch der ist mager. Vor allem regionale Gastronomen leiden unter der geringen Frequenz. Ketten von McDonald's bis zu Burger King fehlen ebenso wie internationale Einrichtungs- und Baumärkte. Sportina, eine der stärksten Textilketten des Landes, will noch im Sommer ausziehen, erzählen ansässige Unternehmer. Viele Flächen würden selbst betrieben oder günstig an Autohändler vergeben. Dass H&M im Oktober mit einem Flagshipstore einzieht, halte den Exodus nicht auf.

Wachsende Nervosität

Bei den österreichischen Investoren flattern die Nerven. Klagen sind anhängig, Rechnungen untereinander nicht beglichen, angesichts des permanenten Bedarfs an frischem Eigenkapital werde an Ausstiegsszenarien gearbeitet, berichten mit dem Projekt Vertraute.

Es gebe immer bessere Investments, aber so sei das eben, sagt Schmidt-Chiari. Für einen Einzelnen sei ein Ausstieg nicht einfach. Er selbst sei zuversichtlich, dass die Kaufkraft bald anspringe. Für die Flächen rundum gebe es konkrete Projekte. Gelinge es, damit das Center zu beleben, sei der Wille zu finanzieren größer. Und Klagen gebe es nur in eine Richtung.

Eben für eine Tankstelle gewonnen hat Westgate die OMV. Mit Schweizer Entertainmentpark-Betreibern wird verhandelt. Die Autobahnabfahrt fehlt nach wie vor.

Kirchmayr verweist Ausstiegspläne in die Welt der Gerüchte: Im Gegenteil, er sei bereit, seine Anteile aufzustocken. Externe Kaufangebote und Schätzungsaufträge kenne er nicht. Der Vermietungsgrad betrage 90 Prozent. Dass Mieter da und dort ausziehen, sei normal. "Wir schlagen uns sehr gut." Der nahe EU-Beitritt Kroatiens bedeute jedenfalls hohes Potenzial.

Die Hoffnungen der Eigentümer ruhen auf Peter Hasslacher. Sieben Jahre lang war er Handelsdelegierter in Kroatien, sein Job ist es nun, Partner für 600.000 Quadratmeter Außenfläche zu finden. Die Situation sei angesichts des unerfreulichen Umfelds klar verbesserungswürdig, sagt er, "wie bei anderen Centern auch. Das Westgate entwickelt sich nicht schlechter als andere". Dass jährlich 20 Mio. Euro nachgeschossen würden, sei falsch, da zu hoch. Probleme mit dem Grundbuch seien hier Alltag, "wir arbeiten an einer Lösung." (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9./10.7.2011)