Der neue 3D-Digitalscanner soll zukünftig den Besuch beim Zahnarzt erleichtern.

Foto: a.tron3d GmbH

Wien - Wer schon einmal einen Zahnabdruck bekommen hat, kennt das Gefühl: der Mund ist voll mit Abdruckmasse und hochkonzentriert muss man den Würgereiz unterdrücken. Diese Prozedur könnte bald der Vergangenheit angehören. Wissenschafter des Austrian Institute of Technology (AIT) haben gemeinsam mit einem Kärntner Dentalspezialisten den nach eigenen Angaben kleinsten optischen 3D-Scanner der Welt entwickelt. Dieser soll volldigitale Zahnabbildungen ermöglichen und damit die für Patienten unangenehme Abformung mittels Abdruckmasse obsolet machen, teilte das AIT in einer Aussendung mit.

3D-Modell der Zähne

Der Scanner wird laut AIT einfach in einem Bogen über die Zähne von vorne nach hinten bewegt. Dabei werden wie bei einem klassischen Film zahlreiche Bilder pro Sekunde gemacht. Die ebenfalls von AIT entwickelte Software verarbeitet diese Daten in Echtzeit und vereint die besten Bilder in ein 3D-Modell. Das System legt dabei automatisch Referenzpunkte fest, damit alle Bilder perfekt in der richtigen Position und Orientierung zusammengefügt werden. Auf dem weißen Zahnmaterial wird dafür ein spezielles Beleuchtungssystem benötigt, das vom AIT entwickelt wurde. Dabei wird ein Zufallsmuster mit bestimmter Lichtwellenlänge auf die Zähne projiziert.

Präziser und günstiger

Nach Angaben von AIT ist das digitale 3D-Modell viel genauer als herkömmliche Abdrücke. Der Dental-Scanner sei zehnmal kleiner und wesentlich günstiger in der Produktion als existierende Systeme. Für die dreidimensionale Erfassung sind zwei Kameras in einem klar definierten und - weil im Mund gescannt wird - sehr kleinen Abstand erforderlich. Zudem müssen wegen des geringen Abstands der Kamera zu den Zähnen spezielle Weitwinkelobjektive verwendet werden. Deren Verzerrungen korrigiert die Software automatisch.

Der Scanner wurde bereits im Vorjahr beim Businessplan-Wettbewerb für Life Sciences "Best of Biotech" mit dem dritten Platz ausgezeichnet und erhielt auch den von LISA Vienna Region gesponserten "Medtech Award".

Angedacht ist, das System für die Orthopädie zu adaptieren. Das neue 3D-Stereo-System des AIT bietet aber zahlreiche weitere Einsatzmöglichkeiten, etwa im Bereich Robotik, bei der Mengenerfassung und Qualitätskontrolle von industriellen Gütern sowie für autonome Triebwagen von Zügen. (APA)