Kann sein, man verirrt sich, trotz Navisystem, mit dem Q3 mal in die Wüste, die Sahara zum Beispiel.

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Dann kann man sich dort grob nach dem Bordkompass orientieren zwecks Rückkehr in die Zivilisation. Allzu brutal sollte das Gelände dorthin aber nicht sein

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Samoa-Orange heißt die Farbe, erkennbar handelt es sich hier um einen Audi, und die Firma hat sportives Design und SUV noch nie so gekonnt zusammengebracht.

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Wie definiert sich Marktlücke? Dem Duden nach so: "Fehlendes Angebot einer Ware, einer Warenart oder Ähnlichem, für die Bedarf besteht." Es liegt in der Natur der kapitalistischen Sache, solchen Bedarf notfalls erst zu schaffen und dann sogleich zu befriedigen. (Er-)Finder der Lücke, um die es hier geht, nämlich Kompakt-SUVs im Premium-Bereich, ist - nein, nicht Audi, sondern BMW, mit dem X1, ein sagenhafter Erfolg.

Dass dies sein baldiger direkter Gegner, der Q3, auch wird, ist so gut wie ausgemacht, er wird damit seinen ebenfalls enorm begehrten größeren Bruder, den Q5, noch in den Schatten stellen.

Deutlich kleiner ist der Schatten, den der Q3 wirft, und das ist einer der Gründe für die Erfolgsprognose. Mit 4,38 m Länge ist der Wagen nur eine Spanne länger als ein VW Golf (4,20 m), selbst bei notorischen SUV-Gegnern wird da der Blutdruck im Keller bleiben. Der Audi unterbietet damit sogar noch den X1 (4,45 m), und der Respektabstand zum Q5 (4,63 m) ist groß genug, um diesem nicht in die Quere zu kommen.

Dass sich der Q3 der Technikbasis des VW Tiguan bedient, wissen vermutlich selbst die Mongolen. Was die Ingolstädter draus gemacht haben, verdient Respekt. Mit lockerer Hand verbanden die Designer die divergenten Aspekte Dynamik und SUV. Dass sie das können, hatten sie bisher (Q5, A7) noch nicht belegt. Jetzt ja, jetzt gut so. Muskulös und dynamisch gezeichnet, löst der Q3 dies sportive Versprechen kongenial im Fahrkapitel ein. Das Fahrwerk wirkt souverän, angenehm straff, selbst kritische Zeitgenossen wie Kollege Christian V. konzedieren tadellose Handlingeigenschaften.

Zum Start im Herbst offeriert Audi vier Motoren, je zwei Diesel und Benziner, Sparmeister wird der 140-PS-TDI-Fronttriebler, 5,2 l /100 km lautet hier die Ansage. Bei den Testfahrten rund um Zürich hinterließen die Topaggregate einen ebensolchen nämlich toppen Eindruck, interessanterweise schien es aber, als gönne sich die 7-Gang-Doppelkupplung S tronic beim 211-PS-Otto die eine oder andre klitzekleine Nachdenkpause: geschenkt. Quattro heißt hier übrigens Haldex, wegen der quer eingebauten Motoren. Erfüllt auch seinen Zweck, nämlich Audisten mit enormer Bodenhaftung durch alle Jahreszeiten zu geleiten.

Dass der Neue ein sportlich-chicer Typ eher für das städtische Umfeld ist als etwa für die Sahara, bestätigte Michael Eppler vom Produktmarketing, demzufolge dies ein "young compact performance SUV" sei - seine Deutschkenntnisse stellte er mit der Ergänzung, der Q3 liefere einen "Auftritt mit urbanem Charakter", eindrucksvoll unter Beweis.

Da setzen wir uns lieber wieder ins Auto und staunen darüber, wie Audi das immer wieder hinkriegt. Ein Interieur, hochwertig und liebevoll bis ins Detail, man stiege am liebsten gar nicht mehr aus - auch hinten nicht, wo die Platzverhältnisse erstaunlich großzügig sind, was das vorwärtsdynamische Design nicht erwarten ließe.

Preislich liegt der Q3 ausstattungsbereinigt nur rund 1200 € über dem Tiguan, dem X1 begegnet er auf Augenhöhe. Bloß in die Aufpreisliste sollten schreckhafte Zeitgenossen lieber nicht blicken. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/08.07.2011)