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Kaiserjäger und Tiroler Schützen stehen am Sarg Otto Habsburg-Lothringens, der in Pöcking in Bayern aufgebahrt ist. Dort steht die "Villa Austria", in der Otto die letzten Jahrzehnte wohnte.

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Grafik: DER STANDARD

Wien - Kutsche wird es keine geben. "Otto war ein moderner Mensch", sagt Sprecherin Eva Demmerle. Der Sarg Otto Habsburg-Lothringens wird daher beim Trauerzug am 16. Juli auf einem offenen Wagen der Bestattung Wien durch die Innenstadt gefahren werden. Der Sohn von Österreich-Ungarns letztem Monarchen starb am Montag im Alter von 98 Jahren.

Das Begräbnis in Wien ist Teil einer mehrtägigen Tour durch Mitteleuropa. Vor der Beisetzung wird Otto drei Tage in der Kapuzinerkirche aufgebahrt. Kardinal Christoph Schönborn wird das Requiem am 16. Juli im Stephansdom halten, die Fürbitten werden neben Deutsch auch auf Ungarisch gelesen werden. Die Feier wird auf Videowalls auf dem Stephansplatz übertragen werden.

Unsicher ist, wie der Sarg Einlass in die Kapuzinergruft finden wird: Traditionell klopft bei einem Habsburgerbegräbnis ein Herold an die verschlossene Gruft, ein Kapuziner fragt ihn, wer Einlass begehrt. Der Herold nennt die Titel des Verstorbenen - "wir kennen ihn nicht", antwortet darauf der Mönch. Erst, wenn der Herold den Toten als "sterblichen, sündigen Menschen" vorstellt, öffnen sich die Tore.

Diese Tradition bereitet den Begräbnisplanern nun Schwierigkeiten - weil unklar ist, wie der Herold Otto vorstellen soll. Beim Begräbnis seiner Mutter Zita nannte der Herold sie "Ihre Majestät, Kaiserin und Königin" - ein Titel, der Otto nach seiner Verzichtserklärung 1961 aber nicht mehr zusteht. Er gebührt, genauso wie der Titel des Oberhaupts des Hauses Habsburg, derzeit Erzherzog Lorenz, einem Enkel von Kaiser Karl I. und Ehemann von Astrid von Belgien.

"Es ist denkbar, dass sie auf 'Seine Kaiserliche Hoheit' ausweichen, meint Adelsexperte Helge Reindl. "Es wird höchstwahrscheinlich eine Klopfzeremonie geben, was genau gesagt wird, überlegen wir noch", sagt Sprecherin Demmerle.

Die Planer rechnen mit einem großen Andrang: Allein vierhundert Mitglieder der Familie Habsburg-Lothringen werden zum Begräbnis erwartet, eingeladen sind außerdem alle wichtigen Adelshäuser Europas und zahlreiche Staatschefs - "allen voran aus den Staaten der ehemaligen Habsburgermonarchie", sagt Demmerle.

Die Queen oder William und Kate werden wahrscheinlich nicht kommen: "Zum englischen Königshaus gibt es keine Verbindungen, weil sie einer anderen Religion angehören", erklärt Adels-Fachmann Reindl. Er rechnet fix mit dem Großherzog von Luxemburg, Prinz Philipp von Belgien und "mindestens Felipe von Spanien, wenn nicht gar dem König".

König Mohammed VI. von Marokko, der ein enger Freund Ottos gewesen sein soll, könnte verhindert sein: Seine Untertanen demonstrieren derzeit gegen seine Verfassungsreform.

Auch andere Faktoren könnten Monarchen fernhalten: "Otto hat zuletzt nicht mehr viel Kontakt mit anderen Adelshäusern gehalten", sagt der deutsche Adelskenner Rolf Seemann. "Zudem ist der Zeitpunkt unglücklich: Auch Könige machen Urlaub." (Tobias Müller, DER STANDARD; Printausgabe, 6.7.2011)