Die Monster im Taglioni-Kleid: Vorne blau, hinten silber.

Foto: Guido Gluschitsch

Am Tank: Das Ducati-Meccanica-Logo.

Foto: Guido Gluschitsch

Die "Imola 72" ist dem Doppelsieg von Paul Smart und Bruno Spaggiari beim Imola 200 im Jahr 1972 gewidmet.

Foto: Ducati

"IOM 78" heißt der Mike-Hailwood-Replica-Kit.

Foto: Ducati

Ganz 80er-Jahre ist die "Pantah".

Foto: Ducati

Zehn unterschiedliche Farben, einfach zum Tauschen. Jeder dieser Kits kostet 499 Euro.

Foto: Ducati

Rimini ist der Januskopf Italiens. Zum Meer hin gehört die Stadt den Touristen. Der Strand ist übersät mit Sonnenschirmen, die zu einem der unzähligen Hotels entlang der Küste gehören. Hier rauscht das Meer, dort heizt ein Animateur seine Gäste an und bringt ihnen, wie jungen Hunden, neue Kunststücke bei. Die Straßen gehören den SUVs.

Auf der anderen Seite, einmal über die Tiberiusbrücke drüber, ist das Rimini der Italiener. In der schönen Altstadt, bis hinüber zum Augustusbogen, reiht sich ein alter Bau an den nächsten. Die Einheimischen flanieren an den Geschäften vorbei, ehe sie sich dann in eine der schönen Bars setzen. Die Straßen gehören den Motorinos. Roller von 50 bis 600 Kubik tänzeln leichtfüßig durch das Zentrum. Vor der Piazza Cavour gibt jeder noch einmal ordentlich Gas, stellt den Motor ab und schießt regelrecht über die Fußgängerzone, um am anderen Ende des Platzes den Motor wieder zu starten.

In Rimini reckt niemand den Kopf nach einem Ferrari, und Roller sind auf Riminis Straßen so normal wie bei uns die Hundehaufen – die es in Rimini übrigens nicht gibt. Aber wehe eine Ducati böllert und scheppert durch die Straßen – ganz egal, ob beim Hafen, oder in der Stadt – da schauen die Italiener. Schöne Frauen in hohen Stöckelschuhen genießen nicht mehr Aufmerksamkeit.

Land der Motoren

Die Emilia Romagna ist das Land der Motoren. Ferrari, Maserati, Lamborghini, Pagani, Dallara kommen von hier, aber auch die Motorradhersteller Ducati, Malaguti und Bimota - Letzterer sitzt sogar in Rimini. Von Rimini nach Bologna, wo in Borgo Panigale das Ducatiwerk steht, sind es gerade einmal etwas mehr als 100 Kilometer. Kein Wunder also, dass es in Rimini jede Menge Ducatisti gibt – und seit Valentino Rossi die Bologneser Zweiräder fährt, ist die Welt für die Italiener noch ein wenig besser.

Supersportler sieht man in Rimini selten. Dafür gibt es einige Sport1000, die Retro-Sportler, und natürlich jede Menge Monster. „So muss ein Motorrad aussehen, so muss es fahren, und so muss es klingen", erklärt mir ein viel zu fescher Italiener, der mich dabei erwischt, wie ich um seine 600er Monster schleiche wie die Katze um die warme Milch. „Mein erstes Motorrad war eine Monster, und mein letztes Motorrad wird eine Monster sein", verspricht er.

Eine Monster frei nach Taglioni

Doch warum mich seine Ducati so interessiert, liegt nicht daran, dass ich noch nie eine Monster gesehen hätte. Ich hab die nackerte Ducati mit der sportlichen Sitzposition bereits ausgiebig getestet und kann die Schwärmerei des feschen Italieners nur zu gut verstehen. Was mich wirklich fasziniert, ist, wie seine Monster aussieht. Der vordere Kotflügel und die Lampenverkleidung sind blau, das Heck silber und der Tank eine Kombination daraus. Am Tank prangt das Ducati Meccanica-Logo.

Die Verkleidung erinnert an Fabio Taglionis Ducati Sport 100 aus den 1950er-Jahren, mit der er den Motogiro d´Italia gewonnen hat. „Ah, die Verkleidung", sagt der Italiener, „Davon habe ich mehrere." Die Taglioni hat er erst vor wenigen Tagen gegen die „IOM 78" getauscht, die rot-weiß-grüne Verkleidung, die ein Tribut an Mike Hailwood ist, der 1978 mit seiner 900 SS die Isle of Man gewann. 599 Euro kostet die „IOM 78", 699 Euro die „Sport 100". „Die Verkleidung ist schnell umgebaut, und ich hab um ein paar hundert Euro ein neues Motorrad", erzählt der Italiener, der mir inzwischen auch seinen Namen verraten hat: Gianluca.

Siebzehn Tauschverkleidungen

Sieben dieser Tausch-Verkleidungen im Rennlook bietet Ducati für die Monster 696 und 796 an und mit Colour-Therapy zehn weitere Verkleidungsfarben. Die fürchterlichste davon sehe ich wenige Tage später in der Nähe von Triest. Eine Dame pilotiert eine pinkfarbene Monster und trägt den dazu passenden Helm.

Beiden Ducatis gleich sind die enormen Angststreifen. Und da sind wir wieder beim Januskopf. Während Motorinofahrer so weit umlegen, dass nicht nur die Reifen bis an den Rand abgefahren sind, sondern oft auch die Verkleidung von diversen Bodenkontakten zeugt, sind Motorradreifen, die bis an den Rand gefahren werden, in Rimini äußerst selten. Gut, die Straßen in der Stadt sind rutschig, aber bei Motorrad-Rennfahrer-Legenden wie Renzo Pasolini, Pier Paolo Bianchi, Alex de Angelis und Mattia Pasini, die alle aus Rimini stammen, darf man sich schon erwarten, dass eine Monster auch einmal im Hinterland auf die Rasten gelegt wird.