Julian Assange, der sich selbst gern als "Chefredakteur" von WikiLeaks bezeichnet, feierte am Sonntag seinen vierzigsten Geburtstag. Die Stationen seines Lebens in einer Ansichtssache. (flog, derStandard.at, 3.7.2011)

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Hier auf der Afghan-War-Log-Pressekonferenz im Londoner Frontline Club im Juli 2010.

Zum ersten Mal ins Licht der breiten Öffentlichkeit trat Julian Assange Anfang April letzten Jahres, als "Collateral Murder" veröffentlicht wurde - ein von der US-Army als geheim eingestuftes Video, in dem aus einem Apache-Helikopter in Bagdad auf Zivilisten geschossen wird. Mehr als ein Dutzend Menschen kam dabei ums Leben, darunter zwei Reuters-Fotografen.

Foto: REUTERS/Andrew Winning

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Hier auf einer Pressekonferenz im Oktober 2010.

Dabei veröffentlichte WikiLeaks schon zuvor Bemerkenswertes, vor allem Afrika stand damals im Fokus. Aufgedeckt wurden etwa die kenianische Korruptionsaffäre (in welche die Familie von Präsidenten Daniel Arap Moi verwickelt war) oder außergerichtliche Exekutionen (ebenfalls in Kenia).

Foto: Lennart Preiss/AP/dapd

Ein von Assange selbst veröffentlichtes Bild. Es wurde von Martina Harris aufgenommen, wann genau, ist jedoch unklar: entweder 2006 oder in den Jahren davor.

Assanges Kindheit war von vielen Umzügen geprägt. Er lebte vorwiegend bei seiner Mutter und galt schon früh als Einzelgänger. An der Universität Melbourne studierte er Mathematik und Physik, brach seine Universitätskarriere jedoch ab, weil sein Institut an einer Studie für die US-Army mitwirkte.

Er begann mit 16 zu hacken (als "Mendax") und drang über sein Modem in Sicherheitssysteme einer Universität, einem kanadischen Telekomunternehmen oder der US-Air Force ein. Er wurde verhaftet, kam aber für 2.100 Australische Dollar auf Kaution frei.

Seine Zeit als Hacker lässt er unter anderem in dem Buch "Underground - Tales of Hacking, Madness and Obsession on the Electronic Frontier" Revue passieren, wo er unter seinem Alter Ego "Mendax" schreibt.

Foto: Public Domain - Julian Assange & Martina Haris

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Assange im Juli 2010 nach dem "Leaken" der Afghan War Logs.

Im Jahr 2006 wurde WikiLeaks gegründet. Assange beschäftigte sich mit Theorien und baute die Organisation auf, reiste um die Welt, um Kontakte zu knüpfen.

Foto: REUTERS/Andrew Winning

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Assange im Oktober 2010.

Die nächsten Coups nach dem "Collateral Murder"-Video hatten es in sich. Im Juli 2010 folgten die "Afghan War Logs", 76.900 einzelne Dokumente (einige sogar mit Österreich-Bezug), im Oktober die "Iraq War Logs" mit 391.800 Dokumenten und im November schließlich "Cablegate" - eine Sammlung geheimer US-Diplomatendepeschen.

Der Hype um WikiLeaks und Julian Assange war riesengroß.

Foto: Lennart Preiss/AP/dapd

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Domscheit-Berg bei der Präsentation seines Buches "Inside WikiLeaks - Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt"

Julian Assange ist keine einfache Person. Das bekam Daniel Domscheit-Berg, der deutsche Ex-Sprecher von WikiLeaks, zu spüren. Er kritisierte mehrfach Assanges autoritären Führungsstil, forderte ein fixes Büro und ein regelmäßiges Gehalt für die Mitarbeiter.

Assange teilte Domscheit-Berg daraufhin im Chat mit, dass er rausgeworfen sei.

Foto: REUTERS/Thomas Peter/Files

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"Freiheit für Bradley Manning" ist der Leitspruch von zahlreichen Unterstützungskomitees und Gruppierungen.

Assange schreckt nicht vor großen Mächten zurück - als besonderen Feind hat er (oder war es nicht doch umgekehrt?) die USA auserkoren, die seit Jahren gegen ihn ermitteln, aber keine Anklage gegen ihn auf die Beine stellen konnten. Es war sogar spekuliert worden, ihn wegen eines mutmaßlichen Verstoßes gegen ein Gesetz aus dem Jahre 1917 (!) anzuklagen.

Der junge Private Bradley Manning soll WikiLeaks und Assange mit geheimen Daten des US-Militärs versorgt haben. Er sitzt nun in Einzelhaft.

Fotos: AP, EPA/ASTRID RIECKEN

Assange, Julian Paul - von Interpol gesucht.

Auf einem anderen Blatt stehen aber die Anschuldigungen gegen Assange aus Schweden. Seit dem September 2010 läuft dort ein Verfahren gegen ihn wegen sexueller Vergehen an zwei Frauen. Assange - mittlerweile von Interpol gesucht - stellte sich am 7. Dezember der Polizei in London, wurde gegen Kaution aber bereits am 16. Dezember wieder entlassen. Seither beherbergt ihn Vaughan Smith auf seinem Anwesen.

Über eine Auslieferung an Schweden wird am Londoner High Court am 12. Juli verhandelt, nachdem Assange gegen einen ersten Auslieferungsbescheid Berufung eingelegt hatte.

Foto: Screenshot

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Assange auf einem Bild von Mitte Juni im Haus seines Freundes Vaughan Smith.

Bis zum 12. Juli muss Assange nun warten. In der Zwischenzeit dreht er Protestvideos, versteigert ein Abendessen mit sich selbst und spricht bei Democracy Now!.

Heute feiert er seinen 40. Geburtstag.

Fotos: Kirsty Wigglesworth/AP/dapd