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Atomgipfel in Wien

Foto: Reuters/Prammer

Man muss zugeben, dass Bundeskanzler Werner Faymann in der Atompolitik geschickt agiert - und die wütende Kritik der Grünen am Kanzler unterstreicht eher noch, dass dieser klug taktiert hat. Beim Atomgipfel durften jene dabeisitzen, die Faymann zu Ostern eine Bühne geboten hatten, als Kernkraftgegner in Wien demonstrierten. Am grünen Tisch hat man dann Strategien ausgelotet, wie man dem immer lauter werdenden Vorwurf begegnen kann, dass Österreich bei aller plakativen Ablehnung der Atomenergie ungeniert große Mengen an Atomstrom importiert.

Das Problem ist erkannt. Und ein bisserl Abhilfe ist in Aussicht genommen: genauer hinschauen, wer welchen Strom liefert. Kennzeichnen. Allenfalls die Importe verbieten - 2015 soll es so weit sein. Kanzler Faymann kann das recht sein: Jeglichen Erfolg kann er sich an die Fahne heften. Allfällige Misserfolge bleiben bei den Fachministern, die praktischerweise der kleine Koalitionspartner stellt.

Für Österreichs internationales Auftreten gegen AKWs ist das jedenfalls gut. Ob es für die praktische Umsetzung der Energiepolitik in Österreich gut (und vor allem: ausreichend) ist, muss erst bewiesen werden. Denn es liegt zwar eine - reichlich unverbindliche - Energiestrategie vor, einen nationalen Schulterschluss gibt es aber nicht. Die Grünen waren gar nicht erst zum Atom-Gipfel geladen, obwohl sie das fundierteste energiepolitische Konzept haben. (Conrad Seidl, DER STANDARD; Printausgabe, 2./3.7.2011)