Dornbirn/Wien - Durchschnittlich 45.000 Kalorien verbrennt der Radfahrer auf den 1149 Kilometern der Österreich-Rundfahrt, und daran sind vornehmlich die 11.700 Höhenmeter schuld, die es zu überwinden gilt. Am Ende jeder Etappe wird der Sieger belohnt. Er erhält eine riesige Bergsteiger-Wurst von Sponsor Wiesbauer. Die vollständig zu verdrücken ist freilich nicht unbedingt anzuraten - ein paar Kohlehydrate sind nach und vor einer anstrengenden Radtour unabdingbar -, wenngleich Sponsor Tchibo dem Siegreichen zwecks Erleichterung der Verdauung eine Kaffeemaschine spendiert. Es geht aber nicht nur um die Wurst, sondern auch um die Marie. Ein Etappensieger lukriert 3615 Euro, der Gesamtsieger wird mit 14.460 Euro belohnt. Und zusätzlich wird sich der jeweilige Teamsponsor erkenntlich zeigen.

Vorjahrssieger Riccardo Ricco ist mittlerweile in Pension. Der Italiener, der schon 2008 bei der Tour de France eine Dopingaffäre hatte, wurde im Februar dieses Jahres mit akutem Nierenversagen ins Spital eingeliefert. Daraufhin gestand er Eigenblutransfusionen, und das Problem dürfte gewesen sein, dass er sein Blut zu lange im Kühlschrank aufbewahrt hatte. Er trat zurück.

Große Namen

Jedenfalls ist die Rundfahrt, was die Namen betrifft, gut besetzt. Der Spanier Carlos Sastre (Geox) gewann 2008 die Tour de France, sein russischer Teamkollege Denis Mentschow zweimal die Vuelta d'España (2005, 2007) und einmal den Giro d'Italia (2009). Thomas Rohregger (seit heuer bei Leopard Trek), der anno 2008 als bisher letzter Heimischer die Österreich-Rundfahrt erbeutet hatte, war in den vergangenen zwei Jahren bei Giro, Tour de France und Vuelta unterwegs. Bei der Rückkehr will er zwar ein "attraktives Rennen" fahren. Doch der Tiroler favorisiert Sastre und Mentschow. Zweiterer fährt seit Jahren unter schwerstem Dopingverdacht, der 33-Jährige soll gar zur Blutauffrischung schon öfter in Wien gewesen sein.

Bei jeder Etappe rollt den Radlern nach Vorbild der Tour de France eine Werbekarawane voran, sie ist halt etwas kürzer als beim bedeutendsten Radrennen dieser Welt. Beim bedeutendsten Radrennen Österreichs wird auch in jedem Etappenziel ein sogenanntes Tour Village aufgebaut. Die Rundfahrt dürfte in den Bergen entschieden werden. Am Montag steht die Bergankunft auf dem Kitzbüheler Horn an, am Dienstag die Reise über den Felbertauern nach Osttirol, am Mittwoch die Königsetappe über Hochtor und Fuschertörl am Glockner. Eventuell noch offene Fragen sollten beim Einzelzeitfahren am Samstag in Podersdorf im nicht so bergigen Seewinkel geklärt werden. Am Sonntag gegen drei Uhr endet die Rundfahrt vor dem Burgtheater in Wien. (bez; DER STANDARD Printausgabe; 2., 3. Juli)