Bild nicht mehr verfügbar.

Dominique Strauss-Kahn ist am Freitag Vormittag (Ortszeit) in Begleitung seiner Gattin Anne Sinclair im New Yorker Gericht eingetroffen.

Foto: Reuters/Jackson

Bild nicht mehr verfügbar.

Frankreichs Sozialisten-Chefin Martine Aubry macht sich ebenfalls Hoffnungen: Fällt die Anklage gegen Strauss-Kahn in sich zusammen, steht seinem Polit-Comeback nichts im Wege.

Foto: Reuters/Moleux

Paris - Paukenschlag im Fall Strauss-Kahn: An der Glaubwürdigkeit des New Yorker Zimmermädchens, das dem früheren IWF-Chef einen Vergewaltigungsversuch vorwirft, gibt es nach Angaben der "New York Times" (NYT) erhebliche Zweifel. Die Zeitung schreibt in ihrer Freitagsausgabe, dass die Staatsanwälte das Vertrauen in ihre wichtigste Zeugin verloren hätten. Der ganze Fall sei "am Rande des Zusammenbruchs".

Die 32-Jährige, die vor neun Jahren aus dem westafrikanischen Guinea eingewandert war, soll nicht nur bei ihrem Asylantrag gelogen haben. Es gebe auch Hinweise, dass sie in Geldwäsche und Drogenhandel verwickelt sei. Die Zeitung beruft sich dabei auf zwei hochrangige Strafverfolger, ohne sie namentlich zu nennen.

Die Frau hatte angegeben, dass Strauss-Kahn sie am 14. Mai in seinem Hotelzimmer splitternackt überfallen und zum Oralsex gezwungen habe. Der Franzose wurde gut vier Stunden später in der Ersten-Klasse-Kabine seines Paris-Fluges festgenommen und sitzt seitdem in Haft. Die letzten Wochen durfte er allerdings nach Hinterlegung einer Kaution von sechs Millionen Dollar unter strengsten Auflagen in einem großzügigen Apartment in Manhattan wohnen. Wegen der Vorwürfe war Strauss-Kahn als IWF-Chef zurückgetreten.

"Wiederholt gelogen"

Die Ermittler würden nun intern über "große Löcher" in der Glaubwürdigkeit der Frau klagen, berichtete die Zeitung. Sie habe bei den Vernehmungen in den letzten knapp sieben Wochen wiederholt gelogen. Auch wenn es Beweise für einen sexuellen Kontakt gebe, würden die Ankläger ihr nicht mehr viel glauben. So soll sie am Tattag mit einem inhaftierten Mann über die Möglichkeit gesprochen haben, mit Vorwürfen gegen den Franzosen Geld zu machen. Der Mann sitze wegen Drogenschmuggels und habe immer wieder Geld, zusammen etwa 100.000 Dollar, auf dem Konto der Frau geparkt. Bisher galt sie als alleinstehende Mutter, die mit dem Lohn als Zimmermädchen mühsam sich und ihr Kind durchbringt.

Laut NYT sagte die Frau, die Einzahlungen seien von einem Freund ohne ihr Wissen gemacht worden. Sie wisse auch nichts über monatliche Telefonrechnungen in Höhe von Hunderten Dollar. Staatsanwalt Cyrus Vance sagte dem Gericht am Donnerstag laut der Zeitung, er habe "große Probleme mit dem Fall".

Gerichtstermin hat begonnen

Die nächste Anhörung in dem Strafverfahren war ursprünglich für den 18. Juli angesetzt. Am Donnerstagabend kündigte die Staatsanwaltschaft in New York jedoch überraschend für Freitagvormittag (Ortszeit) eine Anhörung Strauss-Kahns vor Gericht an, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Mittlerweile ist Strauss-Kahn bereits im Gericht eingetroffen. Der wegen Vergewaltigungsversuchs angeklagte Franzose fuhr am Freitag eine gute halbe Stunde vor seinem Termin vor dem Gerichtsgebäude im Süden Manhattans vor. Im dunklen Anzug und mit festem Schritt betrat der frühere Chef des Weltwährungsfonds (IWF) in Begleitung seiner Frau Anne Sinclair (siehe Bild) sowie seiner Anwälte das Gebäude.

Französische Sozialisten hoffen auf Comeback

Die mögliche Wende nährt nun unter Frankreichs Sozialisten auch die Hoffnungen auf ein politisches Comeback Strauss-Kahns, der vor Bekanntwerden der Anschuldigungen als chancenreichster Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur gegolten hatte. Es sei zu wünschen, dass "DSK" bald auf freien Fuß komme, dann werde er in den kommenden Monaten "im politischen Leben unverzichtbar" sein, sagte der sozialistische Abgeordnete Jean-Marie Le Guen, ein Vertrauter Strauss-Kahns, am Freitag im Radiosender France Info. Für den früheren Kulturminister Jack Lang wäre Strauss-Kahns Anwesenheit "entscheidend für unseren Erfolg bei der Präsidentschaftswahl" im kommenden Jahr.

Die französische Sozialistenchefin Martine Aubry äußerte die Hoffnung, dass die US-Justiz "ab heute Abend die ganze Wahrheit etablieren" werde, damit Strauss-Kahn aus "diesem Albtraum herauskommen" könne. (APA)