Ein typisches Loch, das ein Flugzeug in einer Wolke mit unterkühltem Wasser hinterließ. Die Folge sind Niederschläge.

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Washington/Wien - Dass der Flugverkehr Auswirkungen auf das Weltklima hat, ist unbestritten. Nicht ganz klar ist, wodurch er primär zustande kommt. Erst im April behaupteten deutsche Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, dass die aus Kondensstreifen entstehenden Zirruswolken sogar den wärmenden Effekt des Kohlendioxids aus der Verbrennung des Flugbenzins überträfen (Nature Climate Change, Bd. 1, 54).

Nun freilich haben US-Forscher noch eine etwas andere, lokale Wirkung herausgefunden: Der Flugverkehr beeinflusst das Wetter in der Nähe von Flughäfen. Die Maschinen pflügen nämlich Löcher oder ganze Kanäle in die Wolken und lassen sie - insbesondere in der Umgebung der großen Flughäfen der Welt - abregnen oder abschneien. Dadurch könnte es nötig sein, Flugzeuge häufiger zu enteisen, wenn sie im Winter an wolkenverhangenen Flughäfen starten, schreiben die Forscher in der US-Wissenschaftszeitschrift Science berichten

Dass Flugzeuge Löcher und Kanäle in Wolken erzeugen können, wird bereits seit in den 1940er-Jahren erstmals beobachtet. Das Phänomen tritt an Wolken auf, die sogenanntes unterkühltes Wasser enthalten. Dieses Wasser bleibt auch bei Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius flüssig, wenn in der Wolke Kristallisationskeime fehlen, an denen das Wasser gefrieren kann. Genau solche Kristallisationskeime entstehen durch die Flugzeuge, schreiben die Forscher um Andrew Heymsfield vom Atmosphärenforschungszentrum in Boulder.

Das geschieht so: Hinter den Triebwerken und über den Tragflächen eines Flugzeuges dehnt sich die Luft aus, und die Temperaturen sinken rapide um bis zu 30 Grad. Durch diesen Temperatursturz können Tropfen des unterkühlten Wassers in den Wolken spontan zu kleinen Eiskörnern gefrieren. Sind erst einige Eiskörner vorhanden, wachsen diese lawinenartig weiter, der Anteil des unterkühlten Wassers schrumpft, Schnee oder Regen fällt zur Erde. Der Prozess ähnelt dem Impfen von Wolken mit Kondensationskeimen, mit denen Wetterflieger Regen erzeugen, so die Forscher.

In Computersimulationen konnten sie zudem zeigen, dass auf diese Weise Löcher in den Wolken entstehen, die schnell wachsen. Dies kommt daher, dass bei der Kondensation des Wassers Wärme frei wird, die zu einem leichten Auftrieb führt. An den Rändern des Loches entstehen ausgleichende Abwinde, die das Loch weiter wachsen lassen - mit dem Ergebnis, dass es schneit oder regnet. (APA, tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 01.07.2011)