"Die laufenden Ausstellungen zeigen, wie gut die verschiedenen Abteilungen miteinander kooperieren können", freut sich Pakesch.

Foto: J. J. Kucek

Standard: Bei der Bilanz-Präsentation des Joanneums sprachen VP-Kulturlandesrat Christian Buchmann und Sie von "unangenehmer Begleitmusik" und "Nebengeräuschen" im heurigen Jubiläumsjahr. Meinten Sie den entlassenen Chefkurator der Neuen Galerie, Peter Weibel?

Pakesch: Ja.

Standard: Weibel wird nun doch Eröffnungsausstellungen im Joanneumsviertel im Herbst kuratieren. Ist der Streit beigelegt?

Pakesch: Unsere Bestrebung war immer, dass die Hans-Hollein-Personale und die Schau Moderne - Selbstmord der Kunst wie geplant über die Bühne gehen. Jetzt ist alles bereinigt und läuft gut.

Standard: Wird das Studio, wo vor allem jüngere Künstler präsentiert wurden, nach der Übersiedelung der Neuen Galerie am neuen Standort weiterbestehen?

Pakesch: Ja, daran ist gedacht. Aber das wird erst im Laufe des Jahres 2012 beginnen können. Dann werden wir Joanneumsviertel und Kunsthaus als Schwerpunkte bespielen, sonst wird es im kommenden Jahr aufgrund der Einsparungen ja keine Ausstellungen geben. Das Studio soll aber mit den bisherigen Kuratorinnen und Kuratoren weitergehen.

Standard: Nun haben auch der Leiter des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum, Werner Fenz, und seine Assistentin Evelyn Kraus gekündigt. Sie sagen, mit einer Kürzung des Budgets um 50 Prozent können sie ihre Arbeit nicht wie bisher erfüllen.

Pakesch: Ich bedaure es außerordentlich, dass Werner Fenz sich vor der Zeit verabschiedet hat.

Standard: Vom Beirat für Kunst im öffentlichen Raum gibt es deswegen Protest. Man fürchtet um die Autonomie des Instituts, das aus einem Sondervermögen des Landes finanziert wurde.

Pakesch: Unseres Wissens wurde das aus dem ganz normalen Kulturbudget finanziert. Wir werden das Institut nun gemeinsam mit dem Beirat evaluieren. Das wird den Rest des Jahres in Anspruch nehmen. Das Institut für Kunst im öffentlichen Raum ist eine wichtige Institution und wurde aus wohlweislichen Gründen im Joanneum angesiedelt. Wir wollen die Fortsetzung der Arbeit dort so wie bisher.

Standard: Wird es wieder einen eigenen Leiter geben?

Pakesch: Voraussichtlich. Auf Anregung des Landesrechnungshofs haben wir die Stabsstelle organisatorisch richtig in einer Abteilung positioniert, um sie als eine autonom arbeitende Institution beizubehalten.

Standard: Landesrat Buchmann hat heute die Verlängerung Ihres Vertrags ohne Ausschreibung verteidigt, aber auch Ihre Mitarbeit beim Sparen gelobt, weil Sie auch einen "persönlichen Beitrag" leisteten. Verdienen Sie jetzt weniger?

Pakesch: Die Verlängerung unserer Verträge hat unsere Situation nicht verbessert. Aber das ist irrelevant. Es geht nicht um Einzelbefindlichkeiten, sondern darum, wie wir die 200 Jahre alte Institution mit Anstand in magere Zeiten hinüberretten.

Standard: Besteht die Gefahr, dass das Künstlerhaus als Standort zugesperrt wird?

Pakesch: Nein, wir stellen nur die kulturpolitische Frage, was damit nach der Renovierung geschehen soll. Mit den dort agierenden Vereinen war es uns nicht möglich, ein wirklich griffiges Profil zu schaffen. Wenn es uns nach der Renovierung überantwortet wird, brauchen wir mehr Offenheit für alle steirischen Kunstschaffenden und eine sinnvolle Mischung aus steirischer Präsenz und internationalem Austausch im Sinne des einstigen Trigon-Gedankens.

Standard: Sind Sie alles in allem zufrieden mit der Umstrukturierung des Joannneums?

Pakesch: Uns war es wichtig, dass wir die vielen Mitarbeiter, die für den Erfolg unseres Hauses verantwortlich sind, im Boot behalten können. Das ist uns gelungen, deshalb hatten wir den Betriebsrat auf unserer Seite. Und die laufenden Ausstellungen zeigen bereits, wie gut die verschiedenen Abteilungen miteinander kooperieren können.

Standard: Im September zeigen Sie die Foto- und Video-Retrospektive von Ai Weiwei, der vielleicht selbst nach Graz kommen wird. Geht sich das im Sparbudget aus?

Pakesch: Diese Ausstellung können wir gut im laufenden Budget unterbringen. (Colette Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 29. 6. 2011)