Ab 30. Juni 2011 zeigt das Architekturzentrum Wien das Werk des russischen Ausnahmekünstlers Alexander Brodsky

Der russische Künstler und Architekt Alexander Brodsky arbeitet seit Jahrzehnten an der Schnittstelle von Architektur und Kunst, seine architektonischen und künstlerischen Manifeste zeugen von der Suche nach einer anderen russischen Identität. In seinen Projekten, die von klarer Einfachheit und theatralischer Stärke geprägt sind, verbindet er oft scharfe Kritik am System gepaart mit feiner Ironie.

Ice Pavillion, 2002, Klyazminskoe Reservoir, Moskau-Umgebung, Alexander Brodsky
Foto: Yuri Palmin

Foto: Yuri Palmin

Brodskys charakteristischer "Humanismus des Unbedeutenden" (Alexei Muratov) zeigt sich zurückhaltend in seiner Architektursprache, wenn er offensichtlich verbrauchte oder gealterte Dinge in seine Arbeit einbaut. Beispielgebend dafür ist der Wodka-Pavillon, entstanden für ein zeitgenössisches Kulturfestival im Jahr 2003, welcher gänzlich aus Fensterrahmen einer abgerissenen Fabrik errichtet wurde und ausschließlich dem Ritual des Wodka-Trinkens dienen sollte.

Pavillon für Wodka Zeremonien, 2003, Klayzminskoe Reservoir, Moskau-Umgebung, Alexander Brodsky
Foto: Yuri Palmin

Foto: Yuri Palmin

Für das Architekturzentrum Wien (Az W) verwirklicht Alexander Brodsky eine die Ausstellungshalle einnehmende Installation, eingebettet in eine Vielzahl an Zitaten früherer Arbeiten: Skizzen, Pläne, Zeichnungen und Beispiele seiner berühmt gewordenen "paper architecture" zeigen die Bandbreite seiner Arbeit und das Wechselspiel zwischen Kunst und Architektur.

Skizze, Alexander Brodsky

Skizze: Alexander Brodsky

Fotografische Interpretationen von seinem langjährigen Wegbegleiter Yuri Palmin veranschaulichen die unaufdringliche Herangehensweise seiner Architektur. Sein Stil ist durch einen starken Bezug zur traditionellen Bauweise unter Einsatz lokaler Materialien charakterisiert. Brodskys architektonisches Schaffen erstreckt sich derzeit ausschließlich auf Russland, und seine BauherrInnen bestehen aus einem kleinen Kreis wohlhabender Individualisten, die sich dem herkömmlichen russischen Baustil bewusst entziehen.

Rotunda I, Kaluga Region, 2009, Alexander Brodsky
Foto: Yuri Palmin

Foto: Yuri Palmin

1955 in Moskau als Sohn einer Künstlerfamilie geboren, studierte Alexander Brodsky ab 1968 an der Moskauer Kunstschule und wechselte 1972 an das Moskauer Architektur Institut. Bereits in den 1980er-Jahren erlangte er gemeinsam mit Ilya Utkin internationale Beachtung als einer der herausragendsten Vertreter der russischen "paper architects". Mit ihren utopischen und fantastischen Entwürfen suchten sie Auswege aus der Tristesse in der russischen Architektur und erlangten damit internationales Ansehen.

Portrait Alexander Brodsky
Foto: Yuri Palmin

Foto: Yuri Palmin

In den 1990er-Jahren konzentrierte sich Brodsky auf seine künstlerische Tätigkeit und zog 1996 nach New York. Im Jahr 2000 gründete er, zurück in Moskau, sein unkonventionelles Architekturbüro und begann mit der Realisierung von Restaurants, Einfamilienhäusern und temporären Architekturinstallationen. 2010 wurde Brodsky mit einer der höchsten künstlerischen Auszeichnungen Russlands, dem Kandinsky-Preis, gewürdigt.

Restaurant Ulitsa OGI, Moskau 2002, Alexander Brodsky
Foto: Yuri Palmin

Foto: Yuri Palmin

Alexander Brodsky
It still amazes me that I became an architect...
Architekturzentrum Wien
30. Juni - 03. Oktober 2011
Eröffnung: Mi, 29. Juni 2011, 19 Uhr

Am Abend der Ausstellungseröffnung findet im Hof des Architekturzentrum Wien das zur Tradition gewordene Sommerfest statt - mit russischen Köstlichkeiten ab 20 Uhr bei freiem Eintritt. (red)

Haus nähe Tarusa, 2006, Alexander Brodsky
Foto: Yuri Palmin

Foto: Yuri Palmin