Unorthodoxe Unterrichtsmethoden praktiziert Cameron Diaz (re.) in und als "Bad Teacher". Im Hintergrund lacht sich Jason Segel eins, während Kaitlyn Dever um die Gesundheit ihrer Klassenkameraden fürchtet.

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Wien – Elizabeth Halsey geht nur mit größtem Widerwillen in die Schule. Kaum hat der Unterricht begonnen, verkriecht sie sich in ihre schwarze Strickjacke. Später verkürzt ein heimlicher Joint am Parkplatz den Tag. Pflichtübungen im Dienste der Gemeinschaft lässt Elizabeth am liebsten von anderen erledigen. Das und mehr einschlägiges Verhalten wäre nicht ganz so ungewöhnlich, wenn sie als Schülerin zur Schule ginge. Aber die Mittdreißigerin, die Cameron Diaz sehr passend lässig bis nachlässig spielt, ist eine wenig motivierte Pädagogin.

Bad Teacher heißt der dazu gehörige Film, den Jake Kasdan inszeniert hat. Üblicherweise würde in einer US-Komödie, die noch dazu mit einer geplatzten Hochzeit beginnt, alsbald mit der Umerziehung der Heldin zum ordentlichen weiblichen Mitglied der Gesellschaft begonnen. Hier geschieht nichts dergleichen. Stattdessen wird lieber der Minderleistung und der Schlamperei gehuldigt. Das Lehrerkollegium, ein grundsympathischer Haufen beflissener bis leicht verschrullter Pädagogen, übt sich in Toleranz und sanfter Kritik. Nur die Übererfüllerin Amy Squirrel (Lucy Punch) glaubt Elizabeth zu durchschauen und bricht einen erbitterten Arbeitskampf vom Zaun.

Komische Vielarbeiter ...

Die männlichen Kollegen bleiben eher Randfiguren: Justin Timberlake, der es offenbar ernst meint mit einer Schauspielkarriere, macht sich seiner Rolle entsprechend zum Äffchen. Als entspanntes Gegenstück zu Diaz fungiert Jason Segel, ein komischer Vielarbeiter aus der Filmfamilie von Judd Apatow.

In deren Initialunternehmung, der TV-Serie Freaks & Geeks (Voll daneben, voll im Leben, 1999 – 2000) spielte Segel selbst einen tölpeligen Oberschüler. Kasdan wiederum debütierte als Regisseur bei der bald wieder eingestellten Coming-of-age-Geschichte. Inzwischen bespielt deren Personal einen Gutteil des US-Serien- und Filmkomödien-Universums. Allerdings profilieren sich dabei vorerst die männlichen Autoren, Produzenten und Akteure. Vor allem den Kinofilmen (von 40 Year Old Virgin über Superbad und Forgetting Sarah Marshall bis Get Him To The Greek) fehlten bislang gute, große Frauenrollen.

Katherine Heigl wurde in Knocked Up noch von Hormonen gesteuert und über ihre Geschlechterrolle als komisch definiert (zwischen Karriere und Mutterschaft). Cameron Diaz, die sich schon in There's Something about Mary mit Sperma-Festiger als unerschrockene Ulknudel empfahl, darf jetzt eine interessante und effiziente Komödienheldin sein:

Elizabeth Halsey wird weder von romantischen, noch von karrieretechnischen Beweggründen, sondern ausschließlich von niederen Motiven geleitet. Sie ist genau so schlau und attraktiv wie sie stinkfaul und berechnend ist. Ihre Vorzüge setzt sie ausschließlich zum eigenen Vorteil ein. Aber ein kleines bisschen Mitmenschlichkeit und das notorische Scheitern ihrer Egotrips stellen sicher, dass sie als Sympathieträgerin durchgeht.

... aus der "Office"-Filiale

Weil Bad Teacher nicht zuletzt auch eine Angestelltenkomödie ist, hat Kasdan außerdem mit den Autoren Gene Stupnitsky und Lee Eisenberg fusioniert. Die wiederum haben mit famosen Charakterköpfen (und -stimmen) wie Phyllis Smith (hier als Elizabeths Kollegin Lynn) die US-Filiale der Serie The Office aufgebaut.

Alles in allem durchweg erfreuliche Entwicklungen. Und mit den Bridesmaids, die bei uns in den Startlöchern scharren, kann das Sommerkino abseits des Blockbuster- und 3-D-Geschäfts gleich mit der nächsten famosen Weiberkomödie punkten. (Isabella Reicher / DER STANDARD, Printausgabe, 25./26.6.2011)