Bevor es richtig losgehen kann mit Google Music, müssen zunächst mal die eigenen Lieder hochgeladen werden. Hierfür bietet Google ein eigenes Management-Programm an, das es für Windows, Mac OS X und seit Kurzem auch für Linux gibt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Das anfängliche Hochladen der Dateien kann schon einiges an Zeit in Anspruch nehmen, später ist der Zugriff auf die eigene Musiksammlung in der Cloud allerdings sehr flink.

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Der Music Manager wacht später auch automatisch über die Aktualisierung der Datenbank, sollten neue Titel in den eingetragenen Ordnern hinzugefügt werden.

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Zu Google Music gehört ein sehr gelungener Player, der direkt aus dem Browser genutzt werden kann.

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An dieser Stelle lässt sich auch so manche Management-Aufgabe erledigen, etwa die Administration von für den Musikzugriff autorisierten Geräten.

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Bei der Version 3.0.x der offiziellen Musik-App von Android ist die Google-Music-Anbindung bereits fix integriert.

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Wer will kann einzelne Titel und Alben fix auf dem Android-Gerät abspeichern - so dass sie auch offline immer verfügbar sind.

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In den Einstellungen lässt sich festlegen, unter welchen Bedingungen Lieder heruntergeladen und gestreamt werden sollen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Als Google im Mai 2010 erstmals öffentlich bekannte, an einem eigenen Musik-Service zu arbeiten, hatte man wohl noch nicht einmal selbst einen Anflug einer Ahnung davon, wie schwierig sich die folgenden Verhandlungen mit der Content-Industrie gestalten würden. Gute 13 Monate später ist denn auch von einer Lizenzabmachung noch immer keine Spur. Irgendwann in den letzten Monaten scheint dann Google endgültig der Kragen geplatzt sein, statt einem offiziell abgesegneten Service versucht man sich nun seit kurzem lieber an einem Alleingang.

Beta

Dieser nennt sich Google Music Beta und wurde im Rahmen der Google I/O 2011 Mitte Mai in San Francisco vorgestellt. Dessen Versprechen in der Kurzusammenfassung: Google erlaubt das Hochladen von maximal 20.000 Liedern auf die eigenen Server, die NutzerInnen können anschließend sowohl über den Browser als auch aus der Android-Musik-Anwendung auf das Angebot zugreifen.

Einladung

Gleich vorneweg: Das aktuelle Beta-Programm hat zwei entscheidende Einschränkungen. Da wäre einmal der Umstand, dass das Service nicht für alle zugänglich ist, statt dessen benötigt es eine Einladung. Und da wären wir schon beim zweiten Pferdefuß: Das Beantragen einer solchen Einladung funktioniert nur aus den USA - zumindest theoretisch.

Ausgetrickst

Denn wie von anderen Services wie der Video-Streaming-Plattform Hulu bekannt, lassen sich solche Tests mit relativ einfachen Mitteln austricksen. Dank VPN oder Proxy-Server in den USA kann also auch aus Österreich ein Zugang beantragt werden. Ein Weg den auch der WebStandard beschritten hat, und entsprechend bereits vor einigen Wochen einen Zugang zur Music Beta ergattert hat. Für all jene, die dies ebenfalls vorhaben, sei angemerkt: Nach der Abwicklung der Einladung funktioniert das Service überall auf der Welt problemlos - und ganz ohne irgendwelche Proxy- oder VPN-Umwege.

Am Rande

Und noch zwei kleine Randbemerkungen: Wer auf diesem Weg einen Google-Music-Zugang beantragt, muss üblicherweise zwischen mehreren Tagen bis zu ein paar Wochen warten, bis man eine Einladung bekommt. Zudem gibt es aber seit kurzem auch die Möglichkeit, dass bestehende NutzerInnen - in sehr beschränktem Ausmaß - andere zu dem Service einladen können, womit die Wartezeit entfällt.

Management

Am Anfang der Google-Music-Nutzung steht die Installation der zugehörigen Management-Anwendung, die sich zunächst einmal um das Hochladen der Musiksammlung kümmert. (und diese später aktuell hält). Dieses Programm war anfänglich nur für Windows und Mac OS X verfügbar, seit kurzem gibt es aber auch eine Linux-Version. Etwas enttäuschend in diesem Zusammenhang, dass Google nicht einfach die lokale abgespeicherte Musiksammlung von einem Android-Gerät übernehmen kann.

Abwarten

Für die anfängliche Synchronisierung sollte man jedenfalls einiges an Zeit einplanen, sonderlich schnell geht diese nämlich nicht vonstatten, wobei dies natürlich auch von der eigenen Internetanbindung abhängt. Dass dieser Schritt überhaupt nötig ist, liegt an dem eingangs erwähnten Fehlen einer Abmachung mit den Major Labels. Sonst wäre es hier nämlich - wie es auch Apple für sein "iTunes Match"-Angebot macht - möglich, einfach die Festplatte zu durchsuchen und die bei Google schon vorhandenen Kopien der Lieder zu nutzen. Umgekehrt ist Google Music dafür - zumindest in der Beta-Phase - vollständig kostenfrei.

Formatfragen

Sei es wie es sei - Google Music lädt also tatsächlich die eigenen Musikdateien hoch, zumindest so sie im richtigen Format vorhanden sind. Unterstützt werden hier derzeit MP3, AAC, WMA und FLAC, die Linux-Version des Music-Managers kann zudem mit Ogg-Vorbis-Dateien umgehen, Mac und Windows warten auf diese Funktionalität hingegen noch. Auch sollte man nicht all zu hohe Hoffnung auf den FLAC-Support setzen, entsprechende Dateien werde in MP3s mit einer Bitrate von 320 kbit/s konvertiert. Dass dem so ist, ist allerdings durchaus nachvollziehbar, will Google doch später die Musik an die einzelnen Geräte streamen. Und da wäre FLAC im Original für die meisten Netzanbindungen - und die Server - wohl keine gute Wahl. Andere Formate bleiben hingegen im Original erhalten, also auch in Bezug auf die Bitrate mit der sie erstellt wurden. Die Auswahl welche Musik hochgeladen werden soll, können die NutzerInnen wahlweise individuell vornehmen, eine vorhandene iTunes-Datenbank übernehmen oder gleich den gesamten Musikordner synchronisieren.

Web-Client

Ein erstes echtes Highlight ist der Umstand, dass Google einen eigenen Musik-Player für die Cloud anbietet. So kann in Folge einfach aus dem Browser auf die Musiksammlung zugegriffen werden - egal von welchem Rechner aus, so lange man sich mit dem eigenen Google-Account zuvor einloggt. Das Web-Interface ist dabei durchaus gut gelungen. Es gibt die Möglichkeit die Musik nach Alben, KünstlerInnen, Songs oder Genres zu durchsuchen. Wie von Google zu erwarten gibt es natürlich auch ein Suchfunktion, ebenfalls mit dabei ist eine Übersicht der zuletzt neu hinzugekommenen Titel.

Umsetzung

All dies optisch durchaus hübsch aufbereitet, Alben werden anhand ihrer Cover Art repräsentiert, die sich Google selbsttätig besorgt, auch so manche Übergangsanimation erweckt eher den Eindruck eine lokale Desktop-Anwendung zu nutzen. Versagt Google einmal beim Aufspüren der Cover Art kann ein Bild natürlich auch manuell hinzugefügt werden, ebenso lassen sich Album-, Titel- und andere ID3-Information manuell korrigieren. Einzelne Songs können auf einfache Weise mit "Daumen hoch" zu den Favoriten hinzugefügt werden, zudem ist es möglich im Web-Client individuelle Playlists zusammenzustellen.

Instant Mixes

Wer will kann auch automatisch "Instant Mixes" erstellen lassen, ähnlich der "Genius"-Funktion von iTunes, wird dabei von einem Lied ausgehend eine Playlist gebastelt. Google Music bedient sich dabei diverser Kriterien und Informationen um ähnliche Titel aufzuspüren. Dazu gehören einerseits Metadaten wie Genre und Künstler, aber auch "Stimmung", Tempo und die verwendeten Instrumente des ausgehenden Songs. Zu diesem Zweck analysiert Google die Lieder mit eigenen Algorithmen. Das Ergebnis konnte sich im Test durchaus hören lassen, wirkliche Ausrutscher leistet sich Google Music hierbei eigentlich nicht, meist harmoniert alles bestens.

Management

Als Musikplayer kann der Webclient also durchaus überzeugen, bei den Mangementfunktionen würde man sich hingegen noch etwas mehr wünschen, vor allem den manuellen Upload vermisst man. Immerhin können Titel hier über den Browser gezielt gelöscht werden, zudem lässt sich manuell festlegen, welche Geräte auf das Musikangebot überhaupt zugreifen können. Bis zu maximal 8 Devices pro Account erlaubt hier Google. Eine weitere Beschränkung: Das Abspielen ist nur von einem Gerät gleichzeitig möglich, beginnt man auf einem neuen Device Musik zu hören, wird das bisher aktive - ob Browser, Tablet oder Smartphone - automatisch pausiert. Angemerkt sei noch, dass der Web-Client zur Musikwiedergabe Flash benötigt, hier ist aber wohl davon auszugehen, dass Google früher oder später auf eine reine HTML5-Lösung wechselt.

Android

Wirklich spannend wird das Service aber natürlich erst in Verbindung mit Android-Geräten.Voraussetzung dafür sind Android 2.2+ und die aktuelle Version 3.0.x der Google-Music-App. Und hier wären wir schon bei der nächsten Hürde: Abgesehen vom Nexus S und Honeycomb-Tablets ist diese nämlich im österreichischen Android-Market noch nicht verfügbar. Freilich lässt sich auch dies leicht austricksen, so ist es ein Leichtes das entsprechende Paket im Netz aufzuspüren und manuell zu installieren. Das ist ohnehin kein Fehler, ist die App an sich schon ein echter Gewinn im Vergleich zur geradezu antik wirkenden, bisherigen Google-Music-Version.

Einrichten

In den Einstellungen der Google-Music-Anwendung lässt sich das eigene Gerät dann mit dem Online-Musikspeicher verbinden. Einmal aktiviert, stehen praktisch umgehend alle bei Google Music abgelagerten Titel am Smartphone oder Tablet auf. Dies liegt daran, dass die Musik von Haus aus gestreamt wird, ein vorheriger Download also nicht nötig ist.

Verzögerung

All das geht auch überraschend flink, im Test war die anfängliche Verzögerung vor der Wiedergabe mit 2 Sekunden relativ kurz. Zudem gilt diese Wartezeit nur für den ersten Titel, weitere Songs in der Playlist werden schon lokal gecachet bevor sie zum Abspielen dran sind. Auch sonst versucht Google intelligentes Caching zu verwenden, um vorauszuahnen, welche Lieder die NutzerInnen als nächstes anfordern könnten.

Offline

Wem das nicht reicht, der kann einzelne Alben oder Lieder auch gezielt zum fixen Download auswählen, so dass sie immer auch ohne aktive Netzanbindung zur Verfügung stehen. Nützlich ist in dem Zusammenhang, dass die Musikansicht auf Wunsch nur jene Titel darstellt, die auch offline vorhanden sind. Ob Musik nur über WLAN oder auch per mobiler Datenverbindung gestreamt bzw. heruntergeladen werden, kann in den Einstellungen festgelegt werden. Dort kann man sich auch anschauen, welche Lieder sich gerade in der Download Queue befinden.

Qualitätsfragen

An der Qualität der gestreamten Musik gab es im Test nichts auszusetzen, bei ausreichender Netzanbindung ist diese nicht von lokalen Songs zu unterscheiden. Bei schwacher Bandbreite reduziert Google Music automatisch die Qualität, um den Stream aufrecht zu erhalten. Übrigens wird nicht nur die Musik selbst abgeglichen, auch im Web-Client erstellte Playlists oder Instant Mixes werden selbsttätig übernommen.

Fazit

Zusammenfassend kann Google Music schon in der Beta-Phase durchaus überzeugen, vor allem für NutzerInnen mit mehreren Geräten ist das Service eine durchaus interessante und bequeme Möglichkeit immer und überall auf die eigene Musiksammlung zuzugreifen - eben ohne sich über das Management groß Gedanken machen zu müssen. Eine der zentralen Stärken ist der Umstand, dass die Musik gestreamt werden kann, wodurch diese praktisch umgehend auf neu eingerichteten Geräten zur Verfügung steht. Auch der Web-Client ist ein echtes Plus. Die Begrenzung auf 20.000 Titel ist relativ großzügig ausgelegt, dass das Ganze derzeit kostenlos ist, macht es natürlich nur noch interessanter.

Zukunft

Abzuwarten bleibt allerdings, in welche Richtung sich das Service in Zukunft weiter entwickeln wird. Zu hoffen bleibt, dass es Google doch noch gelingt alle Major Labels zu Lizenzabmachungen zu bringen, immerhin ist das Fehlen eines eigenen Music-Stores - und dessen automatisch Einbindung in Google Music - momentan einer der größten Schwachpunkte des Services. Auch das etwas nervige, anfängliche Hochladen der Musik könnte hiermit künftig entfallen. Freilich ist gerade in letztem Fall davon auszugehen, dass Google Music nicht auf Dauer - bzw. zur Gänze - kostenlos bleibt, verlangt doch auch Apple für "iTunes Match" 25 US-Dollar jährlich. Aber all das ist derzeit ohnehin noch Zukunftsmusik... (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 30.07.11)