Sonntagsarbeiterin Ingrid Thurnher

Foto: ORF/Ali Schafler

Es hat für TV-Seher etwas Beruhigendes, wenn in Zeiten, da zwischen New York und Brüssel vor der Pleite Griechenlands gezittert wird, die gute alte Sonntagsarbeit "Im Zentrum" ("Kaufrausch - Fällt der heilige Sonntag?") bei Ingrid Thurnher landet. Zur Beruhigung kam aber auch Unterhaltung - ein Lob der Einladungsgpolitik!

Lugner, der in seinem Center unlängst die Gewerkschaft wegbrüllte, saß ein fröhlich-flapsiger Wolfgang Katzian (Gewerkschaft der Privatangestellten) gegenüber. Und auch Thurnher schien im Glaubensmann, der den Sonntag "für ein himmlisches Geschenk" hält, ein ideales Opfer gefunden zu haben.

Als sie den Generalsekretär der Bischofskonferenz daran erinnerte, dass in jeder Wallfahrtskirche am Sonntag Souvenirshops offen hätten und im erzbischöflichen Palais in Wien der Süßwarenladen, fiel dem Gottesmann auch nicht mehr ein, als zu bekunden, dass die Kirche nichts dagegen hätte, wenn unverzichtbare Tätigkeiten auch am Sonntag erledigt würden. Köstlich.

Am heitersten jedoch Lugner gegen Gewerkschafter: Ersterer outete die Arbeitervertretung als scheiternden Einkaufszentrumbetreiber ("Gasometer!"), erinnerte an die Bawag-Probleme und an die "Konsum"-Pleite, worauf es endgültig wirtshausmäßig lustig wurde.

Als Lugner dann aber zur EM (2008) kam und erklärte, durch Sonntagsöffnung den Umsatz um 79 Prozent gesteigert zu haben, ließ es sich Katzian nicht nehmen, Rache zu üben. Es habe der Sonntag "flächendeckend für den Handel nix gebracht". Weil: "Es geht ja keiner aufs Match und kauft dann im Vorbeigehen ein Bett oder eine Scheibtruhe. " Irgendwie köstlich zum Quadrat. (Ljubiša Tošic/DER STANDARD, Printausgabe, 21.6.2011)