Im "Train of Ideas" können Besucher ihre Wunsch-Stadt am Computer entwerfen und per Scanner die Wasserqualität der europäischen Flüsse abfragen.

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Wien - Ist es für das Klima besser, wenn wir Rind oder Schwein zu uns nehmen? Margarine aufs Brot schmieren oder Butter? In der rollenden Ausstellung "Train of Ideas" , die derzeit auf dem Bahnhof Heiligenstadt haltmacht, werden diese Fragen anschaulich beantwortet.

Die angeklickten Lebensmittel werden auf den für vier Personen gedeckten Tisch projiziert - der Tee in weißen Tassen, die Butter in appetitlichen Bällchen auf dem Teller, zugleich zeigt eine Balkengrafik auf einem Bildschirm den Ressourcenverbrauch und den CO2-Ausstoß für die Produktion sowie den Transport der Produkte. Im konkreten Fall sind Schweinefleisch und Margarine eindeutig bekömmlicher für das Klima.

18 Städte bis Oktober

Seit Ende April ist der Hamburger "Zug der Ideen" in Europa unterwegs, zuletzt war die Ausstellung in Tallinn - nach Wien ist Barcelona die nächste Station, insgesamt werden bis Oktober 18 Städte angefahren. Bisher haben bereits 25.000 Menschen die interaktive Ausstellung "Visionen für die Städte der Zukunft" , die in sechs Containern präsentiert wird, gesehen. Die zentrale Frage: Wie können urbanes Leben, Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Einklang miteinander gebracht werden?

Hamburg ist die diesjährige europäische Umwelthauptstadt und zeigt vor, wie "grün" geht. Auch wenn Umweltstaatsrat Holger Lange am Montag bei der Eröffnung sagte: "Hamburg ist kein Öko-Paradies." Die Hafen- und Industriestadt setzte sich dennoch gegen 34 andere Städte durch und stach mit ihrer Bewerbung Umweltmusterstädte wie Stockholm, Oslo oder Kopenhagen aus.

Die Jury der EU-Kommission, die den Titel "Green Capital" vergibt, war unter anderem von der 15-prozentigen Reduktion des CO2-Ausstoßes seit 1990 ebenso beeindruckt wie von der hohen Qualität des Trinkwassers - die Einleitungen der städtischen Kläranlage gehören zu den saubersten Zuflüssen der Elbe. Hamburg hat außerdem mit zwölf Prozent einen Anteil an Radverkehr, von dem Wien nur träumen kann, und der, so das Ziel, auf 18 Prozent erhöht werden soll.

Virtuelle Radtour

Auf dem Fahrrad können auch die Besucher in einem der Ausstellungscontainer Hamburg erkunden. Wer sich aufs "StadtRad" schwingt und in die Pedale tritt, kann virtuell durch die HafenCity radeln. Das innerstädtische Wohnbauprojekt, das die Zersiedelung ins Umland eindämmen soll, ist eines der Hamburger Öko-Vorzeigeprojekte.

Wien ist mit dem städtischen "ÖkoKauf" und dem Artenschutzprojekt "Netzwerk Natur" in der Ausstellung vertreten. Die Stadt habe mit dem "ÖkoKauf" -Konzept - alle Einkäufe der Stadtverwaltung, vom Toilettenpapier bis zu den Büromöbeln, erfolgen nach Kriterien der Nachhaltigkeit - "Vorbildcharakter für andere Städte Europas" , so die Begründung.

Doch wer gestaltet die Städte, in denen wir in Zukunft leben werden? In einem Guckkasten werfen mehrere Spiegel das Bild des eigenen Gesichts zurück, an einem Computer bastelt man sich die eigene maßgeschneiderte Stadt, und aus Bausteinen, auf die die Ausstellungsbesucher ihre Vorstellungen von urbanem Leben schreiben können, wird eine Ministadt gebaut. Darüber steht in roten Buchstaben ein Zitat von Abraham Lincoln: "Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten." (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD-Printausgabe, 21.6.2011)