Die Josefstädter Straße soll bis 2013 generalsaniert werden

Foto: Benedikt Narodoslawsky

Ein Vermessungstechniker vor bröckelnden Wänden

Foto: Benedikt Narodoslawsky

Vor der Station wurden Schutzgerüste aufgestellt, die Passanten vor herabstürzenden Trümmern bewahren sollen

Foto: Benedikt Narodoslawsky

Polizisten kontrollieren eine mutmaßliche Drogendealerin.

Foto: Benedikt Narodoslawsky

Von Juli bis August fährt die U-Bahn durch die Station Josefstädter Straße durch

Foto: Benedikt Narodoslawsky

Unten muss eine mutmaßliche Drogenhändlerin vor Polizisten ihren Rucksack ausräumen, im Halbstock markieren zwei Vermessungstechniker mit orangen Westen Punkte an bröckelnden Wänden und oben am Bahnsteig steht der "Wiener Linien"-Chef Günter Steinbauer und sagt: "Eine Generalsanierung ist in weiten Bereichen notwendig." Der U6-Station Josefstädter Straße am Wiener Gürtel zwischen Ottakring und der Josefstadt geht es nicht gut.

Jeden Tag halten hier die Züge mehr als 600 Mal, 20.000 Fahrgäste steigen in der von Otto Wagner entworfenen Station ein und aus - die Belastung hat der 110 Jahre alten U-Bahn-Station zugesetzt. Der Zahn der Zeit nagte so heftig an dem denkmalgeschützten Gebäude, dass sogar die Bahnsteige abgetragen werden müssen.

Drei Millionen Euro

Drei Millionen Euro nimmt die Stadt jetzt in die Hand, um die Station wieder auf Vordermann zu bringen. "Dafür wird sie die nächsten 100 Jahre halten", sagt Bauleiter Karl Siegl. Bis Herbst 2013 soll das Otto-Wagner-Gebäude im Einklang mit dem Bundesdenkmalamt komplett saniert sein. Dann sollen auch die Schutzgerüste vor dem Gebäude verschwinden, die Passanten davor schützt, dass ihnen die bröckelnde Fassade auf den Kopf fällt.

Was das für die Fahrgäste bedeutet: Von 4. Juli bis Ende August wird die Station gesperrt. In dem Zeitraum hält die U-Bahn nicht mehr, sondern fährt in der Station durch. Laut "Wiener Linien"-Chef Steinbauer wird sich für andere Stationen nichts am Fahrplan ändern, die Lokale in der U6-Station bleiben nach wie vor offen.

Drogenproblem noch nicht gelöst

Für "mobilitätseingeschränkte Personen" richten die Wiener Linien einen Shuttle-Service ein; er wird voraussichtlich im 15-Minuten-Takt verkehren. Allen anderen Passagieren empfiehlt das städtische Unternehmen, von der Station Thaliastraße auf die Straßenbahnlinie 5 umzusteigen, die parallel zum Gürtel fährt, oder die 300 Meter von der Thaliastation zu Fuß zur Josefstädter Straße zurückzulegen.

Seitdem die Drogenszene am Karlsplatz zerstreut wurde, gilt die Josefstädter Straße als alternativer Suchtgift-Hotspot. Ob sich die Sperre der Bahnsteige auf die Szene auswirke, kann Steinbauer nicht sagen. "Bauarbeiten an sich wirken störend", vermutet der "Wiener Linien"-Chef. Ein Polizist, der gerade noch eine Verdächtige kontrollierte, sieht das anders: "Dass es jetzt besser wird, kann ich mir nicht vorstellen." Seit die Kontrollen verschärft wurden, sei es "eine Spur besser, aber nicht wirklich besser."

"Geschützter Bereich für Dealer"

Wenige Schritte weiter steht Markus, in der linken Hand eine Bierdose, in der rechten eine Zigarette, er kennt sich mit Drogen aus. Markus sagt, er könne schon reden, "die kontrollieren mi eh vier Mal am Tag." Er glaubt, die vorübergehende Sperre der Station spiele den Dealern in die Hände. "Es kommen weniger Fahrgäste, also gibt es weniger Leut. Für die Dealer ist es jetzt ein geschützterer Bereich." (Benedikt Narodoslawsky, derStandard.at, 20.06.2011)