Langzeit-Landeshauptleute Pühringer, Pröll, Häupl, Niessl: Im Nachfolge-Poker lassen sie sich ungern in die Karten schauen.

Montage: DER STANDARD

Nachfolger unbekannt. Nur der Vorarlberger Sausgruber hat sein politisches Erbe geregelt.

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Wenige Wochen, bevor er 1994 offiziell als Nachfolger von Helmut Zilk nominiert wurde, sagte der damalige Umweltstadtrat Michael Häupl auf die Frage, ob er das Wiener Stadtoberhaupt politisch beerben werde: "Schaut so ein Bürgermeister aus?" Seit mittlerweile mehr als 16 Jahren lautet die Antwort: Ja. Und Häupls Standard-Replik auf die lästige Frage nach der Amtsübergabe heißt: "Mein Nachfolger bin ich selbst."

Auch in Niederösterreich, im Burgenland und in Oberösterreich sind die Landeshauptleute seit vielen Jahren im Amt, und allmählich stellt sich auch dort die Nachfolgerfrage. Während in Wien Finanzstadträtin Renate Brauner und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig als mögliche Häupl-Nachfolger gelten, sind in anderen Bundesländern keine Prätendenten in Sicht - oder sie haben bereits frustriert aufgegeben. Der einzige Landeschef, der sein politisches Erbe geregelt hat, ist Herbert Sausgruber (VP) in Vorarlberg.

Lassen die machtbewussten Amtsinhaber absichtlich keinen neben sich groß werden, oder ist es aus taktischen Gründen sogar ratsam, mögliche Nachfolger nicht zu früh zu verheizen? "Bei einer Amtsübergabe ist es wie beim Skispringen", sagt Politikexperte Thomas Hofer, "man muss den Absprung genau erwischen." Als gelungenes Beispiel im Bund nennt Hofer den Wechsel von Franz Vranitzky zu Viktor Klima (beide SP) 1997. "Das war professionell gemacht und Klima hatte noch Zeit, sich einzuarbeiten. " Einen Nachfolger zu früh zu nominieren birgt nämlich auch Gefahren - etwa, dass derjenige bereits vorher abgesägt wird. Hofer: "Man darf aber auch nicht alle anderen zu politischen Schattengewächsen machen." Diese Gefahr bestehe besonders bei Landeschefs, die mit absoluter Macht ausgestattet sind - wie in Niederösterreich.

Dort feiert Erwin Pröll 2012 sein 20-jähriges Jubiläum als Landeshauptmann. Und von Amtsmüdigkeit keine Spur: Bei den Landtagswahlen 2013 werde er wieder kandidieren, kündigte Pröll schon 2010 im STANDARD-Interview an - vorausgesetzt, die Parteiführung und der liebe Gott seien dafür.

Keine Konkurrenz

Wer Pröll nachfolgen könnte, dazu gehen selbst den kundigsten St. Pöltner Polit-Insidern rasch die Ideen aus. Wie kaum ein Zweiter hat er es geschafft, jegliche dahingehende Profilierung seiner Parteikollegen zu unterbinden. Das Image seines Stellvertreters Wolfgang Sobotka ist durch fragwürdige Finanzgeschäfte nachhaltig beschädigt, abgesehen davon ist fraglich, ob der mächtige Bauernbund einem ÖAABler als Parteichef zustimmen würde. Als Shooting Star in agrarischen Kreisen gilt der 38-jährige Umweltlandesrat Stephan Pernkopf, der auch mehr dem Typ Landesvater entspricht als Sobotka.

Feststehen dürfte in St. Pölten nur eines: Wann Erwin Pröll geht, und wer ihm nachfolgt, das entscheidet nur einer - Erwin Pröll. Und vielleicht wagt er ja 2016 tatsächlich noch einen Anlauf in Richtung Hofburg.

Im Burgenland galt die Kronprinzenfrage längst als beantwortet: Norbert Darabos werde 2015 jenem Mann nachfolgen, den er als SP-Landesgeschäftsführer und Wahlkampfleiter 2000 zum überraschenden Wahlsieg geführt hat. Mittlerweile gibt es aber Zweifel. Nachdem Hans Niessl 2010 in seine dritte Amtsperiode gewählt wurde, vermittelt er den Eindruck, dass ihm sein Job als Landeshauptmann so sehr Spaß macht, dass ihn die Kronprinzenfrage nicht wirklich zu beschäftigen scheint. Und so kommen auch andere Kandidaten ins Spiel. Folgt man dem Rumor, wäre da vor allem Christian Illedits, der als Bürgermeister und Klubobmann jene Startposition einnimmt, von der aus Niessl Landeshauptmann wurde.

Geht er vorzeitig oder nicht? Bei dieser Frage lässt sich Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) nicht in die Kar- ten blicken. Unwahrscheinlich scheint ein Abgang vor 2013. In diesem Jahr soll das Linzer Musiktheater eröffnet werden - ein Ereignis, das sich Pühringer nach jahrelangen Querelen um den Bau wohl nicht entgehen lassen wird. Mögliche Kronprinzen stehen also in der Warteschleife.

Frustrierte Kandidaten

Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Geduld enden wollend ist. Lange wurde Agrarlandesrat Josef Stockinger als Nachfolger gehandelt - bis dieser im Vorjahr hinschmiss und in die Privatwirtschaft wechselte. Ein anderer Kronprinz weilt berufsbedingt in Wien: Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner steht als möglicher Landeschef hoch im Kurs. Entsprechend heftig soll daher der Gegenwind aus Oberösterreich gewesen sein, als er nach dem Abgang von Josef Pröll als ÖVP-Chef ins Spiel gebracht wurde. (fern, hei, mro, wei, STANDARD-Printausgabe, 18./19.6.2011)