Im Schuljahr 2009/2010 hatten 1.913 SchülerInnen in Österreich eine afrikanische Staatsbürgerschaft.

Foto: Standard/Corn

"Es gibt kaum Untersuchungen über Schwarze im Bildungssystem", sagte Clara Akinyosoye bei der Präsentation des Jahresberichts über "Schwarze Menschen in Österreich". Sie ist die Chefredakteurin des Berichts, dessen Schwerpunkt heuer - nachdem schon 2010 ein entsprechender Bericht präsentiert wurde - im Bereich Bildung lag. Die Black Community in Österreich stellte sich die Frage, wieviele SchülerInnen und StudentInnen es in Österreich gibt, die afrikanische Wurzeln haben und mit welchen Vorurteilen sie konfrontiert werden. "Wir sind Menschen, die nicht zum öffentlichen Bild Österreichs passen, aber wir sind Teil des Landes", so Akinyosoye.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • Im Schuljahr 2009/2010 hatten 1.913 SchülerInnen in Österreich eine afrikanische Staatsbürgerschaft. Die meisten Kinder besuchten eine Volksschule (39 Prozent), gefolgt von Hauptschulen (26 Prozent), AHS (12 Prozent) und Sonderschulen (3 Prozent).
  • Im Vergleich zu österreischischen SchülerInnen "hinken SchülerInnen mit afrikanischer Staatsangehörigkeit hinterher", wie im Bericht angeführt wird. Als Beispiel werden die AHS genannt. Im Vergleich zu den AfrikanerInnen besuchen 18 Prozent der ÖsterreicherInnen ein Gymnasium.
  • Die meisten afrikanischen SchülerInnen kommen aus Ägypten (590), Nigeria (242) und Somalia (192). Gerade bei somalischen SchülerInnen zeigen sich Defizite. So besuchen nur zwei Prozent ein Gymnasium.
  • Im Studienjahr 2009/2010 gab es 699 Studierende mit afrikanischer Staatsbürgerschaft - eine laut Bericht im Vergleich zur ersten Hälfte der 1990er-Jahre sehr geringe Zahl. Die meisten kamen aus Ägypten (156), Nigeria (82) und Äthiopien (61).

Die Autoren des Jahresberichts befürchten einen weiteren Rückgang afrikanischer Studierender. "Für StudentInnen, sie aus afrikanischen Ländern kommen, wird es künftig schwieriger werden in Österreich ein Studium zu absolvieren", sagte Akinyosoye. Das "Eine-Welt-Stipendienprogramm" des Afro-Asiatischen Instituts wird im Herbst 2011 eingestellt. Es ermöglichte bisher vielen AfrikanerInnen, zum Studieren nach Österreich zu kommen. 

Schulbücher neu auflegen

Simon Inou, Herausgeber des Jahresberichts, kritisierte das Afrikabild in den Schulbüchern. Es sei von Einseitigkeit und negativen Stereotypen geprägt. Kriege und wirtschaftliche Probleme würden im Vordergrund stehen. "Was in Schulbüchern zu lesen ist, ist nicht zeitgemäß, ist rassistisch", bezog er sich auch auf eine Studie aus 2005/06 über Geschichte- und Geographiebücher, die noch heute aktuell ist. Inou fordert eine Überarbeitung und Neuauflage der Schulbücher. 

Gefordert werden seitens der InitiatorInnen außerdem mehr Untersuchungen und Studien über AfrikanerInnen im Bildungssystem. Wie ist die Situation von Kindern? Brauchen sie eine spezielle Förderung oder nicht? "Die Politik muss zeigen, dass es Interesse für diese Migrantengruppe gibt", sagte Akinyosoye.

Beatrice Achaleke, ebenfalls Herausgeberin des Berichts, wünscht sich zudem, dass es mehr schwarze LehrerInnen geben soll. Derzeit ist dazu überhaupt kein Zahlenmaterial vorhanden.

Afrikanische Schule

Inou geht im Bericht noch einen Schritt weiter. Er kann sich die Gründung einer eigenen afrikanischen Schule vorstellen: "Während es französische, japanische, chinesische, jüdische, muslimische Schulen etc. gibt, existieren keine afrikanischen Schulen." (rwh, derStandard.at, 16.6.2011)