Von außen unterscheidet sich der hybrid nur durch Details vom normalen Q5. Er liegt 25 Millimeter tiefer, hat einen schwarz glänzenden Kühlergrill und rollt serienmäßig auf 19-Zoll-Alu-Rädern

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Die 27 Akku-Zellen liegen im Zusatzfach unter dem Kofferraum und nehmen so nur den zusätzlichen Stauraum in Anspruch.

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Über die Anzeigen erfährt man, wie viel Ladung die Akkus haben und woher die Energie für den Antrieb kommt - einen Drehzahlmesser gibt es im 245 PS starken Audi Q5 hybrid quattro dafür nicht mehr.

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Grafik: DER STANDARD

Vollkommen lautlos rollt der Audi Q5 hybrid quattro von der Finca auf Mallorca weg, um die Insel unter die vier angetriebenen Räder zu nehmen. In der EV-Taste leuchtet ein grünes LED-Lämpchen, welches anzeigt, dass der Audi gerade versucht, seine ganze Antriebskraft aus dem Lithium-Ionen-Akku zu gewinnen. Bis zu drei Kilometer weit kommt er bei einer Konstantgeschwindigkeit von 60 Kilometer pro Stunde, verspricht Audi. In der Praxis sind es diesmal etwas weniger. Klar, läuft doch die Klimaanlage auf Hochtouren, und wenn wir ganz ehrlich sind, war der Akku, der aus 72 Zellen besteht, beim Losfahren auch nicht mehr ganz voll.

100 km/h rein elektrisch

Beeindruckend ist auch, dass der Q5 hybrid quattro rein elektrisch eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h fahren mag. Nun ja, mögen kann man nicht sagen. Es braucht schon einigen guten Willen und die passende Straße dazu. Der Blick haftet wie angeschweißt auf der Energie-Anzeige, der Gasfuß tippt nur vorsichtig auf das Pedal. Denn auch wenn man über den EV-Knopf den elektrischen Antrieb gewählt hat, schaltet sich der Verbrennungsmotor automatisch dazu, sobald 30 Prozent der gesamten verfügbaren Energie abgerufen werden. Und das passiert bei höheren Geschwindigkeiten ganz rasch, wenn es ein wenig bergauf geht oder das Heimweh nicht reicht.

Der Powermeter, wie Audi die Anzeige nennt, die Auskunft über den Anteil der abgefragten Leistung gibt, ersetzt den Drehzahlmesser. Außerdem ist bei 100 Prozent noch lange nicht Schluss. Dort legt der Q5 nämlich erst richtig los. Knallt der Zeiger über die 100er-Marke, arbeiten der Turbo-Benziner und der Elektromotor im Boost-Modus zusammen und treiben mit der Systemleistung von 245 PS und dem Drehmoment von 480 Nm den Audi nach vorn.

Doch der Reihe nach: Im Fahrmodus D sucht sich der Wagen die sparsamste Art des Vortriebs. Fährt man vorsichtig, schaltet sich der Benziner erst bei rund 15 Prozent der abgefragten Leistung an. Außer eben, man drückt die EV-Taste, dann versucht der Q5 so lange elektrisch zu fahren, wie es die Leistung des Elektromotors oder die Ladung der Akkus zulässt. Geladen werden diese während der Fahrt durch Rekuperation, oder weil sich der Generator an den Motor hängt, wenn das gerade effizient ist.

Die Rekuperation, also die Rückgewinnung der Bremsenergie, funktioniert erstaunlich gut. Beim leichten Druck auf das Bremspedal zieht der Zeiger des Powermeters langsam gegen Süden und zeigt damit an, dass Energie zurück in die Akkus fließt. Erst wenn man fester auf das Bremspedal tritt, beißen sich die Beläge in die Scheiben.

Woher gerade welche Energie genommen oder ob sie gewonnen wird, zeigt die Grafik in der Mitte der Armaturen.

Im Sportmodus S ist dem Audi die Energieeffizienz so egal wie dem Elektromodus die Radarkästen. Mit ordentlichem Vortrieb fegt er agil über die Inselstraßen. Wirklich laut wird der Hybrid aber auch im Verbrennungsmodus nicht. Man muss manchmal schon genau hinhören, will man, ohne einen Blick auf die Anzeige zu werfen, wissen, ob der Motor läuft. Auch das Zu- und Wegschalten der einzelnen Motoren geht denkbar sanft vor sich.

Achtgang-Tiptronic

Die Kraftübertragung übernimmt eine für den Hybrid-Betrieb modifizierte Achtgang-Automatik, die ohne Drehmomentwandler auskommt. Diese Funktion übernimmt der Elektromotor, der mit einer Lamellenkupplung zusammenarbeitet, die Verbrennungs- und E-Motor abtrennt. In den Q5 hybrid hat Audi einiges an Entwicklungsarbeit gesteckt und freut sich nun selbst, "der erste Voll-Hybrid-Anbieter im Segment der kompakten Premium-SUV" zu sein. Öko-Duft des Hybrid und Premium ziehen anscheinend.

Den Premium-Anspruch erfüllt der Q5 auch tatsächlich. Er fährt sich nicht nur agil, auch Haptik und Verarbeitung der Materialien sind wirklich eine Freude. Herr Bose sorgt für den guten Ton im sonst leisen SUV, Onkel Google liefert die Bilder, auf denen das Navigationssystem den Weg zum Ziel anzeigt. Genialer Nebeneffekt des Navis, das sich die Google-Daten aus dem Internet holt, ist das WiFi-Netz im Auto. So holt man sich vom Beifahrersitz aus ganz gemütlich seine E-Mails aufs Smartphone, während der Kollege am Steuer vehement versucht, den voll elektrisch angetriebenen 100er zu knacken.

Nur über den Öko-Duft müssen wir ein wenig nachdenken. Wenn da die Hybrid-Plakette nicht das Feigenblatt ist, mit dem sich jemand den fast zwei Tonnen schweren Riesen schönfärben will. Der sparsamste Diesel-Q5 knackt den Durst des Hybriden locker. Der Normverbrauch von 6,9 Litern wird in Österreich, wo 90 Prozent der verkauften Q5 Selbstzünder sind, also nicht das Argument für den Umstieg sein.

Doch der Q5 hybrid quattro macht Spaß, auch wenn man nicht mit dem Elektromotor herumspielt - einfach, weil das System im Hintergrund so gut funktioniert. Darum muss man aber auch vorsichtig sein, denn nur allzu leicht überhören Fußgänger diesen Q5 in der Stadt, wenn er im E-Modus fährt.

Die 27 Akku-Zellen liegen im Zusatzfach unter dem Kofferraum und nehmen so nur den zusätzlichen Stauraum in Anspruch. Über die Anzeigen erfährt man, wie viel Ladung die Akkus haben und woher die Energie für den Antrieb kommt - einen Drehzahlmesser gibt es im 245 PS starken Audi Q5 hybrid quattro dafür nicht mehr. (Guido Gluschitsch/DER STANDARD/Automobil/17.06.2011)