Erstmals Weltranglisten-Erster
Der Schlüssel zu Schlagers Erfolg war der Gewinn des vierten Satzes, in dem der ÖTTV-Star nach 7:10-Rückstand drei Satzbälle abwehrte und am Ende mit 12:10 auf 3:1 davonzog. Der 23-jährige Joo, der nur als Nummer 61 in die WM gestartet war, verkürzte dann zwar noch auf 2:3, doch im sechsten Satz machte der als Nummer sechs gesetzte Mixed-Europameister aus Willendorf bei Wiener Neustadt den Sack endgültig zu, indem er nach einem unglaublichen Ball zum 11:10 seinen zweiten Matchball verwertete.
Bis auf das Letzte gefordert
"Es war eine super Partie, in der mich Joo mit seinen sensationellen Verteidigungsschlägen bis auf das Letzte gefordert hat. Ich musste meine besten Schläge auspacken, es war sehr, sehr hart. Das Gefühl, jetzt ganz oben zu stehen, ist einmalig", lautete der erste Kommentar des "überglücklichen" Triumphators, der acht Jahre nach dem Sieg von Tennis-Idol Thomas Muster bei den French Open in Roland Garros für den nächsten sporthistorischen Moment eines Österreichers in Paris sorgte.
Mentale Stärke ausschlaggebend
"Alles hat sich im Kopf abgespielt, denn bei uns kann jeder Topspieler den anderen schlagen. Die mentale Stärke war also ausschlaggebend. Und ich hatte nie das Gefühl, dass ich das Finale verlieren könnte. Außerdem spielt Joo wie mein Teamkollege Chen Weixing, mit dem ich mich im Vorfeld des Endspiels eingeschlagen habe - auf der Rückhandseite defensiv, die Vorhand dagegen sehr aggressiv. Dass ich jetzt nach diesem WM-Triumph auch noch die Nummer eins der Weltrangliste bin, das ist die absolute Krönung!"
Geschichtsträchtiges Ereignis
Vor Schlager, der auf dem Weg zum Titel Chinas Titelverteidiger Wang Liqin (Viertelfinale) sowie Olympiasieger Kong Linghui (Halbfinale) jeweils mit 4:3 niedergerungen hatte, war es nur einem einzigen Österreicher gelungen, Einzel-Weltmeister bei den Herren zu werden. Vor 66 Jahren, 1937, hatte Richard Bergmann in Baden bei der Heim-WM Gold erobert. Und Österreichs bisher letzte WM-Goldmedaille datierte aus dem Jahr 1947, als Gertrude Pritzi gemeinsam mit der Ungarin Gizella Farkas in Paris im Doppel erfolgreich geblieben war.
Schlagers neunte Medaille
Nach den großen Erfolgen in der Zwischenkriegsära war es die insgesamt achte Goldmedaille für Österreichs Verband (ÖTTV), auf Grund des heutigen Stellenwerts von Tischtennis als Weltsportart aber sicher mit Abstand die wertvollste. In Summe hält der ÖTTV nun schon bei 69 WM-Medaillen. Für Schlager persönlich war es nach WM-Bronze 1999 in Eindhoven sowie sieben EM-Podestplatzierungen bereits die neunte und seine bereits dritte im Jahr 2003 nach dem Mixed-Titel an der Seite von Krisztina Toth aus Ungarn und Bronze mit seinem Standardpartner Karl Jindrak bei den Europameisterschaften Anfang April in Courmayeur.
Erfolg macht Europäern Mut
Schlager ist außerdem der einzige nicht-chinesische Weltmeister von Paris. Ein Umstand, der auch von den 13.000 in Paris-Bercy mit einer "Welle" gefeiert wurde. In Eindhoven 1999 und Osaka 2001 hatte das Team aus dem Reich der Mitte noch alle fünf Titel eingeheimst. "Das ist super. Schlager hat Riesenspiele gemacht, Matchbälle abgewehrt und die besten Chinesen geschlagen. Eine Tischtennis-WM ist eben doch keine asiatische Meisterschaft", frohlockte auch der deutsche Rekordnationalspieler Jörg Roßkopf über den Gold-Coup des österreichischen Offensivspielers, ebenso wie sein Cheftrainer Dirk Schimmelpfennig: "Schlagers Sieg ist für Europa total erfreulich und macht Mut, die Chinesen auch bei Olympia 2004 schlagen zu können!"
WM-Star aus dem Reich der Mitte