Buchcover
"Alle Technik wurde von den Frauen erfunden. Nur die Männer wollen das nicht glauben. Und die Frauen wissen es nicht mehr." Alleine der Einstieg in das Werk Gerhard Habartas "Es war die Frau" stellt wahrscheinlich nicht nur für gesottene Patriarchatsliebhaber, Antifeministen und Frauenphobiker eine Provokation dar. Stellt er doch die gängige, von der androzentrischen Geschichtswissenschaft geschaffene Darstellung, Frauen kämen in der Geschichte nicht - oder lediglich als berühmte Ausnahme - vor, nicht nur in Frage, sondern krempelt sie gänzlich um, um zu behaupten, Frauen seien die Schöpferinnen von Kultur überhaupt.

Eine Behauptung übrigens, die nicht ins Leere zielt. Vielmehr wandte Habarta eine korrekt wissenschaftliche Arbeitsweise an, in dem er Mythologien vergangener Kulturen einer realhistorischen Betrachtung unterwirft, etymologische Forschungen und antike Geschichtsschreiber zum Beleg heranzieht. Auch die Literaturliste spricht für die Seriösität der Zusammenschau. Zur Beweisführung hat der Autor einen wahren Fundus an prähistorischen und historischen (besser her-story-schen) Material zusammen getragen.

Ein überaus interessantes Buch, das nicht nur dafür geeignet ist, von Anfang bis zum Ende durchgeschmökert zu werden und viele neue Erkenntnisse zu gewinnen, sondern auch als Nachschlagewerk zu bestimmten Aspekten der menschlichen, sozialen, wissenschaftlich-technischen Entwicklung. Ein Buch, das Theorien liefert für die Überherrschung einer ursprünglich "matriarchalen" Welt durch patriarchale Systeme. Mit dem Versuch, psychosoziale Theorien zu liefern, die in die archaische Tiefe der männlich-patriarchalen Psyche vordringen, um die Urängste der Männer zu orten.

Hintergründig, obwohl auf die Schwere von strenger Wissenschaftssprache verzichtet wird, spannend und sehr amüsant. Da verliert sich auch das anfängliche Vorurteil, dass dieses Thema von einem männlichen Autor bearbeitet wird.
(Dagmar Buchta)