Künstlerische Darstellung eines Schwarzen Lochs: Es verschluckt seine Umgebungsmaterie (rot), die sich dabei extrem aufheizt und energiereiche Röntgenstrahlung abgibt.

Foto: Nasa/CXC/A.Hobart

London/Wien - Leicht waren sie nicht zu finden. Denn die bisher ältesten Schwarzen Löcher, die US-Astronomen nun entdeckten, sitzen gut versteckt im Herzen der ersten Galaxien und werden von diesen bestens abgeschirmt. Doch die energiereiche Röntgenstrahlung der hineinstürzenden Materie verriet sie: In akribischer Analyse mit dem Weltraumteleskop Chandra der US-Raumfahrtbehörde Nasa ließen sich die gigantischen Massemonster nachweisen.

Die neuen Beobachtungen zeigen, dass extrem massereiche Schwarze Löcher schon 700 bis 800 Millionen Jahre nach dem Urknall existiert haben, wie der an der Entdeckung beteiligte Yale-Astronom Priyamvada Natarajan erklärt. "Das legt nahe, dass sie entweder so massereich geboren wurden oder dass sie explosionsartig gewachsen sind. Beide Szenarien sagen uns viel mehr, als wir bisher wussten. Das ist sehr aufregend."

Enorm aufgeheizte Materie

Schwarze Löcher sind Himmelsobjekte mit einer so großen Dichte, dass nicht einmal das Licht aus ihnen entweichen kann. Mit ihrer großen Schwerkraft verschlucken sie immer mehr Materie aus ihrer Umgebung und können auf diese Weise vor allem im Zentrum von Galaxien mit der Zeit zu sogenannten supermassiven Schwarzen Löchern heranwachsen. Diese werden indirekt sichtbar durch die Materie, die sie verschlucken. Sie heizt sich extrem auf, während sie sich dem Schwarzen Loch nähert, und leuchtet dadurch hell, sogar im Röntgenlicht.

Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass der Urknall vor rund 13,7 Milliarden Jahren stattgefunden hat. Das Licht der ersten Galaxien ist wegen der enormen Entfernung entsprechend rund 13 Milliarden Jahre bis zur Erde unterwegs. Und genau so lange blickten die beteiligten Astronomen zurück in der Zeit.

Mit diesen Beobachtungen konnten die Astronomen jedoch sogar die frühe Wachstumsrate der Schwarzen Löcher bestimmen. Sie müssen demnach durch die gesamte kosmische Geschichte gemeinsam mit ihren Heimatgalaxien gewachsen sein, wie die Astronomen in der aktuellen Ausgabe der britischen Wissenschaftszeitschrift "Nature" (Bd. 474, S. 356) schreiben. In den Worten von Ko-Autor Kevin Schawinski, ebenfalls von der Universität Yale: "Die Entdeckung zeigt uns eine symbiotische Verbindung zwischen Schwarzen Löchern und ihren Galaxien, die seit Anbeginn der Zeit existiert hat." (tasch, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 16. 6. 2011)