Als Parteichefs zerkracht, doch nach wie vor Geschwister im Geiste: Bucher (BZÖ)...

 

Foto: Standard/Christian Fischer

...und Strache (FPÖ) schleuderten...

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... Finanzministerin Fekter (ÖVP) wortidente Vorwürfe zur Griechenhilfe entgegen.

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Von der Aussicht auf weitere Unterstützung für Griechenland entrüstet, bereiteten Freiheitliche und Zukunftsbündler Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) am Mittwoch im Parlament einen äußerst unfreundlichen Empfang.

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Wien - Wenn Heinz-Christian Strache und Josef Bucher im Parlament über den finanzmaroden Süden der Union herziehen, könnte man meinen, die beiden teilen sich ein und denselben Redenschreiber. Griechenland? "Ein Fass ohne Boden!", wettert da der BZÖ-Chef - kurz darauf auch der FPÖ-Obmann. Die Hilfen von Wien für Athen? Für Bucher "ein Roulette mit Steuergeldern", "ein Irrweg, der in den Abgrund führt" und ein einziges "Desaster" - nahezu genau die gleichen Vorwürfe schleudert Strache etwas zeitversetzt in Richtung Regierungsbank. Und noch eine Parallele sticht regelrecht ins Auge: Bei den Passagen, in denen sich Bucher wie Strache ostentativ in Rage reden, richtet der eine wie der andere empört den ausgestreckten Zeigefinger auf die Finanzministerin.

Mittwochmorgen, aktuelle Stunde im Hohen Haus. Maria Fekter (ÖVP) ist soeben aus Brüssel vom Treffen mit den Amtskollegen der Eurozone zurückgekehrt, bei dem beraten wurde, ob nun auch Banken und Versicherungen an dem neuen Hilfspaket für die Griechen beteiligt werden sollen. Die Argumente der sonst recht resoluten Ministerin für weitere Unterstützung der Südländer gehen fast unter - schließt man die Augen, glaubt man sich wegen der respektlosen Zurufe aus dem blauen und dem orangen Sektor eher in einem Fußballstadion denn im Nationalratssaal. Fekter, die nun gleichfalls den Zeigefinger als Pistole gegen die beiden Parteichefs einsetzt, betont in bemüht ruhigem Ton, dass Griechenland bisher 19 Millionen Euro an Zinsen zurückgezahlt und Österreichs Engagement bisher "keinen Cent" gekostet habe.

"Zurück in die Schottergrube!", schallt es mehrmals von den orangen Rängen - eine Anspielung auf Fekters familieneigenen Kieswerkebetrieb. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) mahnt zwar Ruhe ein - allerdings ohne Erfolg. Die BZÖler fordern einen Zahlungsstopp nach Athen. Die Freiheitlichen stellen Schilder mit "Unser Geld für unsere Leut!" auf ihre Bänke.

Fekter hat alle Mühe, in dem Gemenge auf die stabilen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse zu verweisen, die Europa die gemeinsame Währung bisher gebracht hat. Sie warnt vor Schockwellen, Unfrieden, würde man Griechenland jetzt in die Pleite schicken. Aus den Bankomaten würde dort kein Geld mehr kommen. Die Menschen müssten sich um Lebensmittel anstellen. Doch Fekter erntet nur höhnisches Gelächter von Blau und Orange. Zuletzt ruft die Ministerin entnervt: "Herr Bucher, ich schau auf das österreichische Steuergeld!"

Nächster Programmpunkt. Die Regierung präsentiert ihre 92 Projekte vom Semmering. Werner Faymann (SPÖ) und Michael Spindelegger (ÖVP) referieren über neue Kinderbetreuungsplätze, neue Mittelschulen, neue Polizeiposten, die sie fürs Land bereitzustellen gedenken. Doch nun tobt sich die Opposition - auch unter Beteiligung von Grün - eben am roten Kanzler und an seinem schwarzen Vize aus. Anstatt das Geld für die Österreicher auszugeben, schimpft Strache, seien Milliarden in der Ägäis versenkt worden. Immerhin hier strapaziert Bucher an dem Tag ein anderes Bild. Etwas holprig poltert er: "Wir brauchen keinen Schutzschirm! Wir brauchen ein Schutzhirn!" (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.6.2011)