Wien - Die Karriereleiter von Frauen an der Technischen Universität Wien "leckt": Bei Bewerbungen für wissenschaftliche Positionen werden Männer bevorzugt, der Frauenanteil in allen Studienrichtungen und Fakultäten wird entlang der Karriereleiter kontinuierlich geringer. Das geht aus der von der TU selbst erstellten "Leaky Pipeline"-Studie hervor, die laut einer Aussendung der Uni vom Mittwoch untersuchte, weshalb ein höherer Frauenanteil unter den StudienanfängerInnen nicht automatisch zu einem höheren Frauenanteil in wissenschaftlichen Karrieren auf allen Hierarchieebenen führt. 

Erstabschlüsse zu einem viertel weiblich

An der TU Wien, wo mit Sabine Seidler ab Herbst die erste Rektorin an der Spitze einer Technischen Universität in Österreich steht, ist ein Viertel (25,1 Prozent) der Studierenden weiblich, ebenso bei den Erstabschlüssen. Der Professorinnenanteil liegt jedoch nur bei 7,6 Prozent. "Wenn auch Frauen, die sich bereits für eine technische oder naturwissenschaftliche Karriere interessieren, 'durch die Maschen' fallen, besteht Handlungsbedarf für die TU Wien", so Vizerektor Gerhard Schimak.

Das Problem beginnt laut Studie bereits sehr früh: So liegt die Abbruchquote unter Studentinnen um 30 Prozent höher als bei männlichen Studienkollegen mit identen Voraussetzungen. Hat eine Frau dann mal ein Studium abgeschlossen und bewirbt sich für eine ausgeschriebene wissenschaftliche Position an der TU, sinken ihre Chancen, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, wenn ihr Geschlecht aus dem Lebenslauf ersichtlich ist. Wie sich laut Aussendung bei einem Experiment zeigte, werden für die Auswahlentscheidungen "in starkem Maße geschlechterstereotype Begründungen herangezogen". 

Frauen von Assimilationsdruck betroffen

Auch am Arbeitsplatz selbst werden Frauen benachteiligt. Wie sich in Biografieanalysen von ehemaligen TU-Wissenschafterinnen zeigt, sind Frauen auf jeglicher Hierarchieebene in der Minderheit und dabei "von Assimilationsdruck und Konflikten betroffen". Ihre Karrieren selbst sind wiederum "durch starke Abhängigkeit von (männlichen) Förderern gezeichnet". Verglichen zu MitarbeiterInnen der Dienstleistungseinheiten sind MitarbeiterInnen in den Fakultäten zudem deutlich häufiger aggressiven Handlungen am Arbeitsplatz ausgesetzt, wie eine Umfrage ergab. (APA)