Anreise: Mit Austrian Air oder Air Berlin nach Berlin oder Rostock, dann weiter mit dem Mietwagen zum Schloss Marihn. Das Schloss Marihn bietet Übernachtungen im Doppelzimmer oder in der Suite pro Person inklusive Frühstück ab 57,50 Euro. Im Arrangement kosten drei Übernachtungen mit Frühstück, einem gemeinsamen Abendessen mit den Schlosseigentümern und freiem Zugang in den Garten pro Person ab 185 Euro. Der Garten kann bis 5. 9. täglich von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Für Kinder bis sieben Jahre ist der Eintritt frei, Jugendliche bis 16 Jahre zahlen zwei Euro und Erwachsene sieben Euro.

Foto: Schloss Marihn

Zimmerausstattung im Schloss Marihn.


Unterkunft: Eine Übernachtung im Doppelzimmer mit Frühstück kostet im Schloss Ulrichshusen, im ehemaligen Pferdestall, in der früheren Stellmacherei und im Gutshaus ab 80 Euro. Das benachbarte Ferienhaus, das Eva-Haus, mit zwei Doppelzimmern, Wohn- und Esszimmer, Küche und großer Veranda kostet pro Woche ab 750 Euro. Hinter dem Schloss am See befindet sich eine Badestelle. Schloss Ulrichshusen: Seestr. 14, 17194 Ulrichshusen, Tel.: 039953/ 79 00, www.mein-urlaub-im-schloss.de; Schloss Marihn: Flotower Str. 1, 17219 Marihn, Tel.: 03962/22 19 30,

Foto: Schloss Marihn

Veranstaltungen auf Schloss Marihn: 10. Juli: Tag der Rose - Alles rund um das Thema Rose mit Lesungen, kulinarischen Genüssen und Rosen sowie Rosenprodukten zum Mitnehmen. 30.-31. Juli: Marihn leuchtet - Nach Sonnenuntergang verzaubern Lichter und Kerzen den Garten, in der lauen Sommernacht werden mediterrane Speisen und Getränke gereicht.

Foto: Schloss Marihn

2. Oktober: Erntedankfest - Es gibt einen Gottesdienst im Garten, regionale Produkte zum Kosten und Mitnehmen und dazu Musik. Das Café mit seinen süßen und herzhaften kulinarischen Angeboten lädt dazu ein, den wunderschönen Landschaftsblick zu genießen.

Foto: Schloss Marihn

Ein süßer Rosenduft liegt in der Luft, am Teich wiegt sich das Schilf leicht im Sommerwind. Im Café nehmen die ersten Gäste Platz und genießen die wunderbare Aussicht. Durch Kugeleiben und säulenförmige Lebensbäume hindurch erstreckt sich vor ihnen eine Sichtachse bis zum Horizont. Hinter ihnen liegt das Herrenhaus, das von jeher von den Dorfbewohnern Schloss Marihn genannt wird.

Schlossherr Horst Forytta hat in dem über 30 Hektar großen Garten ein Kunstwerk aus kulinarischen und duftenden Genüssen geschaffen - Kräutergärten, Weinreben, Gemüsebeete, Obstbäume, Cottage- und Archegarten, Labyrinth und vor allem Rosen. Über 8000 englische Rosen und über 100 verschiedene Sorten des Rosenzüchters David Austen blühen ab Juni in voller Pracht.

Während Horst Forytta draußen im Garten in seinem Element ist, holt Sonja Forytta mit frisch gebundenen Sommersträußen den Garten in Küche und Zimmer. An dem langen Eichentisch haben beide bereits viele Stunden mit Gästen und Freunden gegessen, getrunken und gelacht. Wie die meisten Möbelstücke stammt der Tisch aus Frankreich. Den ehemaligen Inhaber eines Architekturverlages und die frühere Marketingfachfrau zog es aus dem Taunus in die Nähe von Toulouse. Als sie nach zehn Jahren durch Zeitungsartikel auf alte Herrenhäuser in Mecklenburg aufmerksam wurden, schaute sich der gebürtige Düsseldorfer einige an und entdeckte Marihn. Das ehemalige Gutshaus wurde zu DDR-Zeiten unter anderem für einen Kindergarten und eine Eierankaufstelle genutzt. Der Garten war mit Garagen und einem Müllplatz völlig zugebaut. Dennoch wusste Horst Forytta auf den ersten Blick: "Wenn man das alles wegräumt, ist es ein schönes Haus." Zudem faszinierte ihn die weite Landschaft Mecklenburgs. Die Foryttas kauften es 2005, sanierten denkmalgerecht, legten den Garten frei und zogen um.

Neun Zimmer in der unteren Etage bewohnen sie heute privat, in der oberen bieten sie Gästen sechs charmante Doppelzimmer und Suiten als Chambres d'hôtes sowie regionale Küche mit frischen Lebensmitteln aus dem Garten. Um Besuchern den Gartengenuss, ökologisches Gärtnern und eine genussvolle und gesunde Ernährung näherzubringen, gründete Horst Forytta im vergangenen Jahr die Gartenakademie und die Gartenroute Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem ist er dabei, die Initiative "Natur im Garten" aus Niederösterreich in der Region zu verankern und Gartenbesitzer davon zu überzeugen, nachhaltig, ohne Pestizide, Mineraldünger und Torf zu gärtnern. Rund 60 Gärten wurden bereits ausgezeichnet. Als Mitglied der Arche Noah in Niederösterreich setzt er sich in seinem Archegarten zudem für die Vermehrung alter Gemüse- und Getreidesorten ein.

Geschichtsträchtige Anwesen gibt es in Mecklenburg-Vorpommern reichlich. Etwa 2000 Burgen, Klöster, Schlösser, Guts- und Herrenhäuser sollen es sein. So dicht sind diese Schätze kaum in einer anderen europäischen Region gesät. Über die Hälfte steht unter Denkmalschutz. Etliche der Schlösser und Gutshäuser wurden von Karl Friedrich Schinkel, dem Chefarchitekten der Hohenzollern, und seinen besten Schülern erbaut. Die Parklandschaften prägte besonders der Gartenkünstler und Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné. Die bekannten Schlösser wie Schwerin, Güstrow oder Ludwigslust, in denen einst Herzoge residierten, können heute als Museen besichtig werden.

Doch immer mehr geschichtsträchtige Anwesen füllen sich nach und nach mit neuem Leben, werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht oder laden zu Übernachtungen und Restaurantbesuchen ein.

Grund für die Vielzahl der Schlösser und Herrenhäuser ist einerseits die Spaltung der Herzogtümer. Bis 1701 ging in Mecklenburg die Erbfolge nicht allein auf den erstgeborenen Sohn über. Dieser musste seinen jüngeren Bruder an der Macht beteiligen. Da blieben heftige Streitigkeiten, die eine Teilung des Landes zur Folge hatten, nicht aus. Anschließend brauchten die neuen Regenten natürlich auch eine eigene Residenz. Andererseits waren Landesväter häufig durch Misswirtschaft, Prunksucht und zahlreiche Kriege verschuldet, sodass sie Güter veräußern mussten. Auf diese Weise kamen viele Grundbesitzer zu ansehnlichen Guts- und Herrenhäusern.

Als ältester weltlicher Bau überstand die Burg Stargard, östlich von Marihn nahe des Tollensesees gelegen, die Jahrhunderte. Der beeindruckende Backstein-Koloss, der 1236 von den brandenburgischen Markgrafen gegründet wurde, fiel durch Heirat an Mecklenburg. Wer in der Gegend unterwegs ist, sollte sich die Gutsanlage Basedow, die zu den größten zählt, nicht entgehen lassen. Die alte Adelsfamilie von Hahn hatte hier über 600 Jahre ihren Stammsitz. Am Ufer des Malchiner Sees erhebt sich das Schloss, an dessen zahlreichen Umbauten auch der preußische Hofbaumeister Friedrich August Stüler mitwirkte. Die Gestaltung des 200 Hektar großen Landschaftsparks zählt zu den Meisterwerken von Lenné. Nordwestlich von Schloss Marihn in der Mecklenburgischen Schweiz haben Alla und Helmuth von Maltzahn das Schloss eines Vorfahren zu neuem Leben erweckt. Auf einer Anhöhe zwischen Buchen und Wiesen an einem See gelegen, ließ Ulrich von Maltzahn 1562 das "Hus" von "Ulrich" bauen, das Schloss Ulrichshusen. Wie eine Burg von einem Wassergraben umgeben, erhebt sich das aus Feld- und Backsteinen gebaute Renaissanceschloss. "Diese Gegend ist wunderschön, wem es hier nicht gefällt, dem ist nicht zu helfen", sagt Alla von Maltzahn, die mit ihrem Mann Helmuth im früheren Torhaus des Schlosses wohnt.

Im Haupthaus gibt es 19 Gästezimmer mit Blick in den englischen Park und auf den Ulrichshusener See. Direkt gegenüber können sich Besucher auf der Terrasse des Restaurants "Am Burggraben" stärken. Wenige Schritte entfernt stimmen sich am frühen Nachmittag bereits Musiker für ein Konzert in der alten Scheune ein. Zum Konzertsaal umgebaut, zählt diese zu den bedeutendsten Spielstätten der Musikfestspiele Mecklenburg-Vorpommern. (Katja Gartz/DER STANDARD/Printausgabe/11.06.2011)