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Rohe Sprossen sollten aber nicht gegessen werden.

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Die Warnung vor dem Verzehr roher Paradeiser und Salatgurken ist in Deutschland aufgehoben.

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Berlin/Hamburg - In Nordrhein-Westfalen haben Lebensmittelkontrolleure erstmals den aggressiven Ehec-Typ O104 in einer Packung Sprossen nachgewiesen, die nach den bisherigen Erkenntnissen aus dem Erzeuger-Betrieb im niedersächsischen Bienenbüttel stammen. Der Nachweis gelang Forschern des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts Rhein-Ruhr-Wupper, wie das Düsseldorfer Verbraucherschutzministerium am Freitag mitteilte. Die Sprossen-Packung hatte sich demnach im Mistkübel einer Familie befunden, in der zwei Ehec-Erkrankungen registriert worden waren.

Der Biohof in Bienenbüttel wurde komplett gesperrt und darf kein Gemüse mehr in den Handel liefern. Der Betrieb sei nun definitiv als Hauptauslöser für die Ehec-Erkrankungswelle in Deutschland ausgemacht worden, hieß es.

Zuvor hatte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Reinhard Burger, in Berlin die jüngsten Untersuchungsergebnisse seiner Experten vorgestellt. Paradeiser, Gurken und Blattsalate könnten wieder ohne Bedenken gegessen werden, sagte Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Die Warnung vor Sprossen bleibe dagegen bestehen. Besonders rohe Sprossen sollten nicht gegessen werden. Deutschlandweit sind bisher 29 Menschen nach einer Infektion mit dem aggressiven Darmkeim gestorben.

Ausbruchsstamm in Österreich nicht gefunden

In Österreich wurde der deutsche Ausbruchsstamm nie nachgewiesen, wie Pamela Rendi-Wagner, Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit, im Ö1-Mittagsjournal betonte. Mehr als 470 Proben wurden heuer gezogen, in Österreich habe es keinen Anlass zur Sorge gegeben. Dass es sich in Deutschland bei dem Auslöser um rohes Gemüse gehandelt haben könnte, wurde aufgrund des Geschlechts und des Alters der Opfer angenommen: meist erwachsene Frauen, die sich gesund ernährt haben. Dennoch: "Der endgültige Beweis ist bisher in Deutschland ausgeblieben", so Rendi-Wagner.

Erfreut über die Aufhebung der deutschen Warnung zeigte sich Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich. "Diese Warnung hat zu einer massiven Verunsicherung der Konsumenten in ganz Europa geführt", so der Minister. "Das ist eine positive Nachricht für unser Nachbarland und auch für uns. Ich bin überzeugt, dass sie dazu führen wird, das Konsumentenvertrauen in Europa und somit auch Österreich wieder zurückzuerobern", sagte Berlakovich

Keine Ehec-Entwarnung in Deutschland

"Wir sind ein Stück weit erleichtert", sagte auch die deutsche Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU). Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) betonte, es sei gut, dass die Warnung nun auf Sprossen beschränkt wurde. Für die Bürger sei jetzt klarer, wie sie sich schützen könnten. Ehec-Entwarnung könne weiterhin nicht gegeben werden. Die Zahl der Neuerkrankungen sei aber weiter deutlich rückläufig. Er sei sicher, dass die Lage in vielen Krankenhäusern sich wieder normalisiere. RKI-Chef Burger sagte: "Der Ausbruch ist noch nicht vorbei."

Burger erklärte: "Möglich wäre, dass die Infektionsquelle versiegt ist." Dies stehe aber noch nicht fest. Denkbar sei auch, dass die betroffenen Lebensmittel nur über einen bestimmten Zeitraum mit dem EHEC-Erreger in Kontakt gewesen seien. Es gebe noch Klärungsbedarf. (APA)