Foto: Markus Bernath
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Er heißt Yusuf und wohnt seit sieben Monaten hier, praktisch eine Zweier-WG - ein Mönch, ein Metropolit. Tagsüber laufen die Touristen durch die Gänge, Bibel-Touristen aus Deutschland, aber auch viele türkische Besucher, die mal schauen wollen, was hinter den dicken Mauern von Deir Zafaran los ist. Nämlich knapp 3000 Jahre Geschichte, wenn man den Sonnenanbeter-Tempel noch dazu nimmt, der in einem Gewölbe des Klosters zu sehen ist.

Yusuf, der syrisch-orthodoxe Mönch, hat in Garmisch-Partenkirchen mit seinem Studien begonnen, ging dann nach Griechenland und schließlich nach Damaskus, wohin der Patriarch von Deir Zafaran 1932 auswanderte, weil es im Atatürk-Staat keinen Platz mehr für Religion gab. Die theologische Schule der Assyrer in Mor Gabriel, dem anderen großen Kloster in der Provinz Mardin im Südosten der Türkei, hatte schon vorher schließen müssen.

In der Stadt Mardin kandidiert bei den Parlamentswahlen am Sonntag nun erstmals ein syrischer Christ. Erol Dora tritt als Unabhängiger an wie alle im Bündnis der Kurdenpartei BDP, die so die geltende Zehnprozent-Hürde für Parteien umschifft. Der andere Politiker der Assyrer, Ferit Özcan, hat bemerkenswerterweise ein Ticket bei der neuen Islamisten-Partei HSP von Numan Kurtulmus bekommen.

Das Zafaran-Kloster soll einmal 25.000 Quadratmeter Grund besessen haben, im Lauf der Jahrzehnte ist er durch Enteignungen auf 1000 geschrumpft. Dort stehen jetzt neue Olivenbäume, rund um das ebenso neue, ausgewachsene Besucherzentrum am Aufgang zum Kloster. Der Ansturm der Touristen war den Mönchen zu groß und chaotisch geworden, darum werden die Besucher erst einmal durch Läden und ein Café gelotst. Seit die regierende AKP ein Vereinsgesetz im Parlament durchgestimmt hat, kann die syrische Gemeinschaft wieder halbwegs normal Geschäfte tätigen und ist nicht mehr nur auf Schenkungen angewiesen.

Geist der alten Kirche und täglich Panorama über die mesopotamische Ebene hin oder her - für ein Leben im Duett im Zafaran-Kloster muss man wohl einigermaßen robust sein. Yusuf, die Frohnatur, hat jedenfalls seinen letzten Umzug hinter sich. „Ich bleibe hier, bis mich der liebe Gott holt", sagt er und lacht.