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Je nachdem, in welchem Bundesland Mehrlinge behandelt werden, können unterschiedliche Selbstbehalte zu bezahlen sein.

Foto: Ulrich Perrey dpa

Wien - Kinder auf die Welt zu bringen kann teuer werden, vor allem wenn ein Paar Zwillinge oder Drillinge bekommt und diese eine neonatologische Nachbetreuung brauchen. Der Verein KiB, der Familien bei Spitalsaufenthalten der Kinder unterstützt, berichtete am Dienstag von einer Familie, die zweieinhalb Monate nach der Geburt ihrer Drillinge eine Rechnung über 1452 Euro erhalten hat.

"Die Eltern verfügen nur über ein geringes Einkommen und haben derzeit hohe Ausgaben für die Ausstattung der Babys" , schildert Elisabeth Schausberger, die Geschäftsführerin von KiB. Die Kinder sind am 15. März im Wiener SMZ Ost auf die Welt gekommen und mussten 14 Tage auf der Neonatologie behandelt werden, im Anschluss wurden sie ins Krankenhaus Tulln überstellt.

Unterschiedliche Handhabe

Die Kosten für Geburten trägt die Sozialversicherung. Ist allerdings eine medizinische Behandlung des Kindes notwendig, ist diese selbstbehaltspflichtig. Bei ASVG-Versicherten macht das pro Tag und Kind immerhin 17,20 Euro aus - gedeckelt mit 28 Tagen pro Jahr. Die Höhe des Selbstbehalts ist im ASVG geregelt, allerdings handhaben es die Länder durchaus unterschiedlich, wieviel sie verrechnen. So müssen in Oberösterreich Paare, die Zwillinge bekommen, für die stationäre Aufnahme der Kinder nach der Geburt nichts bezahlen, egal, bei welcher Krankenkasse sie versichet sind. In Salzburg wird bei Mehrlingsgeburten der Spitalskostenbeitrag für nur ein Kind eingehoben.

"Die Familie hatte einfach Pech, dass die Kinder in Wien und Niederösterreich behandelt wurden" , sagt Schausberger, "im Juli zieht sie wieder nach Oberösterreich, wären die Drillinge dort geboren worden, wären keine Kosten angefallen." Der Verein hat mittlerweile einen Mahnstopp erreicht.

Streichung gefordert

KiB fordert die bundesweite Aufhebung der Selbstbehalte für mitversicherte Kinder. Im Wiener rot-grünen Koalitionsabkommen wurde ebenfalls die Streichung des Spitalskosenbeitrages bei stationärem Aufenthalt nach Mehrlingsgeburten vereinbart. Das Regierungsübereinkommen gelte selbstverständlich, so Kurt Wagner (SP), der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses in einer Aussendung. "Wir drängen auf Bundesebene auf eine Änderung des ASVG." Wo Wien zuständig ist, soll es für Landes-, Bundesbedienstete und SVA-Versicherte noch heuer eine Lösung geben.

Auch Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) möchte, dass der Selbstbehalt wegfällt. Allerdings, so ein Sprecher, sei dies frühestens 2014 beim nächsten Finanzausgleich möglich. (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD, Printausgabe, 8.6.2011)