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Andreas Heraf sieht sich nach Ersatzleuten um.

Foto: APA/Schlager

Marbella - Während die österreichische Fußball-Nationalmannschaft am (heutigen) Dienstag in Graz gegen Lettland das letzte Länderspiel in dieser Saison absolviert hat, beginnt für die ÖFB-U20-Auswahl die heiße Vorbereitungsphase auf die WM vom 29. Juli bis 20. August in Kolumbien. Der vorläufige Kader unterzog sich in der Vorwoche sportmedizinischen Tests und flog am vergangenen Mittwoch für eine Woche nach Marbella, wo unter der Anleitung von Andreas Heraf intensive Trainingseinheiten auf dem Programm standen.

"Mit extremer Leidenschaft bei der Sache"

In einer ersten Zwischenbilanz zeigte sich der Teamchef vom Engagement seiner Schützlinge begeistert. "Sie sind mit extremer Leidenschaft bei der Sache. Man merkt bei jedem, dass er unbedingt bei der WM dabei sein will", erklärte Heraf. Dieser Wunsch wird für einige Kicker nicht in Erfüllung gehen - voraussichtlich am 11. Juli nominiert der Coach den definitiven 21-Mann-Kader, für das Spanien-Camp waren ursprünglich 24 Youngsters nominiert worden. Darin noch gar nicht inkludiert sind die A-Teamspieler David Alaba und Aleksandar Dragovic sowie die nicht fitten Christoph Knasmüllner, Gernot Trauner und Alexander Aschauer.

Da es für die U20-WM keine Abstellpflicht gibt, hofft Heraf bei Alaba und Dragovic weiterhin auf die Unterstützung von deren Vereinen. Im Fall von Basel-Legionär Dragovic versuchte Heraf zuletzt erfolglos, Trainer Thorsten Fink zu erreichen und um eine Freigabe zu bitten. "Hier könnte uns helfen, dass Basel Meister geworden ist und daher fix in der Champions League spielt", vermutete der ÖFB-Betreuer.

Komplizierte Sache mit Alaba

Bei Alaba weiß Heraf noch nicht einmal, wer sein künftiger Ansprechpartner ist. Schließlich steht noch immer die Entscheidung aus, ob der Leihvertrag des 18-Jährigen in Hoffenheim verlängert wird oder ob er zu den Bayern zurückkehrt. "Bei ihm ist es ein offenes Rennen. Vom Gefühl her würde ich sagen, es wäre einfacher, wenn er in Hoffenheim bleibt", sagte der 43-Jährige.

Doch selbst wenn mit Alaba der absolute Teamleader ausfällt, wäre dies für Heraf kein Grund zur Verzweiflung. "Wenn ich Alaba bekomme, reiße ich mir vor Freude einen Hax'n aus. Wenn nicht, kommt eben ein anderer und es wird auch gehen. Wir haben uns bei der U19-EM in Frankreich im letzten Spiel auch ohne ihn für die WM qualifiziert. Man darf nicht zu viel hadern, sonst verliert man zu viel positive Energie", betonte der Wiener.

Knasmüllner wohl nicht dabei

Obwohl die WM-Teilnahme von Alaba und Dragovic noch offen ist, wird das Duo im provisorischen WM-Kader aufscheinen, den Heraf am Dienstag zwar der FIFA übermittelt, nicht aber den Spielern und der Öffentlichkeit präsentiert. Auch der wiedergenesene Stuttgart-Legionär Alexander Aschauer dürfte Berücksichtigung finden, für die nach wie vor verletzten Christoph Knasmüllner (Inter-Mailand-Nachwuchs/Verdacht auf Knochenödem) und Gernot Trauner (LASK/Hüftprobleme) stehen die Chancen weit schlechter.

"Knasmüllner war jetzt zwei Monate verletzt und muss zumindest zwei weitere Wochen pausieren, was nicht gerade gut ist. Noch schlechter schaut es mit Trauner aus", erzählte Heraf, der auch noch andere Ausfälle zu beklagen hat. Von den vier von Heraf gewünschten Salzburg-Spielern Georg Teigl, Daniel Offenbacher, Marco Meilinger und Martin Hinteregger bekam nur Hinteregger von Red Bull die Freigabe - und flog dann nicht einmal nach Spanien mit.

Hinteregger nicht beim Treffpunkt

Der Verteidiger war nicht zum Treffpunkt erschienen und hatte den ÖFB über die Hintergründe vorerst im Unklaren gelassen. "Da hat es zum Teil Kommunikationsprobleme gegeben, aber die sind mittlerweile erledigt. Hinteregger hatte schlechte Blutwerte und Asthma, war müde. Er ist aber nach wie vor ein Thema für die WM", beschwichtigte Heraf, der kurzfristig Mahmud Imamoglu (Vienna) nachnominierte, und wollte kein böses Wort über die wenig kooperationsbereiten Salzburger verlieren.

Die Unklarheit um die Abstellungsbereitschaft von Salzburg, um den Verletztenstatus einiger Spieler und um die Situation von Alaba und Dragovic bereitet Heraf großes Kopfzerbrechen. Der endgültige WM-Kader muss sich aus jenen 30 Spielern zusammensetzen, die der Coach in seinen Großkader einberuft. Bei Alaba und Dragovic geht der Ex-Teamspieler das Wagnis ein und setzt die Beiden auf seine provisorische Liste, auf andere fragliche Spieler wird er wohl im Vorhinein verzichten, um eine ausgewogene Kaderzusammenstellung nicht zu gefährden.

Persönliches Fitness-Programm für die Spieler

Wer auch immer in den Flieger nach Kolumbien steigen wird - an der Physis sollte der Aufstieg aus der Gruppe mit Panama, Brasilien und Ägypten nicht scheitern. "Unser Fitnessprogramm läuft sei Anfang Jänner, am Mittwoch bekommen die Spieler ihre dritte und letzte DVD mit individuellen Übungen", erklärte Heraf, der in diesem Bereich unter anderem Unterstützung von Conditioning Coach Roger Spry erhielt.

Das frühere Mitglied das A-Team-Betreuerstabs war beim Auswerten der Tests in der Vorwoche dabei und verordnet jedem Kicker gemeinsam mit seinen Kollegen ein persönliches Programm. "Bei den Tests ist es ja nicht darum gegangen, jemanden wegen seiner Werte bloßzustellen. Jeder ist in einem anderen körperlichen Zustand, weil zum Beispiel der eine in der letzten Saison viel gespielt hat, der andere wenig und der nächste verletzt war. Deshalb ist es jetzt wichtig, dass viel im individuellen Bereich passiert", meinte Heraf.

Der Teamchef will bei der WM so wenig wie möglich dem Zufall überlassen. Eine Chance zur Vorbereitung auf die äußeren Bedingungen mit einer Luftfeuchtigkeit von fast 100 Prozent gibt es aber nicht, auch nicht in Marbella, wo in den vergangenen Tagen eher kühle Temperaturen herrschten. "Es war nicht so heiß, wie man annehmen konnte, aber darüber sind wir froh, weil wir dadurch gut trainieren konnten. Und die Bedingungen in Kolumbien kann man sowieso nicht simulieren. Da wird es darum gehen, so fit wie möglich hinzukommen, sich schnell auf das Klima einzustellen und zwischen den Spielen gut zu regenerieren." (APA)