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Wien - "Wir fordern mehr Urlaub für alle", sagt Gewerkschafter Wolfgang Katzian, Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten und für Druck, Journalismus und Papier (GPA-djp). Umgesetzt werden könnte das zum Beispiel mit einer sechsten Urlaubswoche schon nach 20 - anstatt wie bisher 25 - Jahren Betriebszugehörigkeit. Eine weitere Möglichkeit wäre der Anspruch auf eine sechste Urlaubswoche ab einem Lebensalter von 43 Jahren.

Dieses Mehr an Urlaub würde von den Österreichern jedenfalls gerne angenommen. Das zeige eine von der Gewerkschaft beim Meinungsforschungsinstitut Ifes in Auftrag gegebene Telefonumfrage unter 500 Angestellten. Dieser Studie zufolge sind 70 Prozent der Befragten dafür, nur 27 Prozent dagegen.

Derzeit beträgt der durchschnittliche Urlaubsanspruch der Arbeitnehmer in Österreich 26 Tage pro Jahr. Im internationalen Vergleich liegt Österreich damit im vorderen Bereich. Laut einer internationalen Studie aus dem Jahr 2009 sind nur Finnland, Brasilien und Frankreich mit 30 Urlaubstagen und Litauen, Russland und Großbritannien (28 Urlaubstage) vor Österreich.

Zu den Urlaubstagen kommen noch 13 gesetzliche Feiertage pro Jahr hinzu. Damit liegt Österreich im Spitzenfeld, mehr Feiertage gibt es nur noch in Finnland (14).

Aus der Ifes-Studie geht hervor, dass jeder Zweite seinen Jahresurlaub nicht zur Gänze aufbraucht. In der Regel verbrauchen einfache Angestellte mehr Urlaub im Jahr als leitende Angestellte (siehe Grafik).

Im Schnitt werden elf Urlaubstage ins nächste Jahr mitgenommen. Der Hauptgrund, dass Urlaub nicht verbraucht werden kann, ist vor allem bei leitenden Angestellten die fehlende Vertretung. Bei den weniger qualifizierten Arbeitskräften besteht das Problem, dass der Urlaub häufig nicht zum gewünschten Termin genommen werden kann. Den Urlaub abbrechen mussten 94 Prozent der Befragten noch nie. Jeder Zweite wurde aber währenddessen schon vom Arbeitgeber kontaktiert.

Nach einer Studie der Medizinischen Universität Wien ist vor allem bei älteren Arbeitnehmern das Ausmaß der Erschöpfung höher. Urlaub wäre eine mögliche wirksame Erholungsmaßnahme. Die Urlaubsdauer spielt dabei keine entscheidende Rolle. "Besser ist es, kürzer, dafür öfter Urlaub zu nehmen", sagt Gerhard Blasche, Erholungsforscher an der Medizinischen Universität Wien. (Birgit Kindler, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.6.2011)