Die Fotokünstlerin Edith Maul-Röder hat mit dem Projekt "Perspektiven Attersee" den Ort kurzzeitig mittels großformatiger Bildszenen auf ungenutzten Geschäftsfassaden wiederbelebt.

Foto: Edith Maul-Röder

Linz - Spaziert man dieser Tage durch die kleine Ortschaft Attersee, scheint auf den ersten Blick alles in bester Ordnung. Der Nahversorger hell beleuchtet, der Bäcker hat geöffnet, die Mauern des Nachbarhauses kennen keine Risse. Doch der Schein trügt. Die Zeiten, in denen der Ort ein Magnet des Massentourismus und damit ein pulsierender Ort mit Geschäften und Handwerksbetrieben war, sind längst vorbei. Heute ist alles Fassade: Die Fotokünstlerin Edith Maul-Röder hat mit dem Projekt "Perspektiven Attersee" den Ort kurzzeitig mittels großformatiger Bildszenen auf ungenutzten Geschäftsfassaden wiederbelebt.

Stadt-Herzen wiederbeleben

Attersee bildet keine Ausnahme in Oberösterreich. Vielerorts verkümmert die Nahversorgung, Orts- und Stadtzentren sterben aus. Von Landesseite versucht man jetzt die Reanimation der Stadtherzen. Mit dem Pilotprojekt "Small Towns" sollen Strategien für eine Rückholaktion der Menschen aus der Peripherie gefunden werden. Die Basis dafür soll eine wissenschaftliche Studie des Instituts für Raumplanung und ländliche Neuordnung an der Boku Wien sein, die jetzt vom Land Oberösterreich in Auftrag geben wurde. Studien-Objekte sind die drei Städte Grein, Enns und Schärding.

"Die Situation ist zum Teil wirklich dramatisch. Zuerst geht der Mensch, dann gehen die Lichter aus. Und das wollen wir nicht hinnehmen", erklärt Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl (VP). Die Boku-Experten werden eng mit der Bevölkerung kooperieren. "Wir wollen wissen, was die Leute bewegt und vor allem, was sie brauchen", so Studienleiterin Gerlind Weber.

Überalterung als Problem

Ursachen für die Fluktuation kennt man bereits jetzt. Weber: "Die Überalterung ist ein Problem, es ziehen kaum junge Menschen in die Zentren. Und es wurden über Jahre Konkurrenzflächen in der Peripherie aufgebaut." Dazu komme bei historischen Zentren der Denkmalschutz. Weber: "Gewisse Anpassungen stehen dann gar nicht zur Diskussion, andere sind unverhältnismäßig teuer."

Einig sind sich die Vertreter der drei Studien-Städte, dass Förderungen alleine zu wenig sind. "Das Gesamtpaket muss stimmen. Die Stadt ist ein Produkt - wie ein Milchpackerl. Der Inhalt darf nicht sauer sein. Fühlt sich die Bevölkerung wohl, fühlt sich der Besucher wohl", ist Gaby Pils, Stadtmarketing-Chefin in Enns, überzeugt. Und: "Wir sind noch nicht tot, wir kriegen nur nicht immer den Kaviar aufs Brot. Aber die Butter haben wir noch." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD-Printausgabe, 7.6.2011)