Eine iberische innenpolitische Magenverstimmung löste Galiciens Provinzpräsident Alberto Núñez Feijóo von den spanischen Konservativen bei einem Abendessen der Regionalpolitikerriege mit dem Chef des Partido Popular (PP), Mariano Rajoy, vergangenen Freitag aus: "15 Milliarden Euro fehlen dem Gesundheitssystem", sagte er: Die Summe sei "versteckt wie verstreut in den Schubladen der Krankenkassen abgelegt", denn in Spanien sind die Gesundheitsagenden fest in Regionenhand.

Parteikollegen aus der Extremadura und von den Kanarischen Inseln untermauerten die düstere Prognose Feijóos, der eine Studie zur Defizitdiagnostik erarbeiten ließ. Demnach steht das System vor dem Kollaps. Wie die ehemaligen Ministerpräsidenten, der Sozialist Felipe González und der Konservative José María Aznar, die in Summe knapp zwölf Milliarden Euro zur Systemrettung in die Hand nahmen, wäre ad hoc ein Milliardenzuschuss "in eben gleicher oder höherer Dotierung fällig", forderte Feijóo, der selbst Privatisierungen - mit denen manch PP-Politiker liebäugelt - ablehnt.

Zwischen zehn und 15 Prozent aller regionalen Haushaltsdefizite fußen in der Gesundheit, der Teilbereich, der selbst 40 Prozent der vorhandenen Mittel beansprucht. Valencia fehlen, wie die Zeitung El País berichtet, 1,3 Milliarden Euro, Katalonien hält 800 Millionen Euro an derartigen Altlasten, und María Dolores de Cospedal, Neo-Provinzpräsidentin (PP) in Kastilien / La Mancha, unterstrich, dass die bis dato sozialistische Regionalregierung "einem Subunternehmer im Medizinbereich 60 Millionen Euro schulde". Auch Andalusiens SAS will 1,4 Milliarden Euro an Kosten, die heuer anfallen, "in den kommenden Jahren begleichen". Aktuell wären 1,6 Milliarden Euro im Sektor offen, kritisiert der Unternehmerbund Andalusiens (CEA), der die Durchschnittsdauer bis zum Begleichen einer Rechnung seitens der Regionalregierung mit 550 Tagen angibt.

Nicht selten würden Auftragnehmer, dazu zählen Pharmaunternehmen, über 600 Tage auf die Begleichung ihrer Leistungen warten, klagte PP-Parteichef Rajoy. Nun stünden Zahlungsausfälle bevor. José Ramón Bauzá, Provinzpräsident der Baleareninseln und selbst Pharmazeut, fürchtet: "Ab September können wir die Apotheken wohl nicht mehr bezahlen." (Jan Marot aus Granada, STANDARD-Printausgabe, 7.6.2011)