Wollen die Nachbarstaaten digitalisieren: ORS-Geschäftsführer Michael Wagenhofer und Norbert Grill.

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Wien - Analogfernsehen ist ab Dienstag endgültig von gestern. Die ORS (Österreichische Rundfunksender GmbH & Co KG) wird an diesem Tag auch die letzten 24 analogen Sender rund um Mariazell und das Mürztal abdrehen und mit digitalen Signalen ersetzen. Im Zeitraum von Oktober 2006 bis Juni 2011 wurden insgesamt 320 Sendeanlagen auf DVB-T "MUX A"umgestellt und strahlen damit ORF eins, ORF 2 und ATV aus. 19 Sendeanlagen übertragen zusätzlich auch "MUX B", was bedeutet, dass sie auch Puls 4, ORF Sport Plus, 3sat und ServusTV empfangbar machen.

DVB-T-Marktanteil soll 2015 15 Prozent betragen

Derzeit nutzen in Österreich rund 349.000 Personen terrestrisches Antennenfernsehen, was im Vergleich zu den Übertragungsinfrastrukturen Kabel und Satellit einem Marktanteil von rund fünf Prozent entspricht. 97,7 Prozent der österreichischen Haushalte (3,1 Millionen) haben die Möglichkeit, DVB-T zu empfangen. Ziel der ORS ist es, den Marktanteil bis 2015 auf zwölf bis 15 Prozent zu steigern, wie Geschäftsführer Norbert Grill sagte. Dies soll mit dem neuen DVB-T2-Standard gelingen.

Die ORS will aus ihrem Know-how durch die heimische Digitalisierung auch international Profit schlagen. Im Kerngeschäft "Terrestrik" wolle man auch im benachbarten Ausland wachsen, sagte Geschäftsführer Michael Wagenhofer. "Vor allem in den osteuropäischen Nachbarstaaten bieten sich durch die dort noch bevorstehende Digitalisierung von Sendernetzen oder die Bereitstellung technischer Dienstleistungen gute Marktchancen", erklärte er.

Streit um LTE

Konkrete Forderungen hat die ORS zu den freigewordenen Frequenzen aus dem analogen Sendebetrieb, über die sich Mobilfunker und Fernsehveranstalter streiten ("Digitale Dividende"). Die Sendegesellschaft stört sich weiterhin daran, dass die Frequenzbänder für den neuen Mobilfunkstandard LTE verwendet werden könnten, weil dies ein Störpotenzial berge, das Rundfunk, Kabelnetzbetreiber, Veranstaltungs- und Freizeitbetriebe bis hin zu den Kunden des Elektrofachhandels betreffen könne.

ORS-Geschäftsführer Wagenhofer fordert dafür eine unabhängige Clearingstelle, die bei Störungen jene LTE-Dienstebetreiber identifizieren soll, die als Verursacher haftungsmäßig in die Pflicht genommen werden können. Die Clearingstelle soll aus Erlösen der Versteigerung sowie Beiträgen der zukünftigen Nutzer der Digitalen Dividende finanziert werden.  (APA)