Christof Mackinger, Birgit Pack (Hg.): "§278a - Gemeint sind wir alle!", Mandelbaum Verlag 2011, 16,90 Euro

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Für die Buchpräsentation am Montag wählten die Herausgeber einen beziehungsreichen Ort: jenen vor der Kleider-Bauer-Filiale auf der Mariahilfer Straße in Wien, wo Tierschützer seit Jahren zäh gegen den Pelzverkauf protestieren.

Denn es waren Aktionen gegen den Pelzhandel, der mit Tierqualen bei der (in Österreich verbotenen) Aufzucht einhergeht, sowie gegen Repräsentanten von besagtem Modehaus, die den österreichischen Tierschutz ins Fadenkreuz des "Mafia"-Paragrafen 278a brachten. Mit den bekannten Folgen: Soko-Tierschutz-Gründung nach Kleider-Bauer-Intervention, verdeckte Ermittlungen, Lauschangriffe, 88-Tage-Prozess gegen 13 Aktivisten mit überraschendem Freispruch.

Das Tierschützerverfahren gelte es nunmehr aufzuarbeiten, das vorliegende Buch sei dazu ein erster Schritt, schreiben die Herausgeber: neben der Historikerin Birgit Pack der Mitbeschuldigte Christof Mackinger von der Basisgruppe Tierrechte (Bat). Erlebnisberichte von den Hausdurchsuchungen über die mehr als 100-tägige U-Haft hin zum Prozessgeschehen machen denn auch den ersten Teil des Buches aus.

Das Tierschützerverfahren stehe in einer Reihe mit dem repressiven Vorgehen moderner Staaten gegen linke Kritiker, die einen Systemwechsel anstreben, so lautet der inhaltliche Bogen in Teil zwei. Interessant bis erschreckend: Die Beiträge über die Wurzeln der Organisationsparagrafen 278ff, das Vorgehen von Europol - sowie Tierrechtlerprozesse in England mit Gefängnisstrafen von über zehn Jahren. (Irene Brickner, DER STANDARD, 6.6.2011)