Lud am Dienstagabend zur Geduldsprobe in die Wiener Stadthalle ein: Yusuf Islam, der einst als Cat Stevens Lagerfeuerklassiker am Fließband schrieb.

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Wien - Als Cat Stevens hat er in seiner großen Zeit zwischen Ende der 1960er-Jahre und 1978 Klassiker des Lagerfeuergenres geschrieben. Bevor er dann zum Islam konvertierte und seinen alten Künstlernamen ablegte, um sich Yusuf Islam zu nennen, machte er sich - als Mann, der Frauen liebte, Frauen liebten seinen Schmand - einen Namen mit einfachen wie nachhaltigen Liedern: Hard Headed Woman, Lady D'Arbanville, Here Comes My Baby, Another Saturday Night, Land O'Freelove & Goodbye.

Wir merken schon, bei seinem ersten Wienkonzert seit 35 Jahren in der Stadthalle werden diese schon von den Titeln her eindeutig weltlichen Songs nicht gespielt werden. Selbst die Frauenchöre kommen bei Yusuf Islam, der heute das Werk von Cat Stevens auf seine Unverfänglichkeit abklopft, nur aus der Konserve.

Hinterhof von vorgestern

Die Show selbst ist ohnehin mindestens unspektakulär angelegt und hat für Besucher, die weiter als zehn Meter von der Bühne entfernt sitzen, schlichtweg gar nichts zu bieten. Man sieht wenig außer filmisch umgesetzter Ornamentalkunst und einer Pappendeckel-Hinterhofkulisse aus einem fernen Londoner Stadtteil Soho. In diesen wurde der Sänger zwar vor 62 Jahren als Steven Demetre Georgiou hineingeboren. Geben tut es diesen allerdings schon lange nicht mehr in dieser Form. Hier konnte noch nicht einmal die Weltwirtschaftskrise für eine Neuversiffung sorgen. Soho ist und bleibt schick.

Während die Gedanken so dahinschweifen, haben sich zu Yusuf Islam nach einem 20-minütigen Solobeginn endlich Mitmusiker gesellt. Mit Ausnahme seines frühen Welthits The First Cut Is The Deepest wartet man auf alte Gassenhauer allerdings vergebens. Matthew & Son wird plump als Humptata-Version in den Sand gesetzt. Die Lieder seines Comeback-Albums An Other Cup von 2006 und von Roadsinger von 2009 werden den meistens Konzertbesuchern auch aufgrund ihrer naiven Schlagerlyrik vergesslich bleiben. Dazwischen präsentiert uns Yusuf Islam Kompositionen eines Musicals in Progress, das auf seinem alten Lied Moon-shadow basiert und wohl auch davon handelt, dass er die Nacht und ihre Symbolik schon immer als bedrohlich empfand.

Eine 20-minütige Konzertpause tötet schließlich die letzte Stimmung. Selbst Kuschelrocker im Publikum kämpfen nun mit der Müdigkeit. Erst am Schluss der zweistündigen Show zeigt Yusuf Islam Mitleid gegenüber dem Saal und Cat Stevens. Wild World, If You Want To Sing Out, Sing Out, Morning Has Broken und natürlich der gute alte Teekessel-Song, der im Original Father & Son heißt, täuschen kurz alte Leidenschaft an. Dann wird man hinaus in die dunkle Nacht entlassen.

Es kann ziemlich hart sein, den Sanftmütigen zu lauschen. (Christian Schachinger/ DER STANDARD, Printausgabe, 3.6.2011)