Was die Spatzen von Wiens Dächern pfiffen, ist nun offiziell: Josef Pröll (42) wechselt in den Raiffeisen-Sektor. Bei der Tochterfirma Leipnik-Lundenburger wurde für den ehemaligen ÖVP-Obmann ein eigener Chefposten geschaffen.

Der Getreide-Riese ist der größte Mühlenkonzern Europas, bekannt durch die Mehlmarken "Finis Feinstes" und "Farina".

Foto: STANDARD/Cremer

Bild nicht mehr verfügbar.

Ins Licht der Öffentlichkeit trat der Niederösterreicher im Jahr 2001, als er Direktor des Österreichischen Bauernbundes wurde. Es folgte ein rasanter Aufstieg.

Foto: APA/Guenter R. Artinger

Bild nicht mehr verfügbar.

Bis zum gesundheitsbedingten Rücktritt galt Pröll noch als Kanzler-Hoffnung der Konservativen. 2003 machte der damalige Bundeskanzler und ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel ihn zum Landwirtschafts- und Umweltminister. Da war Pröll 34.

Foto: APA/Jäger

Bild nicht mehr verfügbar.

In der Rolle des Landwirtschaftsministers gefiel sich Pröll durchaus. Fotos von Erntedankfesten und Lebensmittel-Messen dokumentieren, wie der leutselige Pröll auf Tuchfühlung mit potenziellen Wählern ging.

Einen Instinkt für Stimmungen und publikumswirksame Auftritte attestierten ihm selbst politische Gegner.

Foto: APA/Pfarrhofer

Bild nicht mehr verfügbar.

Nachdem Pröll die prestigeträchtige Aufgabe bekommen hatte, die Perspektivengruppe der ÖVP zu leiten - sprich: die Partei von alten Zöpfen zu befreien -, schlug im Jahr 2008 Prölls große Stunde.

Willi Molterer hatte die Volkspartei mit seinem "Es-reicht"-Wahlkampf in eine historische Niederlage geführt, und Pröll junior wurde in Wels zum Bundesparteiobmann gekürt.

Foto: Reuters

Der neue ÖVP-Chef, Vizekanzler und Finanzminister mühte sich allwöchentlich um die Gratwanderung zwischen schwarzer Profilschärfung und partnerschaftlichem Regieren mit der SPÖ.

Mit Bundeskanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann kam er persönlich gut aus - politisch fanden sie immer seltener Gemeinsames.

Foto: STANDARD/Corn

Bild nicht mehr verfügbar.

Finanzminister Pröll bei seiner Osteuropa-Reise im Frühjahr 2009: Weil Österreichs Banken stark in Osteuropa engagiert waren, kämpfte Pröll um zusätzliche EU Hilfen für diese Länder und schmiedete Allianzen (hier mit dem ukrainischen Vize-Premierminister Hryhoriy Nemyria in Kiew).

Foto: APA

Bild nicht mehr verfügbar.

Pröll bei einer Nationalratssitzung im Dezember 2010. Am 18. März wurde Pröll mit einem beidseitigen Lungeninfarkt in die Innsbrucker Universitätsklink eingeliefert. Schon an den Tagen zuvor hatte er unter Atemnot gelitten.

Foto: APA

Bild nicht mehr verfügbar.

Prölls Wiedereinstieg ins Berufsleben beim Mehlproduzenten Leipnik-Lundenburger, der unter anderem an Casinos Austria und Agrana beteiligt ist, kommt nun für viele schneller als erwartet.

Beobachter werten den Posten als Warteraum für die Beförderung zum Raiffeisen-Generalanwalt, für den Christian Konrad erst im Sommer 2010 wiedergewählt worden ist.

Seine Diplomarbeit schrieb Agrarökonom Pröll (im Bild mit RZB-Chef Walter Rothensteiner) übrigens über die "Fusion von Primärgenossenschaften am Beispiel der Raiffeisengenossenschaften von Absdorf und Ziersdorf". (APA, kap, derStandard.at, 1.6.2011)

Foto: APA