La Paz - Trotz eines internationalen Haftbefehls ist Irans Verteidigungsminister Ahmed Wahidi unbehelligt nach Bolivien gereist. Dort habe er am Dienstag in der Stadt Santa Cruz de la Sierra an einer Militärzeremonie für Präsident Evo Morales teilgenommen, teilte das argentinische Außenministerium mit. Die bolivianischen Behörden seien im Vorfeld nicht über den Besuch Wahidis informiert gewesen und hätten sich anschließend bei Argentinien dafür entschuldigt. Die argentinischen Behörden werfen Wahidi vor, der Drahtzieher des Anschlags 1994 auf das jüdische Kulturzentrum AMIA in Buenos Aires gewesen zu sein, bei dem 85 Menschen getötet und 300 weitere verletzt wurden.

Der bolivianische Außenminister David Choquehuanca entschuldigte sich am Dienstag nach Angaben des Außenministeriums in Buenos Aires schriftlich bei seinem argentinischen Kollegen Héctor Timerman und versicherte, es würden alle notwendigen Maßnahmen getroffen, damit der iranische Minister Bolivien so schnell wie möglich verlasse. Dem bolivianischen Verteidigungsministerium, das die Einladungen zu der Zeremonie verschickt habe, sei die Vorgeschichte des Falls "bedauerlicherweise" nicht bekannt gewesen, hieß es.

Der Präsident des AMIA in Buenos Aires, Guillermo Borger, nannte den Besuch Wahidis in Bolivien eine "Provokation". Der Anschlag auf die Einrichtung war der schwerste in der Geschichte Argentiniens. Er ereignete sich zwei Jahre nach einer Explosion in der israelischen Botschaft in Buenos Aires, durch die 29 Menschen ums Leben kamen und mehr als 200 verletzt wurden. Wahidi wird seit 2007 mit internationalem Haftbefehl gesucht. Im selben Jahr nahmen der Iran und Bolivien diplomatische Beziehungen auf. (APA)