Washington - Angesichts der anhaltenden Gewalt gegen regierungskritische Demonstranten in Syrien haben die USA den Druck auf Staatschef Bashar al-Assad erneut erhöht. Die Position der syrischen Regierung werde mit jedem Tag "weniger tragbar", sagte Außenministerin Hillary Clinton am Dienstag in Washington. Assad habe bisher nicht für ein Ende der Gewalt gegen die Bevölkerung gesorgt und auch keine ernsthaften Reformanstrengungen unternommen. Zu der angekündigten Generalamnestie für alle politischen Gefangenen äußerte sich Clintons Sprecher Mark Toner skeptisch. Assad habe in den vergangenen Wochen und Monaten "viel gesagt", aber wenig getan. Der Wille, den reformwilligen Demonstranten zuzuhören, sei den syrischen Behörden völlig abhandengekommen, so Clinton.

Die Freilassung der politischen Gefangener ist eine zentrale Forderung der Protestbewegung, der sich Syriens Präsident Assad seit Mitte März gegenüber sieht. Der Präsident hatte bereits mehrfach Reformen angekündigt und beispielsweise den seit fast 50 Jahren geltenden Ausnahmezustand aufgehoben. Seine Sicherheitskräfte gehen aber weiter mit großer Härte gegen Demonstranten vor. Die Opposition kritisierte die Amnestie als unzureichend und verspätet.

Minderjährige gefoltert

Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF teilte unterdessen mit, bei den Demonstrationen in Syrien seien mindestens 30 Kinder von Sicherheitskräften erschossen worden. Zwar könnten die genauen Umstände nicht überprüft werden, erklärte UNICEF in New York. Es gebe aber Videobilder, die etwa gefolterte Minderjährige zeigten. Syrische Aktivisten hatten am Wochenende eine Facebook-Seite im Gedenken an einen 13-Jährigen ins Leben gerufen, der ihren Angaben zufolge von Sicherheitskräften in Daraa gefoltert und getötet wurde.

Seit Monaten gehen in ganz Syrien immer wieder Gegner von Präsident Assad auf die Straße. Sie fordern ein Ende seiner elfjährigen Herrschaft und demokratische Reformen. Sicherheitskräfte haben mehrfach versucht, die Demonstrationen gewaltsam niederzuschlagen und dabei zahlreiche Menschen getötet und festgenommen. (APA)