Verstoß gegen die Konzernregeln der Hamburger Mutter "kann nicht geduldet werden": Gruner+Jahr-Auslandsvorstand Torsten-Jörn Klein, hier bei den Österreichischen Medientagen.

Foto: STANDARD/Newald

Bild nicht mehr verfügbar.

Muss gehen: Matthias Schönwandt.

Foto: APA/TONI MADER/RTV MEDIA GROUP

Vize Johannes Werle übernimmt vorerst.

Foto: News

Wien - Die Sorge war offenbar unbegründet, der Hamburger Matthias Schönwandt könnte sich mit dem österreichischen Naturell schwer tun. Kaum Boss der News-Gruppe, übernahm Schönwandt heimische (Un-)Sitten und versüßte offenbar Geschäftspartnern die Zusammenarbeit mit kleinen Aufmerksamkeiten. Kolportiert wird Elektronik im niedrigen vierstelligen Bereich.

Solche Bräuche lassen sich nicht mit den Konzernregeln von Mehrheitsgesellschafter Gruner+Jahr vereinbaren. Seit Dienstag ist Matthias Schönwandt nicht mehr News-Boss. Begründet wird die "einvernehmliche" Trennung mit "einem Verstoß gegen das Regelwerk von Gruner+Jahr". Gruner+Jahr hält an der Verlagsgruppe News rund 56 Prozent, Raiffeisen Niederösterreich-Wien über den Kurier 25,3 Prozent. Die übrigen rund 18,7 Prozent gehören den Gründern der Verlagsgruppe News, Familie Fellner. G+J-Auslandsvorstand Torsten-Jörn Klein verkündete die Ablöse in Wien. Dem STANDARD erklärte er sie so:

STANDARD: Herr Klein, Matthias Schönwandt war erst seit Mitte Februar Chef der Wiener Verlagsgruppe News. Wie kam es zu dieser ebenso raschen wie überraschenden Trennung?

Klein: Matthias Schönwandt hat im Rahmen seiner Tätigkeit als Geschäftsführer etwas unternommen, das mit den internen Regeln von Gruner+Jahr nicht vereinbar ist. Diese Regeln sind allen Mitarbeitern weltweit bekannt und gelten auch für alle Mitarbeiter weltweit. Nach eingehender interner Prüfung und Dokumentation hat Matthias Schönwandt nachweislich gegen diese unsere, zugegebenermaßen strengen internen Richtlinien verstoßen.

STANDARD: Womit konkret hat Schönwandt gegen diese Richtlinien verstoßen? Nach unseren Informationen soll es da um Geschenke zur Pflege von Geschäftsbeziehungen in Größenordnungen im niedrigen Tausenderbereich gegangen sein.

Klein: Die Entscheidung zur einvernehmlichen Trennung war für mich persönlich die schwierigste in meiner gesamten beruflichen Laufbahn. Ich denke, dass alle Mitarbeiter der Verlagsgruppe News und alle Geschäftspartner des Verlages, Matthias Schönwandt in der kurzen Zeit in seiner Funktion als Geschäftsführer und als Mensch sehr zu schätzen gelernt haben. Persönlich habe ich Matthias Schönwandt, den ich ja bereits seit langem kenne, als hochprofessionellen und in höchstem Maße integeren Kollegen kennengelernt. Tatsache ist aber leider, dass er einen Fehler begangen hat. Dass es nun zur Trennung gekommen ist, beruht übrigens auf einer einstimmigen Gesellschafterentscheidung.

STANDARD: Worum ging es konkret?

Klein: Konkreter geht es leider nicht. Lassen Sie mich aber andersherum antworten: Dies ist ein klares Zeichen dafür, wie ernst Gruner + Jahr, ein in über 30 Ländern agierendes Verlagshaus, dieses Regelwerk nimmt. Gleichzeitig nehme ich übrigens aus vielen Gesprächen mit den Mitarbeitern vor Ort wahr, dass die Trennung, trotz der ohne Zweifel großen Beliebtheit von Matthias Schönwandt, verstanden und respektiert wird, eben auch, weil unsere Mitarbeiter zu Recht erwarten dürfen, dass geltende Regeln für alle gelten, auch für Geschäftsführer.

STANDARD: Wie geht es bei der News-Gruppe weiter?

Klein: Aktuell stehen wir alle unter Schock. Schönwandt hatte in kurzer Zeit intern wie extern sehr viel bewegt. Nun ist die Situation aber, wie sie ist, und ich bin sehr froh, dass Johannes Werle zu seinen Geschäftsführeraufgaben als CFO und COO den Vorsitz der Geschäftsführung interimistisch mit übernimmt. Johannes Werle ist über viele Jahre im Verlag tätig und ich bin sicher, dass er diese schwierige Situation mit dem Generalbevollmächtigten, Helmut Hanusch, nach innen und außen sehr professionell und mit der notwendigen Ruhe und Souveränität meistern wird.

STANDARD: Schon einen Kandidaten für die fixe Nachfolge?

Klein: Nein, mit so etwas war nicht zu rechnen und keiner hat sich das gewünscht. Wir werden nun im Gesellschafterkreis diskutieren, was zu tun ist. Einen Schnellschuss wird es jedenfalls nicht geben, die Nachfolgesuche wird einige Zeit in Anspruch nehmen. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 1./2.6.2011)