Wien - Mit welchen Tricks, Anpassungen und in welchen Lebensräumen die "Schmarotzer" der Tierwelt ihre Existenzen bestreiten, führt ab Mittwoch bis zum 12. September eine umfangreiche Ausstellung im Naturhistorischen Museum Wien vor. So ist beispielsweise der Kleine Leberegel ein besonders trickreicher Vertreter der Parasiten. Er lebt eigentlich in Schafen, doch zunächst nutzt er zwei Zwischenwirte, Schnecke und Ameise, um zum eigentlich lebenswichtigen Partner zu gelangen. Dabei greift er sogar in das Verhalten der Ameise ein und bringt das Insekt dazu, auf einen Grashalm zu klettern und sich dort festzubeißen - das Schaf wird den Grashalm schon fressen.

Im Bild: Hunde-Haarbalgmilbe (Demodex canis).

Foto: Bayer Animal Health GmbH

Parasiten "sind faszinierende Lebewesen", die sich im Rahmen der Evolution eine sehr bedeutende Nische geschaffen haben, erklärte NHM-Direktor Christian Köberl anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Parasiten - Life undercover" am Dienstag. Die vom Berliner Museum für Naturkunde konzipierte Sonderausstellung zeigt in drei Schauräumen die Welt der "Schmarotzer", beleuchtet ihren Bezug zum Klimawandel und thematisiert Parasiten als Krankheitserreger, aber auch Hoffnungsträger der Medizin.

Im Bild: Haarlinge (Trichodectes canis).

Foto: Bayer Animal Health GmbH

"Als Medizinerin würde ich sagen, dass man die Parasiten erst einmal primär als Feind des Menschen ansieht", sagte Ursula Wiedermann-Schmidt, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Tropenmedizin und Parasitologie. Etwa, weil durch Parasiten ausgelöste Erkrankungen wie Malaria oder die Schlafkrankheit nach wie vor weltweit ein großes medizinisches Problem darstellen.

Im Bild: Gelbfiebermücke (Aedes aegypti).

Foto: Bayer Animal Health GmbH

Doch mit der sogenannten Hygienehypothese könnte sich auch ein anderer Blickwinkel auf die Erreger ergeben. Diese Hypothese besagt, "dass ein Rückgang von bestimmten Infektionskrankheiten in unseren Breiten, da gehören die Parasiteninfektionen dazu, mit einem deutlichen Anstieg von Allergien und Autoimmunerkrankungen einher gegangen ist", so die Medizinerin.

Eine mögliche Erklärung dafür sei, dass die Parasiten "unser Immunsystem auch so beeinflussen können, dass es sehr wohl auch zur Verhinderung von entzündlichen Erkrankungen kommt". Das würde bedeuten, "dass die Parasiten auf einer anderen Ebene sehr gute Dienste für uns leisten könnten". Dem widme sich auch die aktuelle medizinische Forschung, um etwa neue Therapien gegen Allergien und andere Erkrankungen zu entwickeln.

Im Bild: Lungenwurm (Angiostrongylus sp.)

Foto: Bayer Animal Health GmbH

Teil der Ausstellung, die neben Schaukästen auch Modelle und Animationsfilme umfasst, ist aber auch die hauseigene Sammlung von parasitischen Würmern des NHM - "weltweit eine der ältesten und größten", wie es hieß. Auch wenn Parasiten in der öffentlichen Wahrnehmung eher Anrüchigkeit oder Grausamkeit umgebe, so "ist es aus meiner Sicht nicht unanständig, Parasiten zu mögen", so Helmut Sattmann, Direktor der dritten Zoologischen Abteilung des NHM.

Im Bild: Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus)


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NHM: Parasiten - Life undercover

Foto: Bayer Animal Health GmbH