Vielleicht mit Credits gekauft, die von China-Häftlingen zwangsweise erspielt wurden: "Spectraltiger" aus World of Warcraft.

Foto: Blizzard

Onlinespieler nennen es "Goldschürfen": durch Geschick Guthaben in Onlinespielen wie World of Warcraft ansammeln, die zum Kauf von Spielfiguren verwendet oder beim Verkauf an andere Spieler in Bargeld verwandelt werden. Dieses Schema nutzen Wärter chinesischer Straflager zu ihrem persönlichen Profit: Bei Tag müssen die von ihnen bewachten Häftlinge physische Arbeit verrichten, bei Nacht in Onlinespielen Punkte sammeln. Bekannt wurde dies jetzt durch einen Bericht der britischen Zeitung Guardian aufgrund der Information eines chinesischen Whistle Blowers.

Mehr Geld durch Onlinespiele

"Die Gefängnisbosse verdienen mehr Geld, indem sie die Häftlinge zum Onlinespielen zwingen, als durch die manuelle Zwangsarbeit im Lager", erklärte der frühere Wärter Liu Dali. 2004 wurde er selbst zu drei Jahren Strafarbeit verurteilt, weil er die örtliche Regierung über Korruptionsfälle in seiner Heimatstadt informierte.

Minenarbeiten tagsüber

Liu musste untertags Minenarbeiten verrichten, Stäbchen und Zahnstocher aus Holz für den Export nach Südkorea schnitzen sowie zur persönlichen "Besserung" kommunistische Pamphlete auswendig lernen. Nach der Arbeit "mussten wir spielen, bis wir fast nicht mehr sehen konnten. Wenn wir die Quoten nicht erreichten, wurden wir in den Quartieren mit Plastikrohren geschlagen."

400.000 "Goldschürfer"

Einer Schätzung der Universität Manchester aus 2009 zufolge gibt es weltweit rund 400.000 "Goldschürfer", 85 Prozent davon in China und Vietnam - während Millionen an Onlinespielern bereit sind, diese Credits zu kaufen, um ihr Spiel voranzutreiben. Das populäre World of Warcraft hat rund zwölf Millionen Abonnenten. Die Weltbank bezifferte den Wert des "Goldschürfens" 2009 auf drei Milliarden Dollar (2,1 Mrd. Euro). (spu/ DER STANDARD Printausgabe, 27. Mai 2011)